Letzte Aktualisierung am 27. Januar 2016.

Neulich, als die Welt noch in Ordnung war, da Geld = Energie galt, von Franz Hein.

Diese Einschätzung von einer angeblich in Ordnung befindlichen Welt verlangt nach einer tiefer gehenden Betrachtung. Sie zeigt eine Vorstellung von der Welt auf, welche allen Anschein nach eine sehr weite Verbreitung in unserer Gesellschaft gefunden hat.

Als Geld = Energie gesetzt wurde, war die Welt schon nicht in Ordnung. Dabei wurde übersehen oder eigentlich ignoriert, dass fehlende Energie nicht durch Geld ersetzt werden kann. Dieser fatale Fehler rührt davon her, dass die Vorräte an fossilen Rohenergien geplündert wurden. Das geschah ohne jegliche Rücksicht auf die Nachkommen, so als ob unsere jetzige Generation ein „natürliches“ Anrecht hat, diesen über Millionen von Jahren entstandenen Vorrat an bereits umgewandelter Sonnenenergie nur für sich und jetzt sofort verbrauchen zu können. Dieser Verbrauch ist in den letzten 200 Jahren extrem angestiegen. In den von uns überschaubaren Zeiträumen „wachsen“ die Rohenergien nicht mehr nach!

Die fossilen Rohenergien kosten nichts! Diejenigen, welche die Vorräte plünderten, wurden mit Geld „belohnt“. Dieses Geld wurde dann gedanklich mit den aus fossilen Rohenergien umgewandelten Energien gleichgesetzt. Damit wurden jedoch Menschen bezahlt. Dieser beklagenswerte Irrtum wird dann allen offenbar werden, wenn die Vorräte zu Ende gehen. Wir reagieren leider meist erst dann, wenn Mangelerscheinungen nicht mehr ignoriert werden können. Endgültig setzt das Nachdenken wohl aber erst dann ein, wenn die Vorräte zu Ende sind. Mit keinem Geld der Welt können dann Energievorräte geschaffen werden.

Wir haben einen geradezu unglaublichen Wohlstand aufgebaut. Der ist allerdings nicht allen Menschen auf dieser Erde zugänglich. Unser Wohlstand gründet auf dem immensen, oft sogar unsinnigen und verschwenderischen Verbrauch des „Lebensmittels“ Energie. So unstrittig es ist, dass ständige Energiezufuhr Leben erst ermöglicht. Nur damit sind die heutigen Lebensformen entstanden. Ohne Energie ist kein Leben möglich. Das Bevorraten von Energie haben wir inzwischen so gut wie verlernt. Wer hat noch einen Kohlenkeller?

Aber wir haben aus dem Blick verloren, woher die von uns genutzte Energie hauptsächlich stammt. Wir leben heute (noch) in einem Energie-Schlaraffenland, in dem jeder jederzeit Energie zur Verfügung haben kann und – wenn er mit Geld bezahlt – auch hat. Wir betrachten diesen ständigen Energiezustrom als Dauerzustand, der ewig anhält.

Fällt die dazu benutzte Grundlage, also der Verbrauch fossiler Rohenergien weg, ist es schlagartig zappenduster und das heutige Leben endet abrupt. In dem Roman „Blackout“ von Marc Elsberg wird aufgezeigt, was mit uns und unserer Gesellschaft passieren würde (nein: wird!), wenn längere Zeit (oder gar auf Dauer) der Zustrom an Energie versiegt [siehe auch Studie des deutschen Bundestages: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften durch Stromausfall].

Es ist für die meisten so, als ob wir ohne Nachdenken auf einen Abgrund zufahren und dann erst im Fallen bemerken, dass es nicht mehr wie gewohnt weiterhin und eben gerade aus geht. Hochmut kommt immer noch vor dem Fall. Das gilt (anscheinend wie ein Naturgesetz)!