Letzte Aktualisierung am 16. Juni 2025.

In diesem Beitrag werden im Sinne der Systemsicherheit bedenkliche Ereignisse im europäischen Stromverbund gesammelt, die auch als „schwache Signale“ im Sinne von „Das Unerwartete managen“ verstanden werden. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Die Informationen stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen.

Bb Achtsamkeit

13. Juni 2025: 🚨 NSL-Interkonnektor 49,66 Hz 🚨

🇬🇧 GB: Um 13:17 UTC löste die HGÜ-Verbindungsleitung North Sea Link (NSL) zwischen Norwegen und Großbritannien unerwartet aus, wodurch rund 1,4 GW an Importen in das britische System entwichen.
Die GB-Frequenz fiel stark auf 49,66 Hz, was einen raschen Einsatz von Reserven nach oben auslöste.
➤ In der Zwischenzeit stieg die Frequenz des nordischen Netzes auf 50,41 Hz, was auf einen plötzlichen Leistungsüberschuss zurückzuführen ist.

GB Systemantwort-Snapshot:
➤ Der Wind war bereits schwach und nahm ab (<4,5 GW)
➤ GuD-Anlagen fuhren stark hoch (mehr als 1,5 GW),
➤ Pumpspeicherkraftwerke reagierten sofort,
➤ BESS sorgten für eine schnelle Frequenzreaktion,
➤ Biomasse und andere Dispatchables halfen, das Gleichgewicht zu halten,
➤ Ein vorübergehender Nachfragerückgang spiegelte das frequenzabhängige Lastverhalten wider.

Die Frequenz erholte sich in knapp 3 Minuten, aber ist das schnell genug für einen 1,4-GW-HGÜ-Schock, oder langsamer, als wir erwarten sollten?

Dieses Ereignis erinnert uns daran: Bei der Stabilität geht es nicht nur um Tiefpunkte oder Erholungsgeschwindigkeit, sondern auch um RoCoF, Regelungssättigung und die Asymmetrie der Auswirkungen zwischen gekoppelten Systemen.

Da HGÜ-Verbindungsleitungen immer größer werden, dürfen wir sie nicht länger als passive Brücken behandeln. Sie sind dynamische Teilnehmer, die sowohl die Risikoübertragung verstärken als auch den Energiehandel ermöglichen. Stabilitätsmodelle und Betriebsplanung müssen dies widerspiegeln.

11. Juni 2025: 🚨 Kraftwerksausfall UK ➔ 49,77 Hz 🚨

🇬🇧 GB (Gridradar): Heute, am 11.06.2025, um 10:24:34,7 UTC, führte eine schnelle Abschaltung einer Turbine in einem Kraftwerk in Plymouth zu einem plötzlichen Verlust von 905 MW Stromproduktion. Dieses plötzliche Ungleichgewicht verursachte einen Frequenzabfall von 300 mHz im britischen Stromnetz, was eine der schwerwiegendsten kurzfristigen Abweichungen der letzten Monate darstellt.

Besonders bemerkenswert an diesem Ereignis ist das Ausmaß des Frequenzabfalls, der den während des Ausfalls von Viking Link am 27. April beobachteten Wert bei weitem übertraf. Diese stärkere Reaktion des Systems wurde durch den reduzierten Anteil rotierender Massen verstärkt – insbesondere in den Morgenstunden eines sonnigen Arbeitstages, an dem konventionelle Synchrongeneratoren weniger stark vertreten sind und Wechselrichter-basierte Quellen dominieren.

Die daraus resultierende Instabilität zeigte eine charakteristische räumliche Ausbreitung. Interessanterweise spielte der Großraum London aufgrund seines konzentrierten Verbrauchs und seiner elektrischen Trägheit eine kurzfristig stabilisierende Rolle und wirkte sich leicht dämpfend auf die Ausbreitung des Frequenzabfalls aus. Dieser Vorfall unterstreicht die zunehmende Anfälligkeit des Stromnetzes gegenüber Störungen in Zeiten reduzierter Netzträgheit und verdeutlicht die strategische Bedeutung geografisch verteilter Dämpfungskapazitäten.

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18. Mai 2025: 🚨🚨 Blackout in Nordmazedonien 🚨🚨

MK/MEPS: Hohe Spannungen und geringer Verbrauch im südosteuropäischen Stromnetz führten am frühen Sonntag zu einem kurzzeitigen Stromausfall in Nordmazedonien, der weite Teile des Landes für etwa eine Stunde im Dunkeln ließ.

ENTSO-E: In den frühen Morgenstunden des 18. Mai kam es in Nordmazedonien zu einem teilweisen Stromausfall, der zu einem fast vollständigen Ausfall der Stromlast für 1,5 Stunden führte. MEPSO A.D., der nationale Übertragungsnetzbetreiber, stellte das System rasch wieder her.

28. April 2025: 🚨🚨 Blackout Iberische Halbinsel 🚨🚨

27. April 2025: Ausfall des Viking-Links ➔ GB 49,78 Hz 🚨 

Gridradar: Am 27. April, um 02:05 UTC, fiel der Viking Link aus. Während die Auswirkungen auf das kontinentaleuropäische System relativ gering waren (ca. 50 mHz), verursachte die Abschaltung in Großbritannien einen deutlichen Frequenzeinbruch um 190 mHz auf 49,78 Hz.

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03. April 2025: 49,82 Hz im kontinentaleuropäischen Netz

Gridradar: Am 03.04.2025 um 07:00 Uhr (UTC) kam es zu einem außergewöhnlich starken Frequenzabfall mit einem Tiefpunkt unter 49,82 Hz. Dies deutet auf eine starke Unterproduktion aufgrund der stündlichen Verschiebung hin. Der Vergleich der Phasorwinkeldaten aus Ost- und Westeuropa zeigt einen Abfall im Nordosten, aber auch in der Balkanregion um ca. 30 Sekunden vor der Stundenverschiebung.
Dies könnte zu einem automatischen Lastabwurf in einer der westeuropäischen Regelzonen geführt haben.

30. Januar 2025: Ausfall IFA Interconnector ➔ GB 49,65 Hz 🚨 

Am 30. Januar 2025 kam es um 9:00 Uhr zu einem weiteren Ereignis im britischen Stromnetz, als der IFA2-Interconnector abgeschaltet wurde, was zu einem plötzlichen Verlust von 923 MW importierter Energie führte. Dadurch fiel die Netzfrequenz unter 49,65 Hz, was eine sofortige Reaktion der Regelreserve auslöste, um die Stabilität wiederherzustellen.