Letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2015.

Quelle: www.faz.dewww.n-tv.de

Ein großer Netzbetreiber rechnet mit einer halbe Milliarde Euro Kosten für Stromverbraucher – weil die Sonne so viel scheint. Und vor allem: Weil die Stromtrassen von Norden nach Süd immer noch fehlen.

Die laufende Hitzewelle wird die deutschen Stromverbraucher mit zweistelligen Millionenkosten belasten.

Wir geben seit der Hitzewelle jeden Tag grob 2,5 Millionen Euro aus für grenzüberschreitende Eingriffe mit unseren Nachbarn, um das Netz stabil zu halten.

Am Freitag griff 50Hertz zeitweise im Volumen von 5745 Megawatt ins Netz ein – das entspricht rechnerisch etwa der Leistung von vier Atomkraftwerken. Im Gesamtjahr erwartet Biermann im bundesweiten Stromnetz Kosten für Notmaßnahmen, um Blackouts zu verhindern, von bis zu 500 Millionen Euro, weil die geplanten Nord-Süd-Stromautobahnen fehlen.

Allein bei 50Hertz rechnen sie für 2015 mit Redispatch-Ausgaben von 250 Millionen Euro oder mehr – im Vorjahr waren es 90 Millionen. … Die Physik lässt sich nicht überlisten.

Kommentar

Auch in Österreich gab es in den letzten Wochen massive Netzeingriffe (siehe Intraday-Stops). Eine genaue Auswertung liegt ab Anfang September vor.

Ergänzung durch Franz Hein

Es ist in der Argumentation entschieden zu kurz gesprungen, wenn die fehlenden Stromautobahnen als Ursache genannt werden. Die eigentliche Ursache ist die geistige Enge, welche den „Energy-only-market“ beherrscht. Das Auftreten von negativen Preisen für eingespeiste „kWh“ ist ein grundlegender Fehler im System. Dieser Fehler wird nicht mit Stromautobahnen beseitigt. Wenn überhaupt, dann kann der heutige Systemfehler nur über eine extrem ausgedehnte Energiebevorratung beseitigt werde. Nur durch eine vertiefte Kooperation zwischen Netz (da mit der physikalisch dominierten Sichtweise) und dem Markt (da mit einer mehr kommerziellen Sichtweise) kann erreicht werden, dass die Fluktuationen bei der Energieeinspeisung und Energienutzung künftig in der Weise beherrscht werden, dass das Leistungsgleichgewicht durch eine exzellent wirkende Netzregelung immer rasch wieder hergestellt wird, wenn Auslenkungen vorkommen.

Und auch da ist es dann notwendig, dass nicht nur das zeitliche Ungleichgewicht zwischen Energieeinspeisung und Energienutzung durch einen Stromfluss zwischen den Energiebevorratungsstellen als „Ausgleich“ der Bevorratungs“pegel“ beseitigt wird. Dabei muss auch die Entfernung zwischen den Einspeise-, Nutzungs- und Bevorratungsstellen überbrückt werden. Es muss also auch das räumliche Ungleichgewicht beherrscht werden. Dazu allerdings sind Leitungen (und Transformatoren zwischen den Netzebenen) unabdingbar.

Mit solchen Informationen wie oben wird die Bevölkerung (absichtlich?) fehlinformiert. Die „Verlagerung“ der Argumentation auf Geldbeträge verhindert, dass die Bevölkerung die eigentliche Ursache erfährt. Wir lügen uns damit in die Tasche.