Letzte Aktualisierung am 11. Mai 2025.

Am 28. April 2025 ereignete sich auf der Iberischen Halbinsel (Spanien und Portugal) eine folgenschwere Großstörung, die zum vierten europäischen Blackout und zum zweiten innerhalb eines Jahres führte. Die Wiederherstellung der Stromversorgung dauerte zwischen 4 und 18 Stunden.

Auch wenn es erste Einschätzungen zu den möglichen Ursachen gibt, wird es noch Monate dauern, bis eine genauere Analyse vorliegt, da es sich wie bei jedem derartigen Ereignis um eine Verkettung von an sich beherrschbaren Einzelereignissen handelte.

Die Geschwindigkeit, mit der das System kollabierte, deutet eindeutig auf eine Komplexitätsüberlastung in einem eng vernetzten System hin, das an seine Grenzen gestoßen ist. Diese Sequenz war ein „normaler Unfall“ wie aus dem Lehrbuch-Szenario: Mehrere Ausfälle, die fast gleichzeitig auftraten und sich gegenseitig verstärkten.

Bisherige Blackouts Im Europäischen Verbundsystem

Dieser Beitrag wird noch laufend ergänzt. Es kann sein, dass noch nicht alles richtig ist, da es derzeit sehr viele und auch widersprüchliche Informationen gibt. Für entsprechende Hinweise bin ich dankbar:

Anmerkung zur bisher größten Großstörung im europäischen Verbundnetz am 4. November 2006: Das war aus meiner Sicht kein Blackout im Sinne eines Systemausfalls, auch wenn 10 Millionen Kunden abgeschaltet wurden, um einen Blackout zu verhindern. Die Frequenz ging nirgendwo auf null, und das ist das entscheidende Kriterium! Deshalb war auch der Vorfall am 24. Juli 2021 in Spanien kein Blackout, obwohl auch dort eine Million Kunden für eine Stunde abgeschaltet wurden.

Erkenntnisse

Ortwin Renn

Es wird also klar, dass Unfälle und Katastrophen nicht in Einzelfällen und nur aufgrund von menschlichem Versagens auftreten. Sondern die Wahrscheinlichkeit eines Störfalls, der zu einem Unfall oder einer Katastrophe wird, steigt mit zunehmender Komplexität und Kopplung eines Systems. Je komplexer und je enger gekoppelt ein System ist, umso effizienter ist es auch. Aber in gleichem Maße steigt die Wahrscheinlichkeit eines unvermeidbaren Unfalls, der aufgrund der komplexen Interaktion der Komponenten nicht oder kaum beherrschbar ist. Katastrophen sind also normal, ihnen kann nur versucht werden, durch Antizipation der möglichen Folgen in allen Richtungen entgegenzuwirken. Aufgrund der unvorhersehbaren Wechselwirkungen wird man sie aber nie sicher machen können. Wenn Unfälle aber unvermeidbar sind, muss man sich entscheiden, bei welchem Nutzen man welche Risiken in Kauf nehmen will. (Normale Katastrophen nach Perrow, 2001; siehe auch Das Risikoparadox)

⚠️ Red Eléctrica warnte im Februar 2025 vor den Risiken im spanischen Stromnetz ⚠️

👉 Im Jahresbericht 2024 warnte der Systembetreiber Red Eléctrica seine Investoren ausdrücklich vor der Gefahr von „Stromabschaltungen“, die „schwerwiegend“ sein und die Stromversorgung aufgrund der hohen Durchdringung erneuerbarer Energiequellen „erheblich“ beeinträchtigen könnten. 

 👉 Das Unternehmen verwies auf die zunehmende Erzeugung aus wetterabhängigen Quellen, insbesondere durch kleinere Anlagen (z.B. für den Eigenverbrauch), und die gleichzeitige Reduktion der Fähigkeit zur Beherrschung von Störungen (fehlende Momentanreserve oder Speicher, die sich netzdienlich verhalten).

Wir können die realität ignorieren

Red Eléctrica räumte in einem Bericht ein, dass das System sechs Tage vor dem Stromausfall unter einer Kombination von Ursachen litt, die nie gleichzeitig aufgetreten waren.

Am 22. und 24. April kam es im System zu mehreren Vorfällen, die es vorher noch nie gegeben hatte. Die Abschaltung der erneuerbaren Energieerzeugung hat die Spannungen weiter erhöht.Beide Berichte vom 22. und 24. April beschreiben ähnliche Situationen wie am Tag des großen Stromausfalls. Besonders relevant ist, dass Red Eléctrica schriftlich zugibt, dass es am 22. zu einer Reihe von Vorfällen gekommen sei, die zwar „im Betrieb relativ häufig“ vorkämen, „abernie alle gleichzeitig auftraten“. Ungleichgewichte im internationalen Handel, instabiles Verhalten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Spannungsschwankungen in verschiedenen Bereichen des Systems. Bei diesen beiden Gelegenheiten, am 22. und 24. April, gelang es den Technikern, das System innerhalb weniger Minuten zu stabilisieren . Doch sechs Tage später, am 28., war diese Eindämmung nicht mehr möglich.

Die ersten Ableitungen

Die erste und wichtigste Ableitung: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit und deshalb sollten wir uns besser auf ein solches oder ähnlich mögliche Ereignisse vorbereiten! Dazu finden Sie auf dieser Seite zahlreiche HilfestellungenSorgen Sie einfach für sich und Ihre Familie vor. Es kostet nicht viel, schafft aber eine große Sicherheit in Krisensituationen. Natürlich hoffen wir, dass wir das alles nie brauchen. Aber lieber haben und nicht brauchen, als unangenehm überrascht zu werden.

Leitfäden

Generell lässt sich sagen, dass es bereits nach wenigen Stunden zu intensiven Spekulationen und Schuldzuweisungen kam und kommt. KI-generierte Analysen verstärken die Informationsflut und erhöhen die Unübersichtlichkeit. Wie so oft im Umgang mit systemischen Problemen gilt es daher auch hier, sich nicht zu sehr in Details zu verlieren, sondern den Überblick zu behalten und die wesentlichen Muster zu erkennen. Die Detailanalysen der Spezialisten im Stromnetz werden erfahrungsgemäß Monate in Anspruch nehmen. Und letztlich ist es auch zweitrangig, was dabei herauskommt, da das Grundproblem seit langem bekannt ist und eine schnelle Lösung nicht zu erwarten ist.

Systemverständnis

Es kann jederzeit und überall wieder passieren! Das ist aus meiner Sicht die derzeit entscheidende Erkenntnis von Michael Fette, mit dem ich seit Jahren in Kontakt stehe. Leider wurden seine Warnungen bisher ebenso wenig ernst genommen wie meine. Aber der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht, wie ein bekanntes Sprichwort sagt.

Das Problem ist ein Systemproblem, das nicht einfach und schnell zu lösen ist, sondern enorme Anstrengungen erfordert. Nicht die Erneuerbaren oder andere sind per se schuld, sondern wir verändern mit der Transformation und den damit verbundenen dynamischen Veränderungen der Parameter das gesamte Systemverhalten, was bereits sehr deutlich beobachtet werden kann. Ein solches System kann daher jederzeit instabil werden. Die bisherigen Schutzkonzepte reichen nicht mehr aus und müssen angepasst werden!

Ich rechne daher mit weiteren Ereignissen dieser oder ähnlicher Art, auf die man sich vorbereiten kann und muss. Wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir selbst in der Hand haben und wo wir selbst unmittelbar etwas verändern können. Alles andere ist Zeitverschwendung, unnötige Aufregung und bringt uns in den seltensten Fällen wirklich weiter. Das gilt insbesondere auch für die toxische Polarisierung, die sich auch hier weiter verschärfen wird. Deshalb noch einmal der Hinweis: In einer komplexen Welt, wie wir sie uns geschaffen haben, funktioniert kein Entweder-oder-Denken, sondern nur ein Sowohl-als-auch-Denken, das auch mit Widersprüchen leben kann, weil sie unvermeidlich sind. Deshalb möchte ich auch an dieser Stelle auf die sehr wertvollen Erkenntnisse aus dem Buch 12 Gesetze der Dummheit verweisen.

Zudem befinden wir uns derzeit in einer sehr kritischen geopolitischen Lage. Gerade angesichts der zunehmenden Sabotagegefahr im Rahmen der hybriden Kriegsführung gegen Kritische Infrastrukturen und der postulierten politischen Absicht, die Verteidigungsfähigkeit wiederherstellen zu wollen, fehlt die notwendige Ernsthaftigkeit, das Thema Vorsorge nachhaltig anzugehen. Denn Zivile Verteidigung oder Umfassende Landesverteidigung braucht eine starke Basis, eine widerstandsfähige Bevölkerung, die nicht bei der ersten größeren Versorgungsstörung zusammenbricht. Das Thema Vorsorge ist also mehr als ein „nice to have“, sondern eine wesentliche Grundlage für eine resiliente Gesellschaft.

Gesellschaftliche und staatliche Handlungsfähigkeit beginnen bei der individuellen Vorsorge. Wer von militärischer oder ziviler Verteidigungsfähigkeit spricht, ohne die Grundversorgung zu sichern, verkennt die Realität. Wir brauchen ein Umdenken – weg vom Silodenken, hin zu einer umfassenden, sektorübergreifenden Krisenvorsorge. Es geht also um unsere gemeinsame Zukunft und nicht um ein Randthema, auch wenn es oft so behandelt wird.

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Eigene systemische Betrachtungen und Gespräche

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Weitere Hinweise

  • Aus Spanien gibt es Hinweise, dass es bereits in der Vorwoche zu zwei Beinahe-Ausfällen gekommen ist, ähnlich wie im letzten Jahr auf dem Balkan 
  • Die Zusammenhänge zwischen der Erzeugung aus erneuerbaren Energien und einer unzureichenden Systemanpassung sind ähnlich wie beim Blackout in Chile am 25. Februar 2025.
  • In einer Warnung, die sich heute wie eine Vorahnung liest, schrieb die Muttergesellschaft des spanischen Netzbetreibers im Februar in ihrem Jahresbericht, dass das Management des Systems eine Herausforderung sei. „Die hohe Durchdringung der erneuerbaren Energien ohne die notwendigen technischen Fähigkeiten, um sie im Falle einer Störung ordnungsgemäß zu betreiben, […] kann zu schwerwiegenden Ausfällen bei der Stromerzeugung führen“, hieß es. Neue Technologien könnten helfen: Mehr Batterien können zur Stabilisierung des Netzes beitragen, und neue Systeme, so genannte synthetische Trägheitskraftwerke, können die Rolle übernehmen, die alte Spinnkraftwerke im neuen Solar- und Windzeitalter gespielt haben. Beide Systeme werden jedoch nur langsam eingeführt.
  • Red Eléctrica schließt die Lieferung aller zuvor angeforderten Daten an die Kommission zur Analyse des Blackouts ab. Diese „Blackbox“ stellt ein Kontingent von Millionen von Daten dar, die sowohl aus der Systembetriebsaktivität als auch aus den übrigen Computersystemen des Unternehmens stammen.
  • Das spanische Mobilfunknetz ist auf 6 Stunden Notbetrieb ausgelegt. Es kam aber erwartungsgemäß zu massiven Überlastungen. LTE (4G) funktionierte länger.
  • Analysen Luis Badesa, Associate Professor at UPM
  • Niemand kann behaupten, nicht gewusst zu haben, dass die massive Integration der erneuerbaren Energien (ein lobenswertes Ziel, das von fast allen unterstützt wird) erhebliche Änderungen der Vorschriften, der Investitionen in die Netze und der Verfahren der Systeme und Betreiber erfordert, wenn die Versorgung weiterhin gewährleistet und die Risiken eines Stromausfalls verringert werden sollen. Ich kann bestätigen, dass zumindest die REE-Techniker von Anfang an darauf bestanden haben. Der letzte bekannte Bericht stellt fest, dass „der massive Einstieg in die erneuerbare Stromerzeugung, die größtenteils auf Leistungselektronik basiert, eine Änderung der Anforderungen an die Schutzsysteme zur Folge hat“. Jordi Sevilla ist Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Präsident der REE.

Chronologie und Netzwiederaufbau

Vorläufig bekannte Chronologie

Es gibt viele unterschiedliche bzw. widersprüchliche Aussagen, insbesondere über den zeitlichen Verlauf des Ausfalls, d.h. über mögliche Ursachen oder Folgen. Daher wird es hier sicher noch Änderungen geben. Entscheidend ist das eingangs angeführte Statement: Die Geschwindigkeit, mit der das System kollabierte, deutet eindeutig auf eine Komplexitätsüberlastung in einem eng vernetzten System hin, das an seine Grenzen gestoßen ist. Diese Sequenz war ein „normaler Unfall“ wie aus dem Lehrbuch-Szenario: Mehrere Ausfälle, die fast gleichzeitig auftraten und sich gegenseitig verstärkten. Ein oder mehrere noch zu bestimmende Ereignisse lösten eine Ereigniskette aus, die innerhalb von fünf Sekunden eine Trennung von der europäischen Stromversorgung und einen Ausfall der Stromversorgung der Halbinsel auslöste.

  • Rund um 12:05 und 12:20 Uhr wurden Oszillationen beobachtet, welche auch auf der anderen Seite des Verbundsystems im Baltikum beobachtet wurden.
  • Bis 12:30 Uhr: Hohe Erzeugung (27 GW), darunter 15 GW Solar, 3-4 GW Wind, geringer Verbrauch. Stromexport nach Frankreich und Portugal.
  • 12:33:16 Uhr: Im Netz kommt es zu einem „Ereignis“, bei dem es sich offenbar um einen Stromerzeugungsausfall handelt. Die Frequenz sinkt plötzlich, aber das Netzwerk stabilisiert sich selbst.
    +1,5 Sekunden: Es kommt zu einem weiteren Verlust eines Stromerzeugers. Dieses zweite Ereignis destabilisiert das Netzwerk.
    +3,5 Sekunden: Die Instabilität führt zur automatischen Abkopplung von Frankreich und Europa. Die Frequenz im iberischen Netz steigt rasch an (> 51 Hz). Binnen fünf Sekunden fallen schlagartig rund 15 Gigawatt Erzeugungsleistung aus, was knapp 60 % der zu diesem Zeitpunkt im Netz befindlichen Leistung entsprach. Es kommt zu einem kaskadierenden Zusammenbruch: Ein Netzwerkelement nach dem anderen fällt. Spanien und Portugal sind ohne Strom, also im Null-Strom-Zustand.

Die Unbekannten und weitere Faktoren

  • „Wir wissen immer noch nicht, was das ursprüngliche Ereignis war“. Was wir identifizieren konnten, sind die beiden Stromausfälle aufgrund der vermuteten Auswirkungen auf die Netzfrequenz. Zwischen den beiden Ereignissen lagen nur 1,5 Sekunden.
  • Es gibt Anzeichen einer möglichen früheren Instabilität im Netzwerk. Gegen 12:05 und 12:20 Uhr zeigen die Frequenzdaten Schwingungen an Messpunkten in Malaga. Diese Schwankungen könnten auch Anzeichen für bereits bestehende Probleme in Netzwerkelementen sein.
  • Solange kein isolierter technischer Defekt oder Unfall größeren Ausmaßes festgestellt wird, deuten die Anzeichen auf ein Systemversagen hin. Das Netzwerk scheiterte aufgrund einer Verkettung von Problemen, anstatt Widerstand zu leisten.
  • Die fehlende Trägheit im System: Viele Experten sind der Ansicht, dass der Einfluss der Solar- und Windenergie zum Zeitpunkt des Stromausfalls möglicherweise zu der Kaskade von Ausfällen nach der anfänglichen Instabilität beigetragen hat. Vor dem Vorfall wurde das spanische Netz hauptsächlich mit Solarenergie (59 %) und Windenergie (11 %) versorgt. Hohe Werte mit historischer Perspektive.
  • Die schlechte Anbindung an Europa.

Netzwiederaufbau

  • Um 17:00 Uhr gab Red Eléctrica über die sozialen Netzwerke bekannt, dass die Regionen Katalonien, Aragonien, Baskenland, Galizien, La Rioja, Asturien, Navarra, Kastilien-León, Extremadura und Andalusien wieder mit Strom versorgt werden. Nur eine Stunde später wurde mitgeteilt, dass auch in Madrid, in der Region Valencia, in Murcia und in Kastilien-La Mancha die Stromversorgung wiederhergestellt werden konnte.
  • Um 19:00 Uhr waren rund 35 Prozent der Kunden wieder versorgt.
  • Um 22:00 Uhr waren rund 43 Prozent der Kunden wieder versorgt.
  • Um 06:00 Uhr morgens waren 99 % der Kunden wieder versorgt.

 

  • Drei der fünf schwarzstartfähigen Kraftwerke waren aufgrund einer von der Verwaltung überwachten Geschäftsentscheidung während der planmäßigen Wartung stillgelegt. Nur zwei waren betriebsbereit. Dadurch verlief die Wiederherstellung deutlich langsamer und schwächer, als es ein normaler Notfallplan vorsieht. Das Ergebnis ist, dass nach fast 10 Stunden lediglich 35 bis 40 Prozent der nationalen Versorgung wiederhergestellt werden konnte.
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Systemanalyse Michael Fette

Michael Fette ist einer der wenigen hochkarätigen Experten, die sich weltweit seit Jahrzehnten mit nichtlinearen Effekten in Stromversorgungssystemen beschäftigen und oft dann zu Rate gezogen werden, wenn bei größeren Problemen und Schäden mit allen bekannten (Mess-)Methoden (Power Quality etc.) keine Ursachen gefunden werden können. Er warnt auch seit langem vor der unterschätzten Gefahr eines unsystematischen Umbaus des Stromversorgungssystems und einer unterkomplexen Herangehensweise.

ENTSO-E expert panel

09.05.25: ENTSO-E expert panel initiates the investigation into the causes of Iberian blackout

Nach dem Stromausfall auf der iberischen Halbinsel am 28. April haben ENTSO-E und die ihm angehörenden Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER), die nationalen Regulierungsbehörden (NRB) und die regionalen Koordinierungszentren (RCC) ein gemeinsames Expertengremium eingerichtet. Das Gremium wird von Experten aus Übertragungsnetzbetreibern geleitet, die nicht direkt von dem Vorfall betroffen waren, und umfasst Experten sowohl aus betroffenen als auch nicht betroffenen Übertragungsnetzbetreibern. Es wird die Ursachen des Stromausfalls untersuchen und Empfehlungen aussprechen.

In Übereinstimmung mit der „Incident Classification Scale Methodology“ wird die Untersuchung in zwei Phasen unterteilt. Zunächst wird das Gremium alle verfügbaren Daten über den Vorfall sammeln und analysieren, um die Ereignisse vom 28. April zu rekonstruieren und die Ursachen des Stromausfalls zu ermitteln. Diese Erkenntnisse werden in einem Tatsachenbericht zusammengefasst und veröffentlicht. In der zweiten Phase wird das Gremium Empfehlungen zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft ausarbeiten, die in einem Abschlussbericht veröffentlicht werden.

Alle bisher veröffentlichten Informationen, einschließlich der vorliegenden Mitteilung, stehen unter dem Vorbehalt der Ergebnisse der detaillierten Untersuchung des Vorfalls. Die Untersuchung folgt dem rechtlichen Rahmen gemäß der Verordnung (EU) 2017/1485 der Europäischen Union vom 2. August 2017 (Systembetriebsrichtlinie).

ENTSO-E wird die Ergebnisse der Untersuchung der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten über die Koordinierungsgruppe Elektrizität vorlegen und sie anschließend veröffentlichen, sobald die Analyse abgeschlossen ist.

Erste Informationen über die Chronologie der Ereignisse, die zum Stromausfall führten

Der Stromausfall ist das Ergebnis einer komplexen Abfolge von Ereignissen, für die ENTSO-E eine vorläufige Chronologie mit den bisher bekannten Informationen erstellt. Eine eingehende Analyse durch das Expertengremium wird in einem vollständigen technischen Bericht vorgelegt.

Am 28. April 2025 um 12:33 Uhr MEZ kam es in den Stromnetzen Spaniens und Portugals zu einem totalen Stromausfall. Ein kleines Gebiet in Frankreich, nahe der Grenze zu Spanien, war ebenfalls von dem Vorfall betroffen, wenn auch nur für eine sehr begrenzte Dauer. Der Rest des kontinentaleuropäischen Stromnetzes war von keiner Störung betroffen.

In der halben Stunde vor dem Vorfall wurden im kontinentaleuropäischen Synchronbereich zwei Schwingungsperioden (Leistungs- und Frequenzschwankungen) beobachtet, und zwar zwischen 12:03 und 12:07 MEZ bzw. zwischen 12:19 und 12:21 MEZ. Die Übertragungsnetzbetreiber Spaniens (Red Electrica) und Frankreichs (RTE) ergriffen Maßnahmen zur Abschwächung dieser Schwingungen. Zum Zeitpunkt der Störung gab es keine Schwingungen und die Netzvariablen lagen im normalen Betriebsbereich.

Vor dem Zwischenfall belief sich das internationale Austauschprogramm Spaniens auf 1.000 MW nach Frankreich, 2.000 MW nach Portugal und 800 MW nach Marokko, alle in Exportrichtung.

Aus den bisherigen Daten ergibt sich folgender Ablauf des Vorfalls:

  1. Beginnend um 12:32:57 Uhr MEZ und innerhalb von 20 Sekunden danach wurde vermutlich eine Reihe verschiedener Erzeugungsausfälle in Südspanien registriert, die sich auf eine anfänglich geschätzte Gesamtleistung von 2200 MW beliefen. In Portugal und Frankreich wurden keine Erzeugungsausfälle beobachtet. Als Folge dieser Ereignisse sank die Frequenz, und in Spanien und Portugal wurde ein Spannungsanstieg beobachtet.
  2. Zwischen 12:33:18 und 12:33:21 MEZ sank die Frequenz des Stromnetzes der Iberischen Halbinsel weiter und erreichte 48,0 Hz. Die automatischen Lastabwurfschutzpläne Spaniens und Portugals wurden aktiviert.
  3. Um 12:33:21 MEZ wurden die Wechselstrom-Freileitungen zwischen Frankreich und Spanien durch Schutzeinrichtungen gegen den Verlust der Synchronität abgeschaltet.
  4. Um 12:33:24 Uhr MEZ brach das iberische Stromsystem vollständig zusammen und die HGÜ-Leitungen zwischen Frankreich und Spanien stellten die Stromübertragung ein.

Sobald die Unterbrechung der Stromversorgung eintrat, arbeiteten die betroffenen ÜNB koordiniert zusammen, um die Stromversorgung in der betroffenen Region in Frankreich sowie in Spanien und Portugal wiederherzustellen.

Die wichtigsten Schritte des Wiederherstellungsprozesses waren die folgenden:

  • Um 12:44 Uhr MEZ wurde eine erste 400-kV-Leitung zwischen Frankreich und Spanien wieder unter Strom gesetzt (westlicher Teil der Grenze).
  • Um 13:04 Uhr MEZ wurde die Verbindung zwischen Marokko und Spanien wieder unter Strom gesetzt.
  • Vom Beginn der Wiederherstellung bis ca. 13:30 Uhr MEZ starteten mehrere Wasserkraftwerke in Spanien mit Schwarzstartfähigkeit ihre Schwarzstartprozesse, um die Wiederherstellung des Systems einzuleiten.
  • Um 13:35 Uhr MEZ wurde der östliche Teil der Verbindungsleitung zwischen Frankreich und Spanien wieder mit Strom versorgt.
  • Um 16:11 Uhr und 17:26 Uhr MEZ konnten die beiden schwarzstartfähigen Kraftwerke in Portugal nach erfolglosen Versuchen wieder in Betrieb genommen werden, sodass der Wiederherstellungsprozess in Portugal mit zwei Inseln eingeleitet werden konnte.
  • Um 18:36 Uhr MEZ wurde die erste 220-kV-Verbindungsleitung zwischen Spanien und Portugal wieder in Betrieb genommen, wodurch die Wiederherstellung des portugiesischen Systems beschleunigt werden konnte.
  • Um 21:35 Uhr MEZ wurde die südliche 400-kV-Verbindungsleitung zwischen Spanien und Portugal wieder unter Strom gesetzt.
  • Um 00:22 Uhr MEZ am 29. April 2025 war der Wiederherstellungsprozess des Übertragungsnetzes in Portugal abgeschlossen.
  • Um etwa 04:00 Uhr MEZ war die Wiederherstellung des Übertragungsnetzes in Spanien abgeschlossen.

Zusammensetzung des Expertengremiums

Das Expertengremium wird von Klaus Kaschnitz (APG, Österreich) und Richard Balog (MAVIR, Ungarn) geleitet. 

Erste frequenztechnische Analyse (30.04.25, update 01.05.25)

Der Beitrag darf dankenswerterweise vom RJ2-Netzfrequenzinfodienst übernommen werden und wird auch weiterhin aktualisiert.

WICHTIG: Unsere Analyse ist als vorläufige Interpretation zu verstehen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; sie soll vielmehr eine erste Hypothese zum Ablauf der Störung vorstellen: Das Blackout-Ereignis hat sich angekündigt. Das Blackout auf der Iberischen Halbinsel trat nicht plötzlich ein, sondern kündigte sich mindestens 15 Minuten vorher an. Nachfolgend haben wir unsere Ereignisse zusammengefasst.

[Anmerkung: Wichtig ist, dass wir auch hier einem Rückschaufehler unterliegen! Jetzt sind die Muster offensichtlich und klar zuzuordnen. Die Frage ist, ob wir das auch im Vorhinein richtig erkennen können, was bei der Mustererkennung noch die leichtere Übung wäre. Aber wie soll dann reagiert werden? Von wem? Wo?] 

​​​

MFI2025_04_28_10-33.png

Bild: grafische Auswertung Netzfrequenzmeldung Stufe 3 am 28.4.2025 um 10:33 UTC (12:33 MESZ)

 

Erkannter Netzfrequenzeinbruch durch Blackout in Spanien/Portugal/Südfrankreich​​

Analyse Ereignisse Blackout Spanien 28-4-2025.png

Bild: Zeitliche Analyse mit Ereignis- und Schwingungsdarstellung (Messort Wuppertal, Deutschland)​​

Ereignis 28. April 2025: Blackout Iberischen Halbinsel, Angaben in UTC-Zeit

  1. ab ca. 10:19:00 (UTC) 1. erkannte Netzfrequenzschwingung
  2. 10:20:38 (UTC) möglicher Lastsprung zwischen den Netzfrequenzschwingungen
  3. ab ca. 10:21:00 (UTC) 2. erkannte Netzfrequenzschwingung
  4. ca. 10:23:44 (UTC) Lastsprung
  5. ca. 10:30:00 (UTC) Fahrplanwechsel (Viertelstunden-Kontrakte)
  6. ab 10:33:00 (UTC) beginnender Netzfrequenzabfall (Kaskade) ⇨ Blackout iberische Halbinsel

ab 10:33:26 Unterfrequenzmeldung f < Meldeversand Netzfrequenzinfodienst Stufe 2
ab 10:33:41 Unterfrequenzmeldung f < Meldeversand Netzfrequenzinfodienst Stufe 3

Auswertung Netzfrequenzinfodienst: Unterfrequenz :49,8450Hz, Netzlastdifferenz : -2223 MW

Vorläufige Interpretation auf Basis der aktuellen Datenlage:

Zum Blackout-Ereignis:​

Betrachten wir die allgemein verfügbaren Informationen und fassen unsere Überlegungen dazu zusammen.

Die genaue Ursache für den Blackout konnte bisher nicht eindeutig identifiziert werden. Dies hängt vor allem mit der schwierigen Suche nach dem Auslöser zusammen.

Warum gestaltet sich diese Suche so schwierig?​

Im Rahmen der Störungsanalyse wurde bislang kein eindeutiger Defekt an einem oder mehreren Systemen identifiziert. Dies gestaltet die Ursachenforschung besonders schwierig und zeitaufwändig. Eine umfassende Datensammlung („Blackbox“), die vermutlich mehrere Millionen Datensätze enthält, wurde bereits an den spanischen Netzbetreiber Red Eléctrica übergeben. Dessen Aufgabe ist es nun, die zusammengetragenen relevanten Daten auszuwerten, zu prüfen und zu analysieren. Gegebenenfalls werden zusätzliche Daten und lokale Messwerte herangezogen, um den Hergang vollständig rekonstruieren zu können.

Bei der Untersuchung der Störung ist die exakte zeitliche Rekonstruktion und Bewertung der Ereigniskette von entscheidender Bedeutung.

Wir werden Sie hier informieren, sobald die offizielle Analyse veröffentlicht wird.

Was wir wissen:​

Am 28.4.2025 kam es gegen 10:33 UTC (12:33 MESZ) zu einem Blackout auf der Iberischen Halbinsel. Fest steht, dass dieser durch eine unkontrollierbare Kaskade von Netzschutzabschaltungen verursacht wurde.

Auslöser war ein plötzlicher Einbruch der Stromerzeugung in Spanien um etwa 15 GW (interner Vermerk: Grafik Ereignis Punkt 6, Anmerkung: die in der Grafik angegebene Netzlastdifferenz bezieht sich nur auf den gemessenen Frequenzeinbruch und stellt deshalb nicht den sich geänderten Lastbedarf in Richtung Spanien dar). Um dieses plötzliche Defizit auszugleichen, musste Spanien massiv Strom aus dem europäischen Verbundnetz importieren. Dieser hohe Importbedarf kehrte die bisherigen Stromflüsse um – statt zu exportieren, zog Spanien nun große Leistungsmengen über die Verbindungsleitungen aus Richtung Frankreich.  

Das hatte zwei unmittelbare Folgen:

  1. Die Netzfrequenz im gesamten europäischen Verbundnetz sank spürbar ab (siehe unsere Grafik).

  2. Die Leitungen zwischen Spanien und Frankreich wurden durch den hohen Stromfluss überlastet und vom Netzschutz automatisch notgetrennt.

Technisch gesehen erreichte das System einen kritischen Punkt (Kipppunkt), der zum Selbstschutz die Notabschaltung zur Folge hatte.

Störungsablauf aus Sicht des europäischen Verbundnetzes

Die Abtrennung der Iberischen Halbinsel war aus technischer Sicht für das kontinentaleuropäische Verbundnetz erforderlich, um dessen Stabilität zu gewährleisten. Die im europäischen Verbundsystem vorgehaltene verfügbare Regelleistung wurde aktiviert, um das durch die Trennung verursachte Leistungsdefizit zu kompensieren und die Netzfrequenz zu stabilisieren. Die aus der Netzfrequenzdifferenz (zum Sollwert 50 Hz) abgerufene Reserveleistung betrug etwa 2300 MW. Die Bereitstellung geschah innerhalb 10 Minuten ab 10:34 UTC (12:34 MESZ) bis 10:44 UTC (12:44 MESZ), siehe unsere Grafik.

Störungsablauf aus spanischer Sicht

Während sich das europäische Verbundnetz stabilisierte, konnte auf der Iberischen Halbinsel die plötzlich benötigte fehlende Leistung nach der Netzschutzabschaltung der Verbindungsleitungen nicht mehr über Frankreich importiert werden.

Die Erzeugungsanlagen in Portugal, die dem spanischen Netz angeschlossenen sind, konnten die benötigte Leistung ebenfalls nicht liefern. Auch die möglicherweise noch bestehende Verbindungsleitung nach Marokko im Süden Spaniens konnte das entstandene Leistungsdefizit nicht ausgleichen; sie wurde wahrscheinlich ebenfalls zeitgleich durch eine Netzschutzabschaltung vom spanischen Stromnetz getrennt.

Aus ähnlichen Gründen wurde wohl auch die HGÜ-Verbindung (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) zu den Balearen getrennt. Dies hatte jedoch zur Folge, dass die Balearen ihrerseits in einen stabilen Inselnetzbetrieb

übergehen konnten. Dort wurde die Störung möglicherweise zwar bemerkt, aber es gab keine Versorgungsunterbrechung.

Unterfrequenzabwurf auf der Iberischen Halbinsel

Die Netzfrequenz auf der nun isolierten Iberischen Halbinsel sank unter 49 Hz ab, was in praktisch allen Umspannwerken und Netzverteilern zu großflächigen Unterfrequenzabschaltungen und somit zum flächendeckenden Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel führte.

Wir werden den Ablauf der Störung in Portugal noch genauer beschreiben, aber es ist davon auszugehen, dass Portugal aufgrund seiner Verbindung zum spanischen Stromnetz ebenfalls in die Unterfrequenzabschaltung hineingezogen wurde.

Schnelle Wiederherstellung:

Dank des verfügbaren europäischen Verbundnetzte und den lokalen (verfügbaren betriebsbereiten) Kraftwerken in Spanien und Portugal konnte die Wiederversorgung der Iberischen Halbinsel innerhalb einer Nacht fast vollständig wieder hergestellt werden. An dieser Stelle gebührt den Kolleginnen und Kollegen in den Leitstellen in den Netzleitstellen und den Kraftwerken auf der Iberischen Halbinsel großer Respekt. Der Wiederaufbau eines komplexen Verbundnetzes zur Wiederversorgung ist keine alltägliche Aufgabe und wurde – insbesondere unter dem enormen Druck, dass Millionen von Menschen auf die Wiederversorgung warteten – souverän gemeistert.

Die detaillierte Beschreibung der Wiederversorgung wird ebenfalls Teil des offiziellen Abschlussberichts sein. Wir werden Sie hier informieren, sobald dieser veröffentlicht wird.

Mögliche Ursache der Störung

Was konnte bisher beobachtet werden?

Offensichtlich kam es bereits vor dem eigentlichen Blackout zu deutlichen regionalen Schwingungsphänomenen, die sich in Schwankungen der lokalen Netzspannung und in der Netzfrequenz zeigten. Diese Ereignisse führten zu weiteren Effekten. Insbesondere haben wahrscheinlich vor allem Überstromereignisse die ersten lokalen, regionalen und schließlich überregionalen Netzschutzabschaltungen ausgelöst, die letztlich zur Überlastung des Gesamtsystems und zur Netztrennung führten.

Hierzu haben wir zwei Links beigefügt:

Link: www.linkedin.com/posts/rafael-segundo-1691702b_powersystems-blackout-spain-ugcPost​​

Link: www.linkedin.com/posts/william-mathis-journalist_we-still-dont-know-what-exactly-happened-activity

Aber was könnte der eigentliche Auslöser gewesen sein?

Unser Stromnetz ist ein komplexes, dynamisches System, das unter bestimmten Bedingungen ins Schwingen geraten kann. Ein erhöhtes Risiko hierfür besteht insbesondere dann, wenn konventionelle Kraftwerke mit rotierender Masse – welche die für die Netzstabilität wichtige Trägheit (Momentanreserve) liefern – reduziert werden oder ausfallen, während gleichzeitig die Einspeisung aus wechselrichterbasierten Quellen (wie Solar- und Windkraftanlagen) hoch ist.

Ein Stromnetz lässt sich mit den heute überwiegend eingesetzten, ’netzfolgenden‘ Wechselrichtern allein nicht stabil betreiben. Diese stabilisieren das Netz nicht von sich aus und können unter ungünstigen Umständen aus regelungstechnischer Sicht Schwingungen sogar verstärken. Rotierende Generatoren wirken dem durch ihre physikalischen Eigenschaften, insbesondere ihre Schwungmasse, entgegen und dämpfen solche Schwingungen.

Netzfolgende Wechselrichter benötigen eine stabile Spannung und Frequenz als Referenz (Führungsgröße), der sie folgen können. Konventionelle Generatoren liefern diese Referenz und stabilisieren das Netz durch ihre Schwungmasse. Sie synchronisieren sich und das Netz und helfen dabei, Spannung und Frequenz stabil zu halten. Obwohl auch konventionelle Generatoren unter bestimmten Umständen an Schwingungen beteiligt sein können, ist ihr dominierender Effekt die Stabilisierung des Netzes, was es robuster macht. Ein hoher Anteil wechselrichterbasierter Einspeisung bei gleichzeitig geringer rotierender Masse im System stellt daher eine Herausforderung für die Netzstabilität dar. Diese Herausforderung ist jedoch technisch lösbar. Die Ursache liegt also nicht in den erneuerbaren Energien an sich, sondern in der Notwendigkeit, Wechselrichter so weiterzuentwickeln, dass sie aktiv zur Netzstabilität beitragen – Stichwort ’netzbildende Wechselrichter‘.

Solche und weitere technische Anpassungen sind unserer Meinung auch für die Iberische Halbinsel essenziell.

Zu diesem Abschnitt haben wir zwei Links bereitgestellt:

Youtube-Link: Blackout Spanien – Was kann die Ursache gewesen sein? Interview Stefan Krauter mit Dr.-Ing. habil. Michael Fette 

Link: Wechselrichter-Systeme mit netzbildenden Eigenschaften zur Spannungs- und Frequenzstabilisierung können den Betrieb vom Netz stabilisieren, wenn erneuerbare Energien die Stromerzeugung dominieren

Red Eléctrica warnte in ihrem Jahresbericht vor Risiken im spanischen Stromnetz.

Vor zwei Monaten warnte der Systembetreiber Red Eléctrica seine Investoren sogar ausdrücklich in seinem Jahresbericht 2024 vor der hypothetischen Gefahr von „Stromabschaltungen“, die „schwerwiegend“ sein könnten und die Stromversorgung aufgrund der hohen Durchdringung erneuerbarer Energiequellen „erheblich“ beeinträchtigen könnten. Darüber hinaus wies die Gruppe darauf hin, dass dieses Ereignis „indirekte“ Auswirkungen auf den Ruf des Unternehmens haben könnte.

Redeia, die Muttergesellschaft von Red Eléctrica, sprach im Zusammenhang mit der Energiewende zwei parallele Warnungen aus: Einerseits verwies das Unternehmen auf den Anstieg der Produktion erneuerbarer Energien, kleinere Anlagen (etwa für den Eigenverbrauch) und eine geringere Fähigkeit, sich an Störungen anzupassen. Der andere Punkt bezog sich auf die Schließung konventioneller Kraftwerke – Kohlekraftwerke, Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke und Kernkraftwerke –, was eine geringere Widerstandsfähigkeit des Systems gegenüber unvorhergesehenen Spannungsspitzen bedeutet.

Link: https://elpais.com/economia/2025-04-29/la-matriz-de-red-electrica-alerto-hace-dos-meses-del-riesgo-de-desconexiones-severas-por-el-aumento-de-las-renovables.html

Daraus ergibt sich folgende Fragestellung: Kann eine solche Störung erneut auftreten?

Ja, solche Störungen im gesamten Versorgungsnetz sind potenziell möglich, so lange die technischen Anforderungen für Wechselrichter und weitere netzstabilisierende Maßnahmen nicht umgesetzt sind.

Wir bleiben bei unserer Hypothese:​ ​​​​„Netzfolgende“ elektronische Wechselrichter als mögliche Auslöser der Störung?​

​​​Infolge hoher Solar- und Windkrafteinspeisung und den überwiegend eingesetzten „netzfolgenden“ Wechselrichtern entstand in einem oder mehreren Netzgebieten der Iberischen Halbinsel eine sich aufschaukelnde regionale bis überregionale Erzeugungsoszillation. Diese führte zunächst zu Teilnetzabschaltungen, anschließend zu Netzüberlastungen und schließlich zu einer Netzschutzabschaltung auf der Transportebene. Der daraus resultierende Erzeugungsausfall verursachte eine Umkehr des Energieflusses aus Europa zur Iberischen Halbinsel. Die folgende Überlastung der Transportleitungen zur Iberischen Halbinsel hatte eine Netzschutzabschaltung zur Folge, die dazu führte, dass sich die Iberische Halbinsel vom europäischen Verbundnetz trennte und sich nicht mehr selbst versorgen konnte.

Die Netzfrequenz in Spanien und Portugal fiel unter 49 Hz, es kann zu Strom-Notabschaltungen durch Unterfrequenz in praktisch allen Umspannwerken und Netzverteilern auf der Iberischen Halbinsel. Damit war die gesamte Iberische Halbinsel von dieser Störung betroffen.

Besonders brisant ist, dass der Systembetreiber Red Eléctrica offensichtlich bereits vor zwei Monaten vor diesem Szenario gewarnt hatte.

Der RJ2-Netzfrequenzinfodienst erkennt diese Netzfrequenzanomalie mit dem „Dynamisches Netzfrequenz- Schwingungsmonitoring“ und meldet ungewöhnliche Ereignisse (z.B. am 19.8.2024, 6:00 – 8:15)

Erfahrungen vor Ort

Bekannt gewordene Schäden und Probleme

  • Todesfälle durch Kerzen und unsachgemäß betriebene Notstromaggregate.
  • Es wird ein finanzieller Schaden von zumindest zwei Milliarden Euro erwartet. Teilweise wird mit einem Schaden von bis zu 4,5 Milliarden Euro gerechnet. Alleine in der Landwirtschaft werden Zahlen von zumindest 200 Millionen Euro genannt.
  • Manche Industrieanlagen hätten durch die abrupte Unterbrechung der Energieversorgung Schaden genommen.
  • Auch die Lebensmittelindustrie und der Handel klagen über herbe Verluste, etwa infolge unterbrochener Kühlketten. Viele Supermärkte mussten ihr gesamtes Kühl- und Tiefkühlsortiment entsorgen, weil die Lebensmittel zu warm geworden waren.
  • Rund zehn Stunden nach dem Stromausfall waren in Spanien nach Angaben des Verkehrsministeriums noch elf Züge mit Passagieren an Bord gestrandet.