Quelle: www.faz.net

Der Suedlink ist eine Hauptschlagader für die Energiewende. Über zwei Stränge soll die Leitung Windstrom von der Nordseeküste nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Eigentlich sollte das Projekt schon Ende dieses Jahres fertig sein, wenn die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen. Dann wurde 2026 als neues offizielles Zieljahr ausgerufen. Nun peilen die Netzbetreiber 2028 an – und zwingen die Politik, den eigenen Fahrplan anzupassen. Netzagentur-Präsident sagte im Gespräch mit der F.A.Z. (31. Januar) sogar zum Zieldatum 2028: „Da würde ich erst mal ein kleines Fragezeichen dran machen.“

Der neue Termin „erscheint als ambitioniertes, aber realistisches Datum“, sagte eine Sprecherin von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) am Montag. Die Ampelkoalition hat sich vorgenommen, die Dauer von Genehmigungsverfahren mindestens zu halbieren. Dies soll auch den Ausbau der Netze voranbringen.

Das ist Grundvoraussetzung, um die ehrgeizigen Windkraftziele zu erfüllen. Schon jetzt reichen die Leitungskapazitäten oft nicht aus, um den Strom nach Süden zu befördern. Selbst Meereswindparks müssen deshalb immer öfter abgeregelt werden. Auch müssen die Netzbetreiber wegen der Engpässe im Leitungsnetz immer häufiger in den konventionellen Kraftwerkspark eingreifen, was die Kosten für die Versorgungssicherheit in die Höhe treibt: 2020 lag der Aufwand schon bei mehr als einer Milliarde Euro. Die Kosten landen, umgelegt auf den Strompreis, bei den Verbrauchern. Diese werden sich wohl auf einen weiteren Anstieg einstellen müssen. Denn auch die übrigen großen Stromautobahnen werden nicht pünktlich fertig werden.

Für den SuedOstLink kalkulieren die Netzbetreiber mit 2027 statt 2025, auch die westliche Trasse soll zwei Jahre später 2027 in Betrieb gehen. Und es bleiben Zweifel, ob wenigstens diese Termine zu halten sein werden.

Ursprünglich sollten die Verbindungen als Freileitungen gebaut werden. Aber nach drei Jahren konnten die Planer ihre Entwürfe wieder einstampfen und von vorn beginnen, dieses Mal mit der Projektierung von Erdkabeln. Dass sich die Kosten für den Suedlink durch die Erdverkabelung von drei auf wenigstens zehn Milliarden Euro erhöhen, ist für die Energiewende noch das kleinere Übel. Viel schlimmer sind die zusätzlichen Verzögerung.