In diesem Newsletter geht es um das Schwerpunktthema „Persönliche Resilienz“, also Ihre persönliche Selbstwirksamkeit. Wir möchten Ihnen drei neue Leitfäden vorstellen, mit deren Hilfe Sie krisenfiter werden können – für sich und Ihr Umfeld. Denn nur, wer selbstwirksam ist, kann anderen helfen oder zumindest die organisierte Hilfe nicht zusätzlich belasten.
In einer zunehmend vernetzten und komplexen Welt steigt die Wahrscheinlichkeit unvorhersehbarer Ereignisse. Sei es in Form von Extremwetterereignissen, Cyberangriffen oder großflächigen Stromausfällen – die Risiken für unsere kritischen Infrastrukturen wachsen kontinuierlich. Gleichzeitig nimmt unsere Abhängigkeit von funktionierenden Systemen zu, während unsere individuelle Selbstwirksamkeit abnimmt, da wir uns darauf verlassen, dass immer alles funktioniert. Gerade die letzten Ereignisse in Spanien oder Tschechien könnten uns in eine falsche Sicherheit wiegen, weil sie besser gelaufen sind als erwartet. Doch ist das eine Garantie dafür, dass es beim nächsten Ereignis genauso laufen wird? Leider nein.
Persönliche Resilienz ist daher kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für ein stabiles und erfülltes Leben. Sie ermöglicht es uns, auch in unerwarteten (Alltags-)Situationen oder in Krisen handlungsfähig zu bleiben und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Die gute Nachricht: Resilienz ist trainierbar, und bereits kleine, gezielte Vorbereitungen können im Ernstfall den entscheidenden Unterschied machen.
Resilienz stärken:
Ihre innere Widerstandskraft als Schlüssel zur Krisenbewältigung
Können Sie mit Stress und unerwarteten Situationen gut umgehen? Resilienz-Expertin Brigitte Hettenkofer zeigt in unserem neuen Leitfaden „Resilienz“, wie Sie Ihre psychische Widerstandskraft systematisch aufbauen können. Die wissenschaftlich fundierten Übungen sind überraschend einfach und überall anwendbar: Die 4-7-8-Atemtechnik beruhigt das Nervensystem in nur wenigen Minuten, während progressive Muskelentspannung körperliche Spannungen löst. Besonders interessant ist der Selbsttest zur Resilienz: Fühlen Sie sich von kleinen Problemen schnell überfordert? Meiden Sie Herausforderungen aus Angst, zu versagen? Der Leitfaden bietet nicht nur Diagnosehilfen, sondern auch konkrete Strategien für Optimismus, Selbstfürsorge und den Aufbau sozialer Netzwerke. Denn resiliente Menschen werden nicht nur seltener krank – sie gestalten auch ihr Leben aktiver und zuversichtlicher
Extremniederschlagsereignisse:
Wenn aus „ein bisschen Regen“ plötzlich Lebensgefahr wird Stufen
Starkregen und Dauerregen nehmen nicht nur in ihrer Häufigkeit zu, sondern treffen auch immer öfter jene, die sich früher sicher fühlten. Unser Mitglied Bernhard Steiner-Deditz, zeigt in seinem praxisorientierten Leitfaden „Vorbereitung auf Extremniederschlagsereignisse“, wie Sie Wetterwarnungen richtig interpretieren und warum bereits 30 Zentimeter Wasser ausreichen, um ein Auto zum Aufschwimmen zu bringen. Der Leitfaden erklärt nicht nur die Unterschiede zwischen Starkregen und Dauerregen, sondern bietet konkrete Handlungsanleitungen: Wann sollten Sie den Keller verlassen? Welche Schutzmaßnahmen sind wirklich sinnvoll? Besonders wertvoll sind die Hinweise auf tödliche Gefahren, die oft übersehen werden – vom überfluteten Keller bis zum scheinbar harmlosen Spaziergang am Flussufer. Mit Hausverstand und der richtigen Vorbereitung können Sie sich und Ihre Familie effektiv schützen.
An dieser Stelle sei auch auf seinen hervorragenden Podcast „Blackout 2 Go“ verwiesen.
Blackout-Vorsorge für Wasserversorger:
Wenn das Licht ausgeht, fließt noch Wasser?
Der dritte Leitfaden richtet sich in erster Linie an kleinere Wasserversorger, die über kein organisatorisches Sicherheitsmanagement verfügen.
72 Stunden ohne Strom – darauf sollten sich Wasserversorger laut dem neuen Leitfaden „Blackout für (kleinere) Wasserversorger“ vorbereiten. Doch was passiert wirklich, wenn die Pumpen stillstehen und die Fernwirkanlagen ausfallen? Der Leitfaden deckt die kritischen Schwachstellen auf: von UV-Desinfektionsanlagen über Druckerhöhungsanlagen bis hin zu elektronisch gesteuerten Ventilen. Besonders brisant: Auch wenn der übergeordnete Wasserversorger noch liefert, kann auf der „letzten Meile“ alles zum Erliegen kommen. Der Leitfaden bietet eine praktische Checkliste zur Selbstbewertung und zeigt, warum offene Risikokommunikation mit den Kunden entscheidend ist. Denn ein häufiger Fehler verschlimmert die Situation dramatisch: Warum Sie bei Stromausfall niemals die Badewanne füllen sollten und wie Wasserversorger ihre Kunden richtig informieren.
Kurzes Lageupdate
Die genauen Ursachen für das Blackout am 28. April 2025 auf der Iberischen Halbinsel sind noch immer nicht vollständig aufgeklärt. Wie zu erwarten war, sind wohl unterschiedliche Faktoren zum falschen Zeitpunkt zusammengetroffen: zu viel PV-Strom, mangelhafte Planung, unzureichende Backups, Fehlverhalten oder eine fehlende rechtzeitige Systemanpassung aufgrund veränderter Rahmenbedingungen etc.
Auch wenn man sowohl strom- als auch logistikseitig mit einem blauen Auge davongekommen ist, gibt es keine Garantie, dass es beim nächsten Ereignis auch so glimpflich ausgehen wird. Allein die Tatsache, dass der portugiesische Netzbetreiber am Abend des Blackouts die Öffentlichkeit darüber informierte, dass man mit einer Woche Wiederherstellungszeit rechne, sollte Warnung genug sein.
Am 18. Mai kam es zudem zu einem weiteren Blackout in Nordmazedonien, der aber zum Glück sehr rasch behoben werden konnte. Am 4. Juli ereignete sich dann eine weitere Großstörung in Tschechien, wo rund eine Million Menschen zum Teil mehrere Stunden ohne Strom waren. Drei Großstörungen im europäischen Verbundsystem innerhalb von 70 Tagen hat es wohl noch nie gegeben.
Die Gasspeicherstände, insbesondere in Deutschland, sind derzeit deutlich unter den Zielvorgaben. Noch ist es zu früh, um konkretere Einschätzungen zu treffen, auch wenn sich bereits ein gewisser eingeschränkter Handlungsspielraum für den kommenden Winter abzeichnet. Dieser hängt jedoch von vielen Parametern ab, wie etwa der tatsächlichen Wetterentwicklung. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Gaspreise und damit wohl auch die Strompreise noch deutlich ansteigen werden. In einer Zeit, in der die Wirtschaft ohnehin schon mit massiven Problemen zu kämpfen hat, sind das keine allzu guten Aussichten. Bereits vor einem Jahr bemängelte zudem der Europäische Rechnungshof (EuRH), dass die EU mit den bisher getroffenen Maßnahmen nicht auf eine neue Gaspreiskrise vorbereitet sei.
Auch die Sicherheitslage rund um den Ukraine-Krieg lässt für die kommenden Monate einige Unsicherheiten erwarten. Derzeit wird der Druck auf die Ukraine insbesondere durch umfassende Drohnenangriffe auf Infrastrukturen im bisher wenig betroffenen Hinterland immer intensiver. Auch an der Front wird es zunehmend schwieriger, diese aufrechtzuerhalten. Sollte es hier zu einem Kippen kommen, ist wohl mit größeren Flüchtlingsströmen in Richtung Mitteleuropa zu rechnen.
Zum anderen besteht die Gefahr, dass es im Rahmen des für den Herbst geplanten Großmanövers in Weißrussland zu einer weiteren Eskalation kommt. Begleitend dazu werden Sabotageangriffe auf kritische Infrastrukturen in Mitteleuropa erwartet.
Wie so oft ist nichts fix, aber das Potenzial für weitere disruptive Ereignisse wird leider nicht geringer. Dies liegt unter anderem am weiterhin bestehenden Pulverfass im Nahen Osten und dem von den USA angezettelten Zollkrieg, der noch zu schweren Verwerfungen bei den Lieferketten führen könnte.
Weiterführende Informationen und Hintergründe
Für ein tiefergehendes Verständnis können die folgenden systemischen Betrachtungen hilfreich sein:
- Gasmotoren als Schlüssel für eine dezentrale Energiezukunft
- Energiespeicher zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Warum die Energiewende mehr Systemdenken braucht
- Das Energiezellensystem – Ein zukunftsweisendes Konzept für eine resiliente Energieversorgung
- Vom Blindflug zur wirksamen Energiewende: Wie ein systemisches Energiemanagement Kommunen haushalts- und krisenfit macht
- Ein unterschätztes Problem: Kurzzeitunterbrechungen und Spannungsschwankungen in der Stromversorgung
- Gefangen im System: Warum die Energiewende mehr Kooperation braucht
Sonstige Berichte
- Großflächiger Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel am 28. April 2025
- Österreich hat keine fertiggestellte gesamtstaatliche Blackout-Strategie – Rechnungshofbericht
- Heimspeicher – Nicht so toll wie du denkst – Falsch konfigurierte Heimspeicher sind Teil des Problems
- Augen verschließen nützt nichts – Eine andere Betrachtung des Blackout auf der Iberischen Halbinsel
- Stromüberschuss – warum ungeregelte Solarerzeugung zum Problem wird – Gefahr für die Systemsicherheit
- Sogar Notstrom fehlt: Schlechte Sicherheitstandards in Rechenzentren des Bundes (DE) – der Staat als Nichtvorbild
Hörenswerte Podcastgespräche
- Alternde Infrastruktur, anfällige Systeme und Informationskriegführung
- Kraft-Wärme-Kopplung als fehlendes Puzzlestück der Energiewende
- Kann man ein Stromnetz vollständig mit erneuerbaren Energien betreiben?
- Blackouts und die Energiewende: Was wir aus Kalifornien und Spanien lernen können
Bücher
- Und dann fällt der Strom aus … Erkenntnisse für Bürgermeister und Landräte aus der Flutkatastrophe im Ahrtal
- 12 Gesetze der Dummheit: Denkfehler, die vernünftige Entscheidungen in der Politik und bei uns allen verhindern
- Im Wald vor lauter Bäumen: Unsere komplexe Welt besser verstehen
- Zeitalter der Ängste: Aber fürchten wir uns vor dem Richtigen?
- Hexenmeister oder Zauberlehrling?
- All in! Energie und Wohlstand für eine wachsende Welt
Zusammenfassung
Trotz der nicht gerade rosigen Aussichten möchten wir Sie ermutigen, die Zuversicht nicht zu verlieren und an Ihrer Resilienz zu arbeiten. Denn das ist eine der wenigen Dinge, die wir wirklich beeinflussen können.
Lassen Sie uns also gemeinsam weiter daran arbeiten, krisenfit zu werden!
Sprechen Sie das Thema Vorsorge auch in Ihrem privaten und beruflichen Umfeld an und bleiben Sie, wie wir, unbequem.