Im BBK BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 1 | 2021 ∙ KRITISCHE INFRASTRUKTUREN wird der Frage nachgegangen, wie gut deutsche Großstädte auf einen Blackout vorbereitet sind.

Die Frage drängt sich damit auf, wie gewappnet man in Deutschland für einen langanhaltenden und überregionalen Stromausfall ist, in dem diese überregionalen Kräfte nicht zur Verfügung stehen. Dieser Frage ist ein Projekt an der Technischen Universität Darmstadt nachgegangen. Hier wurde untersucht, inwieweit sich die Berufsfeuerwehren als lokale Katastrophenschutzämter kreisfreier Großstädte auf das Szenario eines langanhaltenden, überregionalen Stromausfalles vorbereiten. Insgesamt wurden 68 Städte zur Teilnahme aufgefordert. 49 Städte (über 70 %) haben teilgenommen und so eine gute Datenbasis für die Auswertung generiert. Das Ergebnis: 40 Ämter, das entspricht 82 % der Ämter der Erhebung, geben an, sich mit dem Szenario zu beschäftigen (Abbildung 1). Drei weitere Ämter beschäftigen sich lediglich mit Stromausfällen mit kürzerer Dauer oder Ausdehnung und neun Ämter beschäftigen sich mit diesen in keinerlei Ausmaß.

BBK - Auseinandersetzung mit dem Szenario Blackout

Münsterland: Für 20 000 Menschen sollte der Strom erst wieder nach fünf Tagen oder später fließen.

Im Bereich der Einsatzkräfte ist positiv festzustellen, dass in den meisten Ämtern (80 %), die sich grundsätzlich mit dem Szenario beschäftigen, auch eine Folgeabschätzung für das Szenario für den eigenen Betrieb des Amtes besteht (Abbildung 2). Die Erkenntnisse aus der Abschätzung werden den Einsatzkräften jedoch bei weitem nicht immer auch kommuniziert. Noch seltener werden an die voraussichtlich geringe Verfügbarkeit von Einsatzkräften angepasste Personalpläne erstellt oder Nahrungsmittel- und Trinkwasservorräte für die Einsatzkräfte vorgehalten. Die Abschätzung alleine führt also nicht dazu, dass entsprechende Vorbereitungen getätigt werden, um die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte im Szenario sicherzustellen.

Im Bereich Notstrom und auch Treibstoff zeigt sich, dass über 80 % der Ämter, die sich grundsätzlich mit dem Szenario beschäftigen, ihren eigenen Notstrom- und Treibstoffbedarf kennen und einen Plan haben, wie dieser gedeckt werden kann (Abbildung 3). In circa 30 % der Fälle existieren Notromaggregate über den eigenen Bedarf hinaus. Diese könnten also Dritte mit Notstromaggregaten versorgen. Für Treibstoff gilt dies in rund 60 % der Fälle. In ebenso 60 % der Fälle existiert ein Zugriff auf eine notstromversorgte Tankstelle.

Betrachtet man, mit welchen KRITIS-Betreibern zusammengearbeitet wird, so stellt man fest, dass am häufigsten Energieversorger adressiert werden (Abbildung 6). Als primär betroffene Infrastruktur vom Szenario ist dies wenig überraschend. Auch vergleichsweise häufig ist eine Zusammenarbeit in den Bereichen Wasser und Abwasser festzustellen. Selten findet hingegen eine Zusammenarbeit mit Betreibern aus den Bereichen Transport und Verkehr sowie Telekommunikation und IT statt. Die Initiative zum Austausch oder der Zusammenarbeit kann dabei sowohl vom Betreiber der Kritischen Infrastrukturen als auch von dem lokalen Katastrophenschutzamt ausgehen. In der Praxis lassen sich für beide Wege Beispiele finden.

Es zeigt sich aber auch, dass die meisten Großstädte in ihrer Arbeit zum Szenario vom Ideal des integrierten Risiko- und Krisenmanagements noch ein gutes Stück entfernt sind. Als einer der Gründe hierfür hat sich in verschiedenen Untersuchungen Personalmangel in den Katastrophenschutzämtern gezeigt.

Kommentare 

Auseinandersetzung bedeutet wohl nicht wirkliche Blackout-Vorsorge im Sinne einer ganzheitlichen Herangehensweise! Siehe dazu etwa eine kürzliche Rückmeldung eines deutschen Wasserversorgers einer Millionenstadt:

Gerade in großen Städten gibt es mehrere Wasserwerke, welche die Bevölkerung versorgen. Am Beispiel von xxx können wir Ihnen Folgendes mitteilen: Kommt es in einem unserer Wasserwerke zu einem Stromausfall, ist die Versorgungssicherheit üblicherweise dennoch gewährleistet, da der Ausfall über den Verbund der Wasserwerke für einige Tage kompensiert werden kann. Außerdem sind die meisten Wasserwerke mit einer doppelten Stromeinspeisung versehen, die über zwei getrennte Abspannwerke des Stromversorgers gespeist werden. Fällt eine Einspeisung weg, kann das Werk über die zweite versorgt werden.

Handelt es sich jedoch um einen Stromausfall, der flächendeckend ganz xxx und die Metropolregion betrifft [„Blackout“], bestehen die vorgenannten Kompensationsmöglichkeiten nicht mehr. Im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls und dem damit einhergehenden Ausfall der leitungsgebundenen Trinkwasserversorgung, fällt die Aufgabe der der Trinkwasserversorgung in die Zuständigkeit der Innenbehörde. Die Trinkwassernotversorgung der Bevölkerung erfolgt in xxx über Notbrunnen.

Kommt es länderübergreifend zu einem Stromausfall, würde die Situation wohl in jedem Land gleich aussehen.

Wie man in Deutschland 84 Millionen Menschen aus rund 5.000 Notbrunnen notversorgen möchte, ist mir bis heute Schleierhaft. Der Beitrag im Katastrophenschutzmagazin des BBK trägt daher wohl weniger zur Aufklärung und Sensibilisierung bei.