Blackout-Vorsorge

Ignorierte Warnungen - Taleb WasserfallIn den vergangenen Monaten ist das Thema Blackout-Vorsorge in Österreich häufiger in den Medien thematisiert worden, u.a. in Folge der Großstörung am 8. Januar, die im GfKV-Newsletter 04 ausführlich analysiert wurde. So hat etwa auch das Österreichische Bundesheer erneut vor einem Blackout binnen der nächsten fünf Jahre in der Sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2021 gewarnt. Die Beantwortung von mehreren parlamentarischen Anfragen weist eher auf eine nicht akzeptable Verantwortungsdiffusion hin. Niemand will wirklich Verantwortung und die Themenführerschaft übernehmen. In Deutschland noch deutlich schlimmer als in Österreich. Wie sich in den vergangenen Monaten etwa bei der katastrophalen Flutkatastrophe oder bei den Entwicklungen in Afghanistan gezeigt hat, betrifft das nicht nur dieses Thema.

Dennoch nehmen die Blackout-Vorsorgeaktivitäten in Österreich deutlich zu, auch wenn es dabei immer wieder zu ernüchternden Ergebnissen kommt, wie etwa, dass die Trinkwasserversorgung doch nicht überall, so wie das gerne kommuniziert wird, gesichert ist. Siehe etwa eine Oberösterreichische Erhebung: Ohne ausreichend Strom geht uns das Wasser aus. Aber auch aus anderen Bundesländern sind solche Erkenntnisse bekannt. Es geht nicht darum, dass alles abgesichert werden muss. Aber die Schwachstellen müssen jetzt bekannt gemacht und klar kommuniziert werden, damit sich die Menschen darauf vorbereiten können.

Ohne Wasserversorgung ist kaum eine Krisenbewältigung möglich! Umso erstaunlicher ist, dass ein Wasserversorger einer deutschen Millionenstadt meint: „Im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls und dem damit einhergehenden Ausfall der leitungsgebundenen Trinkwasserversorgung, fällt die Aufgabe der Trinkwasserversorgung in die Zuständigkeit der Innenbehörde. Die Trinkwassernotversorgung der Bevölkerung erfolgt dann über Notbrunnen.“ Hier sind wir ganz klar bei einer gefährlichen Verantwortungsdiffusion.

Besonders erfreulich ist, dass nun der Oberösterreichische und Niederösterreichische Landtag noch vor der Sommerpause einen Allparteienbeschluss gefasst hat, das Thema Blackout-Vorsorger konkreter und auf allen Ebenen angehen zu wollen. Die notwendige Eigenvorsorge wurde dabei besonders betont. Eine überparteiliche Vorgangsweise ist bei diesem Thema besonders wichtig.

Ernüchternd sind auch die Erkenntnisse aus einer aktuellen Dissertation zu den Auswirkungen eines großflächigen und langandauernden Stromausfalls auf Nutztiere in Stallhaltungen: Der Abgleich der geforderten Maßnahmen mit den Schutzzielen kommt zu dem Schluss, dass die bisher geltenden Vorschriften eine gute Grundlage zum Schutz der Tiere liefern, insbesondere für den normalen Betrieb und bei kurzzeitigen Störungen auf Einzelbetriebsebene. Bei Großstörungen, wie in Folge eines Blackouts, greifen die bisherigen Vorgaben zu kurz. Es ist davon auszugehen, dass bei einem Blackout ein erheblicher Teil der landwirtschaftlichen Nutztiere nicht überlebt, sodass Kadaver über das normale Maß hinaus anfallen werden. Es ist daher zwingend erforderlich eine Strategie zu entwickeln, wie in so einer Ausnahmesituation mit den anfallenden Kadavern umgegangen werden soll.

Darüber hinaus bahnt sich eine weitere mögliche Krise an: Die Gasversorgung in Europa. Während die Gaslager in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt bereits zu 2/3 gefüllt waren, sind es heuer gerade einmal 1/3. Zudem steigen die Preise extrem an, was auch bei den Strompreisen zu beobachten ist: Im gesamten Juli 2021 gab es nur 2 Tage, wo es weder negative Strompreise noch Preise über 100 Euro gab. Dieses Jahr gab es bis zum 28. August bereits 369 Stunden mit Preisen über 100 Euro pro Megawattstunde (MWh). Im gesamten (!!!) Jahr 2017, mit dem bisherigen Höchststand, waren es gerade einmal 57 Stunden. Damit wurde auch 2020 mit der bisher höchsten Anzahl an Stunden mit negativen Preisen (298 Stunden) bereits deutlich übertroffen.

Blackout-Simulation „Neustart“ für Gemeinden und Krisenstäbe

Beta-Version Neustart im Einsatz

Beta-Version Neustart im Einsatz

Derzeit laufen mehrere Vorbereitungen seitens der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV), um Österreich krisenfit zu machen. Unter anderem sind wir in der Finalisierung der Blackout-Simulation „Neustart“ für Gemeinden und Krisenstäbe, welche ab Spätherbst auf dem Markt verfügbar sein wird. Besonders erfreulich ist, dass das Land Oberösterreich bereits eine Anschaffung für alle Oberösterreichischen Gemeinden in Auftrag gegeben hat. Weitere Gespräche laufen und es gibt auch bereits internationale Anfragen. 

Mit der Simulation Neustart kann eine sehr realistische und ganzheitliche Blackout-Bewältigung am Beispiel einer Kleinstadt geübt und trainiert werden. Und das gleichzeitig bei einem sehr geringen Ressourcenaufwand. Mit dieser Simulation können viele Rückschlüsse für die praktische Blackout-Vorsorge gewonnen werden und Hilfestellungen, wie etwa die Blackout-Arbeitsmappe für Gemeinden, werden greifbarer.

Neustart ist für jede Art von Krisenstab nützlich, da es um die Bewältigung von vernetzten Krisen über einen längeren Zeitraum geht. Nur wenige Organisationen können sich wirklich einen Krisenstab in einer Mehrfachbesetzung leisten. Zum anderen können am Beispiel einer Kleinstadt viele vernetzte Zusammenhänge vermittelt werden, die auch in vielen anderen Bereichen relevant sind. 

Sollten Sie bereits jetzt eine Reservierung vornehmen wollen, dann schicken Sie uns bitte einfach eine kurze Nachricht. Sie bekommen dann fortlaufend weitere Information. Weitere Informationen sowie das finale Design werden im nächsten Newsletter vorgestellt. Ebenso Details zur nationalen Vorsorgekampagne „Mach mit! Österreich wird krisenfit!“

Psychologie eines Blackouts

Die GfKV hat mit dem Diplompsychologen John Haas ein Whitepaper „Psychologie eines Blackouts“ herausgegeben, wo auch diese wichtigen Aspekte beleuchtet werden. Weitere Aufbereitungen befinden sich in Bearbeitung.

 

Weiterführende Beiträge und Informationen

Blackout-Vorsorge

Stromversorgungssystem

Krisen-/Vorsorge