Quelle: industriemagazin.at

An sich gebe es im Raum Deutschland und Österreich Stromüberschüsse, aber wenn es kalt sei, wenig Wind wehe und die Wasserkraftspeicher leer seien wie heuer zu Jahresanfang, „kann es schon einmal eng werden, das haben wir sehr markant gesehen“. Es fehle in Österreich und Europa wesentliche Leistung, um das System in Summe sicher zu gestalten: „Das System ist in einer Schieflage. Der Kunde kriegt das nicht mit. Das ist jeden Tag ein Balanceakt“, so Christiner.

Heuer habe es von rund 250 Tagen nur 36 gegeben, an denen die APG nicht in den Markt eingreifen musste. Auch in den letzten Wochen, im Sommer, habe man thermisches Potenzial genutzt.

Laut Umweltbundesamt-Geschäftsführer Georg Rebernig könnte es im österreichischen Stromnetz eine erhebliche Deckungslücke geben, wenn etwa ein großes kalorisches Kraftwerk aus Kostengründen – weil es unrentabel ist – vom Netz genommen werde.

Bereits ohne Anlagenschließung sei in zehn Jahren mit einer Lücke von 2.980 MW Leistung zu rechnen, falle aber eine 700-MW-Anlage weg, so würde die Lücke 5.583 MW betragen und beim Wegfall von 1.100 MW Kraftwerksleistung sogar 7.241 MW, denn das Delta wachse im Vergleich zur fehlenden Erzeugung überproportional an.

Kritisch wären dann vor allem Wintermonate, wobei die Deckungslücke auch die maximale Strom-Importleistung übersteigen könnte. Würde man etwa 1.100 MW vom Netz nehmen, könnte es im Jahr 2025 in Summe beinahe 1.000 Stunden Deckungslücke geben, also rund 40 Tage, sagte Rebernig.

Die Speicher seien heuer bis April praktisch leer gewesen.

Im Jänner musste am schwierigsten Tag bei nur 8,3 GW verfügbarer Kraftwerksleistung die Differenz auf die Last von 11 GW durch Importe gedeckt werden. Denn neben den 4 GW Erneuerbaren waren nur 4 GW thermisch verfügbar, also aus kalorischen Kraftwerken, hatte die E-Control Anfang März erläutert und einen Erhalt der kalorischen Anlagen als unverzichtbar bezeichnet.

Kommentar

Die kritischen Hinweise werden lauter und klarer. Die Österreichische Energiewirtschaft ist bisher im Gegensatz  zur Deutschen nicht durch Alarmismus in Erscheinung getreten, was die Brisanz nochmals erhöht. Infrastrukturprojekte können nur längerfristig umgesetzt werden. Der Spielraum wird daher immer geringer. Und Österreich ist wohl im Gegensatz zu anderen Ländern im europäischen Verbundsystem noch deutlich besser aufgestellt. Mehr als genug Grund, um sich mit dem Thema Krisenvorsorge intensiv zu beschäftigen.