Letzte Aktualisierung am 15. November 2023.

Am Donnerstag, dem 2. November 2023, kam es um 10:43 Uhr MEZ infolge des Orkans „Ciarán“ zu einem Ausfall einer Höchstspannungsleitung und damit zu einer Notabschaltung des Kernkraftwerks Flamanville 2 (1,3 GW) in der Normandie. Dieser Ausfall war trotz des großen Leistungsausfalls im Frequenzverlauf nicht wirklich wahrzunehmen, was darauf hindeutet, dass es kein abrupter Leitungs- /Betriebsmittelausfall, sondern ein geordnetes vom Netz nehmen war.

Im Zuge der Aufbereitung dieses Beitrages stellte sich heraus, dass es einen weiteren Ausfall des Blocks Flamanville 1 um 14:40 Uhr gab, der einen deutlichen Frequenzeinbruch verursachte, was wiederum auf eine externe Ursache (Leitungs-/Betriebsmittelausfall in der externen Anbindung) hindeutet.

Am 3. November 2023 kam es um 16:47 Uhr zu einem erneuten Ausfall von französischen Kernkraftwerken, diesmal Paluel 2 + 3 mit ebenfalls jeweils 1.330 MW Leistung. Auch dieser Ausfall war deutlich in der Frequenz zu sehen, was wiederum auf eine externe Ursache (Leitungs-/Betriebsmittelausfall in der externen Anbindung) hindeutet. Die Frequenzabweichung war weniger dramatisch, als durch die ausgefallene Leistung zu erwarten wäre. Damit haben sich die Sicherheitsmaßnahmen im ENTSO-E Netz einmal mehr bewährt. Es ist auch anzunehmen, dass wie bereits am 8. Jänner 2021 abschaltbare Lasten (Industrieunternehmen) automatisiert vom Netz genommen wurden. Hier ist auf weitere Berichte zu warten.

Wie aus der Ausfallliste ersichtlich ist, sind auch andere Kraftwerke ausgefallen, allerdings in einer deutlich niedrigeren Leistungsklasse. Zudem waren die großen Ausfälle, soweit bisher bekannt, keine Kraftwerksausfälle, sondern wurden zumindest drei durch Leitungsausfälle verursacht. Kernkraftwerke können nach einer Notabschaltung nicht sofort wieder ans Netz gehen, sondern müssen zuvor bestimmte Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen. Daher auch der längere Ausfall.

Auch größere Kraftwerksausfälle können das europäische Verbundsystem gefährden. Grundsätzlich werden für zwei gleichzeitige Ausfälle entsprechende Sicherheitsreserven vorgehalten. Wie der Ausfall von Paluel 2 + 3 gezeigt hat, waren diese ausreichend, was wohl auch auf weitere Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen ist. Das europäische Verbundsystem ist sehr robust, wie diese Vorfälle erneut gezeigt haben. Dennoch wäre es gewagt, sich ganz darauf zu verlassen. Denn wie auch Vorfälle in anderen Bereichen zeigen, siehe aktuell den Ausfall von Cloudflare, kann es immer noch zu einer Verkettung von Umständen kommen, die nicht vorhergesehen werden konnten. Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es einfach nicht, auch wenn noch so viel Aufwand betrieben wird. Daher besser auf das Undenkbare vorbereitet sein, als böse überrascht zu werden.

Ergänzende Hinweise sind willkommen!

Angekündigte nukleare Verfügbarkeit

energygraph.info

231105 Verfügbarkeit Kkw Fr

Update 15.11.23

Am Montag, 13. November, um 23.20 Uhr wurde die Produktionseinheit Nr. 2 des Kernkraftwerks Paluel wieder an das nationale Stromnetz angeschlossen. Die Produktionsstätte Nr. 3 wurde am folgenden Tag, Dienstag, 14. November, um 5.40 Uhr wieder angeschlossen.

Die beiden Einheiten hatten am Freitag, 3. November 2023, automatisch gemäß den reaktoren Sicherheits- und Schutzvorrichtungen wegen einer Störung der Stromentsorgungsleitung angehalten.