Letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2015.

Ich hatte kürzlich die Möglichkeit, mit dem Leiter des Geschäftsbereiches Bau und Technik des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden, Steffen Kluge, über die Hochwassererfahrungen im Jahr 2002 zu sprechen. Damals war die Krankenhausversorgung des Universitätsklinikums weitgehend zusammengebrochen bzw. nur mehr sehr eingeschränkt möglich, da es zu weitreichenden Infrastrukturausfällen (z. B. Strom, Fernwärme, Wasser) kam. Viele Erfahrungen von damals können auch für die Betrachtung des Themas „Blackout & Krankenhausversorgung“ herangezogen werden, was hiermit erfolgt bzw. begonnen wird. Damit soll auch wichtiges Wissen transferiert werden, denn wie Steffen Kluge feststellt, geraten die Erfahrungen von damals zunehmend in Vergessenheit bzw. neigt man nun wieder dazu, die Verwundbarkeiten zu erhöhen.

Dass es damals nicht zu schlimmeren Folgen für die Patienten gekommen ist, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass eine umfangreiche externe Hilfe möglich war, wie etwa dass 47 Feuerwehren noch schlimmere Infrastrukturschäden verhinderten oder die Bundeswehr transportfähige Patienten ausflogen. Dinge, die bei einem Blackout kaum zu erwarten sind und daher noch weit umfangreichere Überlegungen erfordern!

Einsatz der Feuerwehren im Klinikum

Krisenmanagement / Lessons Learned

  • Ortskenntnisse des Krisenmanagements sind ganz entscheidend, um in der Krise richtig handeln und führen zu können.
  • Ziel der Krisenvorsorge muss es sein, autark/autonom handlungsfähig zu bleiben.
  • Die Personalverfügbarkeit ist ein wichtiges Thema und muss vorbereitet sein.
  • Eine Krisenstruktur und gutes, eigenes, qualifiziertes Personal ist unerlässlich.
  • Notentlassungen sind, wo immer möglich, anzustreben. Wobei bei einem Blackout hier enorme Herausforderungen zu erwarten sind, da man die Leute nicht einfach auf die Straße setzen kann.
  • Verträge müssen genau unter die Lupe genommen werden, bzw. auch kritisch hinterfragt werden. Dazu sind auch Backupverträge anzudenken.
  • Kommunikation: Meldewesen, Offline-Alarmpläne, Üben!
  • 2 Krisenstabsstandorte in der Klinik
  • Ein krisenverantwortlicher Arzt in der Klinik
  • Die Einbindung von „ungebundenen Helfern“ kann sehr hilfreich sein – siehe auch Vernetzung & Komplexität und die aktuelle Flüchtlingslage
  • Der PoC beim kommunalen Krisenmanagement muss mit einer fachkundigen Person besetzt sein.
  • Redundanzen sind sehr wichtig, etwa mobile Notstromaggregate.
  • Vakumverpacktes Notessen sollte verfügbar gehalten werden.
  • Die Apotheke sollte in der Lage sein, selbst Medikamente herzustellen zu können (siehe auch Medikamentenversorgung bei Stromausfall in Berlin).

Probleme und Defizite

  • Kein einheitliches Warnsystem
  • Aufsplittung von Zuständigkeiten/Verantwortung
  • Übergreifende Alarm- und Transportpläne fehlten (Hilfskräfte und Betroffene)
  • Ungenügende Einbindung von Bundeswehr gem. Subsidiaritätsprinzip
  • Qualifizierte Mitarbeiter in den Einsatzstäben fehlten
  • Unzureichende materiell-technische Basis (Vorratshaltung unter dem Focus der Kostensenkung)
  • Vorausschauende Situationsanalyse unzureichend
  • Ungenügende Trainingsprogramme, -zeiten

… es ist nicht alles kalkulierbar … … aber darauf vorbereitet sein hilft …

Generelle Erfahrungen

  • Outsourcing schafft viele Fragestellungen/Probleme – nicht darauf vertrauen, dass das schon passen wird, sondern überprüfen!
  • In Dresden kommt es bereits monatlich zu „Wischern“ im Stromnetz (Stromausfälle im Mikrosekundenbereich), wo regelmäßig Steuergeräte zerstört werden/ausfallen.