AmbivalenzGemäß Wikipedia bezeichnet Ambivalenz (lat. ambo = „beide“ und valere=„gelten“) einen Zustand psychischer Zerrissenheit. Dabei bestehen in einer Person sich widersprechende Wünsche, Gefühle und Gedanken gleichzeitig nebeneinander und führen zu inneren Spannungen. Adjektiv ambivalent: zwiespältig, doppelwertig, mehrdeutig, vielfältig; Man könnte auch meinen: „Weiß die rechte Hand nicht mehr, was die linke tut?“

Das Grundproblem ist die steigende Komplexität durch den exponentiellen Anstieg der Vernetzung. Niemand kann eine Gesamtübersicht über ein komplexes System haben. Die tut aber not, wenn man in komplexe Systeme eingreift. Eine Konsequenz wäre, die Geschwindigkeit zu reduzieren, also fahren auf Sicht, um auf das Unerwartete besser reagieren zu können. Wir machen aber in vielen Bereichen genau das Gegenteil: Positive, also selbstverstärkende Rückkoppelungen, die zwangsweise im Chaos enden. Leider. Wir wissen zwar, wie die Mechanismen funktionieren, aber wir schaffen es offensichtlich nicht, damit angemessen umzugehen und müssen weiterhin aus Schaden klug werden. Ein zunehmend folgenschwerer werdender Lernprozess. Ambivalenz ist aber auch ein Kennzeichen von Komplexität. Widersprüchlichkeiten lassen sich nicht auflösen. Daher ist auch ein sowohl-als-auch statt einem entweder-oder Denkrahmen so wichtig.

Ambivalent waren auch unsere Wahrnehmungen in den vergangenen Monaten. So wurde etwa in Kärnten die Übung „Combined Success“ zum Szenario Blackout erfolgreich durchgeführt. Wenige Wochen zuvor kappte ein Unwetter die Infrastrukturversorgung einer ganzen Region in Kärnten. In den Medien war bereits am zweiten Tag zu lesen: Langsam gehen Lebensmittel aus und sie mussten mit Hubschrauber eingeflogen werden. Auf der einen Seite eine vermeintlich erfolgreiche Übung und auf der anderen Seite eine völlig unvorbereitet Bevölkerung. Eine sehr zwiespältige Wahrnehmung. Herbert Saurugg war als einziger nichtbehördlicher Vertreter aus Österreich zur Länderübergreifende Krisenmanagementübung (LÜKEX 18: Gasmangellage in Süddeutschland) nachx Bad Neuenahr, Deutschland, eingeladen. Er machte ähnliche ambivalente Erfahrungen. Seine Conclusio:

Als Conclusio nehme ich mit, dass wir noch deutlich verwundbarer sind, als ich das bisher bewusst wahrgenommen habe und dass ein Blackout in Mitteleuropa mit Sicherheit zur größten Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg führen wird! Nicht, weil es möglich ist, denn solche Ereignisse treten immer wieder auch in anderen Weltregionen auf, sondern weil wir derart ignorant und blauäugig („überheblich“) sind, um uns ernsthaft damit auseinanderzusetzen! Der Spruch gilt immer noch: Hochmut kommt vor dem Fall!

Nochmals: Die LÜKEX 18 und jede weiteren solcher Übungen sind ein Erfolg, da wir dabei Wichtiges dazulernen können! Kritisch ist nur, was wir dazu begleitend an Verantwortungsträger und an die Öffentlichkeit kommunizieren. Die Schwierigkeit besteht natürlich darin, dass nun über Jahrzehnte nicht Klartext gesprochen und eine „Vollkasko-Gesellschaft“-Illusion geschaffen wurde. Aber Zukunft passiert nicht einfach, wir gestalten sie. Je länger wir zuwarten, desto mehr werden wir an Handlungsspielraum verlieren. Beginnen wir daher endlich mit einer offenen und ehrlichen Kommunikation über die tatsächlichen Gegebenheiten. Das ist kein Aufruf zur Panikmache, sondern mehr als nur nötig. Wir müssen endlich auch zu uns selbst ehrlich sein und nicht auf Versprechungen bauen, die wir als ein Einlullen ja erkennen, dann aber doch glauben, weil es unsere Hoffnung nährt.

Ambivalent waren auch sonstige Erfahrungen. Etwa die Ergebnisse einer Befragung in Oberösterreich. Die Erwartungen in die organisierte staatliche Hilfe sind sehr hoch. Gleichzeitig ist die Selbstwirksamkeit sehr ausbaufähig. Weiterhin erlebte man häufig Unverständnis bzw. fehlende Handlungsbereitschaft, was das Thema Sicherheitskommunikation und Krisenvorsorge anbelangt. Auf der anderen Seite sind in den letzten Monaten viele Menschen auf mich (Herbert Saurugg) zugegangen: „Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen und ich möchte als Unternehmen etwas tun und zur Aufklärung beitragen.“, „Als Unternehmerin habe ich hier eine ganz klare soziale Verantwortung, die ich wahrnehmen möchte, da ich nun nicht mehr zu den Unwissenden gehöre.“, „Menschen, die Deine Fernsehbeiträge gesehen haben, haben nun begonnen, Vorsorge zu treffen. Du kommst an.“, „Ich bin sehr dankbar, dass Sie dieses Thema so klar angesprochen haben. Es war mir bisher einfach nicht Bewusst.“, um nur ein paar Aussagen wiederzugeben. Das motiviert! Es bestürzt aber auch zugleich, weil trotzdem sich nichts Wesentliches oder viel zu wenig ändert.

Positive Beispiele

Es tut sich mehr und mehr beim Thema Krisenvorsorge. Das Land Steiermark hat kürzlich verkündet, den steirischen Gemeinden 2019 einen Blackout-Vorsorge Leitfaden zur Verfügung zu stellen. Walter Schiefer hat in den letzten Monaten für mehrere steierische Gemeinden einen umfassenden Blackout-Plan ausgearbeitet. Die Stadt St. Pölten wird sich 2019 ebenfalls mit einer holistischen Blackout-Vorsorge beschäftigen. Auch in anderen österreichischen Bundesländern gibt es nun Regionalinitiativen, die sich mit einer ganzheitlichen Blackout-Vorsorge in den Gemeinden beschäftigen wollen. Das ist erfreulich und es tut sich doch etwas. Natürlich sind uns nicht alle Aktivitäten bekannt. Sollten Sie ebenfalls eine kennen, dann lassen Sie uns das bitte wissen (). Wir haben begonnen, eine Crowd Map mit Aktivitäten zu erstellen. Auch hier können Sie gerne selbst Eintragungen vornehmen. Damit die absehbaren schwerwiegenden Folgen eines Blackouts beherrschbar werden, müssen wir jedoch noch viel mehr Menschen erreichen. Die Rechercheplattform addendum.org hat einen tollen Beitrag dazu geleistet.

In Deutschland gibt es vor allem auch Bürgerinitiativen, die – meist für ihren Ort – sich über eine Notversorgungsfähigkeit besonders auch mit Energie Gedanken machen. Das müsste die Umsetzung von Ideen über entsprechend befähigte Energiezellen in Gang setzen. Aber diese Ideen kommen allen Anschein nicht voran. Noch weniger das Umsetzen. Das Wohlstandsdenken blendet das Denken über eine mögliche Unterbrechung der Energieversorgung aus. Und die Meinung, dass der Strom weiterhin aus der Steckdose kommt, wie bisher ja auch, tötet regelrecht alle ernsthaften Überlegungen in Richtung Vorsorge.

Öffentliche Wahrnehmung

Aber es muss noch viel weitergehen. Medienvertreter ziehen sich gerne darauf zurück, dass sie erst einen Anlass, also ein Ereignis benötigen, um das Thema aufzugreifen. Die Katze beißt sich wieder einmal in den Schwanz. Wenn wir das Ereignis haben, brauchen wir keine Berichterstattung mehr, denn dann ist es deutlich zu spät, um die Menschen aufzurütteln. Immer wieder müssen wir feststellen, dass mit dem Fassen eines Beschlusses die Erwartung verbunden ist, dass dieser eben gefasste Beschluss „sofort“ eine Wirklichkeit „erzeugt“. Blenden wir regelmäßig die Zeit und die Mühen der Umsetzung aus?

Kennen Sie einen Journalisten, eine Journalistin? Sprechen Sie diese auf das Thema an. Oder fragen Sie auch bei Medienhäuser nach. Wenn das Thema häufiger nachgefragt wird, steigt auch die Chance, dass es aufgegriffen wird. Auch wenn es nun mehr und mehr positive Beispiele gibt, kann die breite Masse erst durch eine breite öffentliche Diskussion erreicht werden. Viele Menschen sind zugänglich. Sie haben sich nur noch nie damit auseinandergesetzt, weil es ja auch viele andere Themen gibt, die gerade mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber wohl keines ist so (über-)lebenswichtig, wie dieses, wie auch nachfolgende Beispiele wieder einmal zeigen. Um Aufzuwachen, muss erst etwas passieren. 

Wasserver- und Abwasserentsorgung

Ein Aspekt in der Wasserversorgung wird anscheinend häufiger unterschätzt, als bisher angenommen: UV-Desinfektionsanlagen. Diese kommen auch in kleineren Wasserversorgungsgebieten zum Einsatz und stellen die Keimfreiheit des Trinkwassers sicher. Meistens wurden sie nach einer temporären Verkeimung eingebaut. Diese sind stromabhängig. Fällt der Strom aus, unterbricht die Anlage sofort die Wasserzufuhr. Damit bleibt nur mehr das verfügbare desinfizierte Wasser im Hochbehälter übrig. Die Wasserversorgung kann dann in der Regel nur mehr wenige Stunden aufrechterhalten werden. Das betrifft dann nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere etwa in der Landwirtschaft. Hinterfragen Sie daher in Ihrem eigenen Interesse die Situation in Ihrer Gemeinde!

Warneinrichtung HebeanlageIn einer 13.000-Einwohner-Stadt widmete man sich nun dieser Frage und es kam leider Besorgniserregendes heraus: Ein Stromausfall hätte zur Folge, dass die Bevölkerung nur mehr für ungefähr vier Stunden mit Wasser versorgt werden könnte. Würde der Hochbehälter leer laufen, käme es zu einem Auslaufen des Rohrnetzes. Dadurch würde es zu einem Unterdruck kommen. Rohrbrüche wären die Folge. Ein Instandsetzen wäre in weiterer Folge sehr aufwändig und würde lange dauern. Zudem können sich dadurch Ablagerungen lösen, was zur Verstopfung von Sieben und sonstigen Einrichtungen in der Haushaltsinstallation führen könnte. Es darf daher auf keinen Fall die Empfehlung gegeben werden, die Badewannen voll laufen zu lassen, wie das immer wieder zu lesen ist. Denn dadurch drohen schwerwiegende Infrastrukturschäden und längerfristige Versorgungsunterbrechungen. Es ist wesentlich besser, sich einen ausreichend großen Vorrat an Flaschenwasser einzulagern. Hier ist Wasser aus der Glasflasche besser geeignet, da es länger haltbar ist, als in Plastikflaschen. By the way. Das Ablaufdatum dient aber nur als Anhalt. Abgelaufenes Wasser ist deutlich länger genießbar, wenn keine Verkeimung möglich war (geschlossene Behälter).

Als positives Beispiel möchten wir hier stellvertretend den Gemeindewasserleitungsverband Ternitz und Umgebung anführen. Man kann etwas tun und der Aufwand ist überschaubar. Ganz abgesehen davon, dass in der Krise solche Maßnahmen unbezahlbar sind. Sprechen Sie auch hier mit Ihrem Bürgermeister!

Bad RückstauEin Thema, das uns auch schon länger beschäftigt, sind Hebewerke. Wir haben uns gefragt, was passiert, wenn die Wasserversorgung funktioniert, aber ein möglicherweise vorhandenes Hebewerk, das die Hausabwässer in den Kanal pumpt, nicht. Ein befragte Spezialist gab sehr unerfreuliche Hinweise. Es gibt zwar viele Anlagen, die eine Rückstauklappe haben, um einen Rückstau aus dem Kanal und damit das Eindringen in den Wohnraum zu verhindern, aber es gibt so gut wie keinen Schutz, wenn das Abwasser nicht abgepumpt werden kann. Außer, kein Abwasser zu produzieren. Aber dazu muss man sich dessen erst einmal bewusst sein. Es gibt zwar Warneinrichtungen. Diese sind aber in der Regel nicht notstromversorgt. Und wie soll man die Hausverwaltung verständigen, wenn die irgendwo anders sitzt und kein Telefon mehr funktioniert? Hier wird es für viele Menschen eine sehr böse Überraschung geben. Denn das Abwasser kommt dann im Keller oder spätestens in den Erdgeschosswohnungen aus dem WC oder sonstigen Abflüssen! Alleine in Österreich gibt es wahrscheinlich an die 200.000 Hebeanlagen im Privatbereich. Zudem gibt es rund 10.000 Hebeanlagen mit Fettabscheider, vor allem im Gastronomiebereich. Rund 80% davon sind wahrscheinlich rückstaugefährdet. Nur ein Bruchteil davon hat erfahrungsgemäß eine Absicherung. Hebeanlagen im öffentlichen Kanalnetz sind ein weiteres Thema. Aus der Untersuchung in der Gemeinde Feldbach wissen wir, dass ohne einer entsprechenden Vorsorge binnen 24 Stunden rund 400 Keller mit Abwässer aus dem Kanalsystem geflutet würden. Auch hier: Fragen Sie Ihre Hausverwaltung, wenn Sie in einem potentiell gefährdeten Mehrgeschosswohnbau wohnen. Fragen Sie auch Ihren Bürgermeister, was den öffentlichen Kanal anbelangt.

In Deutschland wird gegenwärtig heftig der Ausstieg aus der Kohleförderung debattiert. Was ist mit den bisher dort installierten Pumpen, wenn längere Zeit der Strom ausfällt? Und auch in Deutschland gibt es vielerorts Abwasser-Hebeanlagen. Machen wir einfach die Augen zu, weil wir die Wahrheit nicht sehen wollen oder nicht vertragen?

Unterschätzte Abhängigkeiten und fragile Realität

In den letzten Tagen sind auch ein paar Informationen zur Fragilität der Krankenhausversorgung eingegangen. Wir haben hierzu einen eigenen Beitrag „Unserer medizinischen Versorgung fehlt es an der notwendigen Robustheit“ erstellt. In viel zu vielen Fällen wird nur das getan, was unmittelbar gesetzlich verlangt wird. Zudem fehlen von regulatorischer Seite, abgesehen von der Notstromversorgung, entsprechende rechtliche Vorgaben, wie lange welche Leistungen durch die Betreiber aufrechterhalten werden müssen. Der betriebswirtschaftliche Druck führt daher auch in KRITIS-Unternehmen dazu, dass in der Regel nur das absolut Notwendige gemacht wird, bzw. die Dinge nicht mehr zu Ende gedacht werden. Und die bisherige sehr hohe Versorgungssicherheit in allen Bereichen, gibt ja mehr oder weniger den bisherigen Einschätzungen Recht. Es funktioniert auch so. Nur könnte das bereits morgen anders sein und zu einem fatalen Kollaps unserer modernen, extrem stromabhängigen Gesellschaft führen.

Sollten Sie in einem solchen oder ähnlich kritischen Bereich tätig sein und kein Gehör finden, empfiehlt es sich, die aufgezeigten Probleme von vorgesetzten Stellen abzeichnen zu lassen. Das kann Wunder wirken. Beim Militär wird wir gelernt: „Melden macht frei.“ Uns ist natürlich bewusst, dass das nicht immer so einfach geht, wie es sich anhört. Aber wenn mehr und mehr Menschen Mängel aufzeigen und Dinge hinterfragen, dann besteht auch eine Chance, dass sich etwas ändert, bevor es zu spät ist. Dabei geht es vor allem um viele kleine Schritte, die uns voranbringen. Zu große überfordern meistens. Und lassen Sie sich nicht durch abwiegelnde Aussagen abschrecken: „Wir haben eh eine Notstromversorgung.“ Das mag stimmen, aber für einen Betrieb ist mehr notwendig. Beispielsweise hat ein Krisenverantwortlicher mit den Leuten vor Ort gesprochen, die diese Notversorgungseinrichtungen auch betreiben. Und plötzlich zeigten sich zahlreiche Lücken. Etwa, dass der Tank nur halbvoll gefüllt wird und viele Dinge nicht so wirklich geklärt sind, wie das dann funktionieren soll, wenn es soweit ist und nichts mehr geht. Die Ambivalenz ist überall zu finden.

Ein anderes, besonders heikles Thema betrifft Menschen, deren Leben von Medikamenten abhängig ist. Etwa rund 30.000 insulinpflichtige Personen (Diabetes Typ 1) allein in Österreich. Sollten Sie Menschen in Ihrem Umfeld kennen, deren Leben möglicherweise von lebenswichtigen Medikamenten abhängig ist, dann sollten Sie diese zu diesem Thema sensibilisieren. Wie wir bisher herausgefunden haben, sind die jeweilig verfügbaren persönlichen Reserven sehr unterschiedlich. Im Idealfall steht durchaus ein Vorrat für mehrere Wochen zur Verfügung. Im ungünstigen Fall, jedoch nur für wenige Tage. Bei überlebenswichtigen Medikamenten sollte aber jederzeit ein Vorrat für zumindest zwei Wochen zur Verfügung stehen, um die absehbaren Versorgungsengpässe nach einem Blackout kompensieren zu können. Dabei ist immer wieder zu hören, dass das nicht vorgesehen ist. Hier ist dann wohl ein offenes Gespräch mit dem Arzt und Kreativität gefordert. 

Was kommt auf uns noch zu?

Auf der einen Seite wird in Kattowitz beschlossen, was nun zur Umsetzung der Beschlüsse von Paris tatsächlich getan werden muss. Auf der anderen Seite werden Vorhaben geplant, die einfach überhaupt nicht zu diesen Beschlüssen passen. Sorge bereitet zurecht, dass immer mehr Kraftwerke abgeschaltet werden sollen, welche bisher die Stromversorgung sicher stellen. Ein gleichwertiger Ersatz steht aber weiterhin nicht zur Verfügung, denn die Umwandlung der Sonnenenergie in eine höchst volatile Stromeinspeisung wird immer noch nicht durch eine Pufferung (und auch Langfristspeicherung!!!) der damit gewonnenen Energie unterstützt. Vielmehr flüchten sich die derzeit Verantwortlichen in die Annahme, dass sich im europäischen Stromnetz das schon irgendwie ausgleichen wird, wenn nur der Strom sich an diese Vorstellungen hält. Wir ersetzen konsequent die durch physikalische Gesetze bestimmte Wirklichkeit durch eine ideologisch vorgegebene, aber deshalb auch nur gedachte, also fiktive Wirklichkeit. Siehe etwa das Angebot E.ON SolarCloud: „Der einzigartige virtuelle Speicher, mit dem Sie Ihren Solarstrom unbegrenzt ansparen und bei Bedarf wieder abrufen können. An sonnigen Tagen bauen Sie ein Guthaben auf, das Sie in der Nacht, bei Regentagen, in den Wintermonaten oder für Ihr Elektroauto nutzen können.“

Wie passt es zusammen, dass in Deutschland an einen terminlich exakt fixierten, aber sonst kurzfristig unsinnigen Beschluss zum Abschalten der restlichen Kernkraftwerke festgehalten wird. Gleichzeitig nun aber der Neubau eines „Netzstabilitätskraftwerk“ auf Erdölbasis vorgesehen ist. Dessen „seltener“ Einsatz soll den deutlich größeren Verlust an einer in der Regel rund um die Uhr verfügbaren Einspeiseleistung der Kernkraftwerke aufwiegen? Das widerspricht doch völlig den gerade eben gefassten Beschlüssen von Kattowitz, wenn ein Mehrverbrauch von fossilen Brennstoffen angepeilt wird. Warum wird das Abschalten der Kernkraftwerke im Süden Deutschlands weiter angestrebt und hier keine Korrektur dieses Beschlusses vorgenommen? Ist das nicht völlig widersprüchlich und ein Zeichen einer Zerrissenheit, einer völligen Entfremdung von der physischen Wirklichkeit?

Abschließend noch ein kurzer Blick auf die aktuelle Situation im europäischen Stromversorgungssystem, wozu wir nur den aktuellen Bericht der europäischen Übertragungsnetzbetreiber zitieren möchten: ENTSO-E’s Winter Outlook 2018/2019 finds that Europe’s supply of electricity is secured under normal conditions. In case of a cold spell, the situation will need monitoring in an area including Belgium, France, Northern–Italy, Central–Northern Italy and Slovenia. DEU: The period around Christmas and the turn of the year could potentially be critical due to a possible oversupply of the German control area. ITA: The worst week for downward regulation is expected to be the week of Christmas. AUT: The remaining capacity is around 0 GW for the first weeks under normal conditions. Under severe conditions, especially in the last weeks of 2018, the remaining capacity indicates a deficit of up to 2.28 GW. 

Auch wenn dieser Newsletter wieder zahlreiche Mängel und Herausforderungen aufzeigt, möchten wir frei nach Ernst Ulrich von Weizsäcker verstanden wissen: „Menschen lernen eigentlich erst aus Katastrophen. Das ist eine riesen Tragödie. Eine wesentliche Aufgabe des Club of Rome ist es, sichtbar zu machen, was zur Katastrophe führen würde. Lange bevor die Katastrophe eingetreten ist. Damit man rechtzeitig die Gegenrezepte entwickeln kann.“ 

Verschiedene Meldungen

Unter diesem Link finden Sie eine weitere Sammlung von relevanten Medienberichten ohne Kommentierung.

Systemische Betrachtungen

Krisenmanagement und Krisenvorsorge

Beispiele für eine Krisenvorsorge in Gemeinden

Stromversorgung

Blicke auf die Situation im europäischen Stromversorgungssystem

Die angeführten Beispiele stammen rein aus öffentlich verfügbaren Quellen. Sie zeigen aktuelle Herausforderungen auf und sollten uns an die Truthahn-Illusion erinnern.

  • Aktuelle Situation – Zusammenfassung der aktuellen Herausforderungen im europäischen Stromversorgungssystem;
  • Auswertung Redispatching & Intraday-Stops – Auswertung der Eingriffe zur Netzstabilisierung; Die Kosten für das Engpassmanagement in Österreich sind im ersten Quartal erneut gestiegen.
  • Die Engpassmanagementkosten haben im August 2018 in Österreich erneut einen Spitzenwert erreicht und waren mit rund 22,6 Millionen Euro fast so hoch, wie im gesamten Jahr 2015!
  • Risks to security of electricity of supply in Europe this winter are contained, ENTSO-E’s Winter Outlook 2018/2019 finds that Europe’s supply of electricity is secured under normal conditions. In case of a cold spell, the situation will need monitoring in an area including Belgium, France, Northern–Italy, Central–Northern Italy and Slovenia.