KFV-BlackoutBlackout: Science-Fiction oder baldige Realität?

Quelle: www.kfv.at, www.kfv.at, www.kfv.atKFV-Studie (PDF) 

Stromausfall im ganzen Land – und das über mehrere Tage und Wochen: pure Science-Fiction oder ein realistisches Szenario? Hollywood-Fantasie oder alltägliche Gefahr? Im Rahmen einer im Jahr 2019 österreichweit durchgeführten Studie untersuchte das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) die Wahrscheinlichkeit und potenzielle Szenarien eines Blackouts in Österreich – und dessen mögliche Auswirkungen. Ein weiterer Fokus der Studie lag auf der aktuellen Blackout-Vorsorge vonseiten der Bevölkerung: Wie bereiten sich die Österreicherinnen und Österreicher auf ein mögliches Blackout vor? Und: Wie viele Menschen in Österreich wissen überhaupt, was ein Blackout ist?

Die Ergebnisse zeigen, dass laut Experten in absehbarere Zukunft der Eintritt eines Blackouts sehr wahrscheinlich ist. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung den Begriff Blackout noch nie gehört hat. Die KFV-Studie bringt Licht ins Dunkel des Informationsdefizits.

Einen deutlichen Unterschied in der Wahrnehmung zwischen Experten und Bevölkerung gibt es hinsichtlich kritischer Systeme und Infrastruktur. Diese wird von Experten als besonders gefährdet eingestuft, von der Bevölkerung jedoch gar nicht oder nur sehr selten in Verbindung mit einem Blackout gebracht. Das fehlende Wissen sowie die mangelnde Vorbereitung auf ein Blackout fordert einen verstärkten Einsatz von Bewusstseinsbildungsmaßnahmen vor allem für Bevölkerung und Unternehmen.

Ratschläge und Tipps von Katastrophenschutzstellen zur Vorsorge gibt es, tatsächlich werden diese – wie aus KFV-Befragungen bekannt ist – nur von sehr wenigen beherzigt. Die österreichische Bevölkerung wiegt sich mehrheitlich in trügerischer Sicherheit und setzt sich mit dem Risiko eines umfassenden Stromausfalls nicht auseinander. Rund ein Drittel der im Rahmen der KFV-Untersuchung befragten Personen gaben an, den Begriff „Blackout“ noch nie gehört zu haben. Die ÖsterreicherInnen sind auf Blackouts je nach Region und Wohnsituation sehr unterschiedlich vorbereitet: EinwohnerInnen alpiner und abgelegener Regionen mit häufigeren Stromausfällen sind relativ gut gerüstet. Menschen in ländlichen Lebensräumen legen auch eher Vorräte an als Menschen in städtischer Umgebung. BewohnerInnen von Eigentumswohnungen sind am geringsten für den Ernstfall eines Blackouts gewappnet. Tenor der ExpertInnen: Die meisten BürgerInnen sind unzureichend vorbereitet, es fehlt an Risikobewusstsein und Information.

Auszüge aus der KFV-Studie

KFV-Studie 

Wie heizen Sie Ihren Wohnbereich hauptsächlich?

Heizarten nach Wohnortgröße und Wohnsituation

Haben Sie noch andere Möglichkeiten Ihren Wohnbereich zu heizen? Wenn ja, welche?

Alternative Heizmethoden

Wie verbreitet sind Photovoltaik-Anlagen?

Individuelle Photovoltaik-Anlagen sind noch kaum verbreitet. Wenn überhaupt, dann am ehesten in Ein- und Mehrfamilienhäusern ohne Stromspeicher.

Nutzung von Photovoltaik-Anlagen

Wie oft passieren Stromausfälle?

Häufigkeit der Stromausfälle nach Wohnortgröße und Wohnsituation

Folgen eines Blackouts

Bei der Frage nach den Konsequenzen zeigt sich ein gewisser Respekt der Bevölkerung vor der Möglichkeit eines mehrere Tage andauernden Stromausfalls. An ein normales Weiterlaufen des täglichen Lebens, mit nur ein paar Einschränkungen, glauben lediglich 12%. Alle anderen vermuten, dass das tägliche Leben stark eingeschränkt sein wird. Zwei Drittel glauben sogar, dass die öffentlichen Einrichtungen die Versorgung der Haushalte nicht mehr übernehmen können. 24% halten das komplette Chaos für eine durchaus realistische Konsequenz.

Nur 8% der Befragten daran gedacht, dass das Telefon bzw. Handy von einem Stromausfall betroffen sind und nur 16% haben angegeben, dass der Laptop/Computer davon betroffen ist. Vor allem für jüngere Befragte stellt der Ausfall von Internet, Laptop und Handy ein unmittelbar spürbares Problem dar.

Ein Autoradio und Lebensmittelvorräte für mindestens eine Woche haben rund 70% der Befragten. [Siehe dazu auch die Studie „Ernährungsvorsorge in Österreich“]

„Der Gleichzeitigkeitsfaktor ist ein großes Problem, d.h. es wird natürlich ein Chaos allein dadurch entstehen, dass alles gleichzeitig ausfällt. Es gibt keine Kommunikation, es gibt keinen Verkehr… auch ob Einsatzkräfte noch in die Arbeit kommen können, ist die Frage.“

Personen können in Aufzügen oder (Ski) Liften feststecken. Diese Menschen müssen schnellstmöglich befreit werden. Die Frage ist, ob im Falle des Eintritts genügend geschultes Personal verfügbar ist. Bei den Spontannennungen wurden Aufzüge nur von 1% der Bevölkerung genannt.

Betroffen sind laut Experten zum einen Trinkwasser und zum anderen Wasser für die Hygiene. Genannt werden z.B. Toilettenanlagen, die nicht mehr funktionieren sowie die Heizung im Winter. Insgesamt haben 26% der Bevölkerung bei den Spontannennungen die Wasserversorgung bzw. das Warmwasser als betroffen genannt.

Als Beispiel nennen die Experten Dialysepatienten oder Menschen die zu Hause beatmet werden müssen. Die medizinische Versorgung wurde unter der Spontannennungen der Bevölkerung nicht erwähnt.

Versorgungsengpässe in der Lebensmittelbranche sind zu erwarten, im Speziellen in Just-in-time-Versorgungsketten, da Supermärkte generell keine großen Lager haben und es dauert, bis wieder alle gleichmäßig beliefert werden können. Ebenso könnten Tiere in der Tierhaltung Schaden nehmen, weil Lüftungsanlagen, Klimaanlagen, Fütterungsanlagen, oder Molkereien ausfallen. Im Bereich der Wasserversorgung könnten sich in Wasserleitungen, die länger nicht durchflossen wurden, Keime bilden. Diese müssten erst entkeimt werden, bevor das Wasser wieder genutzt werden kann.

Auch die kritischsten Experten meinen, dass im ersten Moment ein Zusammenrücken der Menschen stattfinden würde. Man würde sich gegenseitig helfen, miteinander reden und gemeinsam versuchen, das zu bewältigen. Die Frage ist aber, wie lange das anhält. Dazu gibt es keine Erfahrungswerte. Der kritische Punkt, wo es zu kippen droht, ist laut den Experten der Moment, wenn die Hoffnung und/oder das Vertrauen an den Staat schwindet.

Im Rahmen von HELIOS wurden österreichweit Blackout-Szenarien geübt [Anmerkung: Nein, es wurde eine Strommangellage geübt, was ein ganz anderes Szenario darstellt!]. Allerdings wird aus strategischen Überlegungen nur ein Teil der Maßnahmen öffentlich gemacht – die Kritik daran ist, dass das Nicht-Vorbereitet-Sein manchmal auch auf Unwissen fußt und genau hier von Seiten der Sicherheitsbehörden nicht entgegengewirkt wird.

Experten aus dem Gebiet Versorgung und Sicherheit sehen sich vorbereitet, betonen die eigenen Anstrengungen, orten aber große Defizite bei der Bevölkerung und einzelnen Unternehmen. Herausgestrichen wird die Komplexität des Problems.

Bemängelt wird von Seiten der Experten dass viele Unternehmen unter hohem Markt- und Kostendruck stehen und daher bei Sicherheitsmaßnahmen bzw. Notfallplänen sparen müssen. Dadurch sinkt die Resilienz des Einzelunternehmens, und somit auch der gesamten nationalen Wirtschaft und dass die Vorbereitung mit dem Stromausfall endet. Die Phase der Wiederherstellung der Kommunikation oder ein längerfristiges Krisenmanagement ohne Personal und ohne (freiwillige) Einsatzkräfte wird aktuell so gut wie nicht berücksichtigt.

Vorbereitung des Haushalts auf ein Blackout nach Wohnortgröße und Wohnsituation

Vorbereitung des Haushalts auf ein Blackout nach Wohnortgröße und Wohnsituation

Daher denkt die Bevölkerung nur an den fehlenden Strom, nicht aber fehlende Kommunikation, keine Versorgung mit Wasser, Nahrung, Medikamenten…

Experten führen an, dass die Bevölkerung weder auf die physische noch auf die psychische Belastung vorbereitet wäre. Damit ist gemeint, dass unvermutete psychische Prozesse in Gang kommen, wenn etwa die Nahrungsversorgung wegbricht. Es wird zwar niemand verhungern, aber ein massiver Einschnitt in die eigene Lebenssituation wird immer eine psychische Reaktion erzeugen. Wie reagieren etwa Familien, wenn die Kommunikation zwischen Partnern und den Kindern (aufgeteilt auf verschieden Standorte wie Arbeitsplatz, Schule, Kindergarten, Haushalt…) plötzlich nicht mehr möglich ist und kein Notfallvorgehen vereinbart wurde?

Das bedeutet vielfach werden isolierte politische Entscheidungen getroffen, die für sich gesehen sehr logisch sind (der Großteil der Bevölkerung lehnt Atomkraft ab, also Ausstieg), die aber das gesamte System, den Gesamtorganismus Versorgung, empfindlich beeinflussen.

Experten, die nicht dem Sicherheitsbereich zuzuordnen sind, stellen diesen Informationsfluss in Frage. Dies beginnt mit den Fragen „Wer stellt überhaupt fest, was gerade los ist?“ und „Welcher ist der beste/unmittelbarste Kommunikationskanal?“. Die lückenlose Informationskette wird angezweifelt, auch weil Katastrophenschutz föderal geregelt und somit Ländersache ist. Die Sicherheitsexperten „bestätigen“ dies indirekt, und warnen vor Schnellschüssen bei Warnungen. Mehr Transparenz wäre hier förderlich.

Ziel ist die Schärfung des Bewusstseins für eine mögliche Krise und die Notwendigkeit einer Daseins-Selbstvorsorge. Damit soll (in der kleinsten gesellschaftlichen Zelle), soweit und so sinnvoll als möglich, Autonomie geschaffen werden. Bewusstseinsbildung wird für die Vorsorge als wichtig eingestuft. Im engen Umfeld kommunizieren sowie das Gespräch / das Gemeinsame zu suchen wird aber auch in der Krise als essenziell betrachtet um zu Deeskalieren. Sich bewaffnen, sich isolieren und abgeschottet seine eigenen Vorräte zu verteidigen führt aus Expertensicht direkt in die gesellschaftliche und soziale Katastrophe. Viel sinnvoller sind kommunale, dezentrale Selbsthilfebasen, die etwa in Selbstorganisation nachbarschaftliche Notfallteams (für Kranke, Alte, Hilfsbedürftige…) organisieren.

Aufklärung zum Thema Blackout – Forderungen an Politik und Gesellschaft

Diskussion in konstruktive Richtung lenken: Die Experten sind sich einig, dass Aufklärungsarbeit das Um und Auf ist, um für ein Blackout gewappnet zu sein. Jeder soll wissen, was im Ernstfall zu tun ist und vor allem: jeder sollte sich darüber bewusst sein, dass er für sich selbst verantwortlich ist und man es nicht als Selbstverständlichkeit betrachten sollte, von anderen Stellen (sofort) Hilfe zu bekommen. Das gilt auf allen Ebenen, also angefangen vom Haushalt, über die Gemeinde, von kleineren Firmen bis zu großen Unternehmen. Genauso aber auch auf staatlicher Ebene: jeder sollte im Falle eines Blackouts einen persönlichen Notfallplan haben, was in der konkreten Situation die richtigen Schritte und Maßnahmen sind. Die Experten befürchten, dass sich aktuell jeder auf eine andere Instanz verlässt und meint, nicht selbst Vorsorge treffen zu müssen. Zudem kritisieren einige Experten, dass die Diskussionsbasis in der Vergangenheit oft von Panikmache und Angstszenarien überschattet war. Hier gilt es, die Kommunikation in seriöse, von negativen Emotionen befreite Bahnen zu führen.

Zusammenspiel auf allen Ebenen notwendig: Nach Expertenmeinung ist es schwierig EINE Stelle auszumachen, die für die Aufklärung verantwortlich ist. Vielmehr sollen auf politischer Ebene die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die dann gemeinsam und in koordinierter Vorgehensweise genützt werden können – also von Ministerien, den Landesregierungen, den Zivilschutzverbänden aber auch auf Gemeindeebene oder durch die Energieversorger.


Viele Haushalte sind nicht auf einen Stromausfall vorbereitet

Quelle: kommunal.at

Im Rahmen einer repräsentativen Befragung hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) Informationen darüber erhoben, wie es um den Wissensstand und das Gefahrenbewusstsein der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema Blackout und Stromausfall bestellt ist. Die Mehrheit der Befragten fühlt sich nicht gut vorbereitet.

Im Zuge einer repräsentativen telefonischen Befragung hat das KFV Daten zu Wissensstand und Gefahrenbewusstsein der Österreicherinnen und Österreicher rund um das Thema Stromausfälle erhoben.

Zwar gaben immerhin 37 Prozent der Befragten an, (sehr) gut auf einen großflächigen, längerfristigen Stromausfall vorbereitet zu sein. Die Mehrheit der Befragten jedoch fühlt sich weniger (33 Prozent) bis gar nicht (27 Prozent) auf eine längere Zeit ohne Strom vorbereitet.

In Regionen mit hoher Versorgungssicherheit ist die Bevölkerung naturgemäß weniger gut auf Engpässe vorbereitet – so zeigt sich in ländlichen Gebieten eine bessere Bevorratung mit Lebensmitteln als im städtischen Wohnumfeld. Am wenigsten vorbereitet sind die Bewohner von Eigentumswohnungen.

Sowohl von Seiten des öffentlichen Sicherheitsapparats als auch von den Netzbetreibern selbst werden Maßnahmen ergriffen, um Stromausfälle und Blackouts zu verhindern bzw. einen raschen Wiederaufbau der Stromversorgung nach einem Stromausfall zu gewährleisten.

Nichtsdestotrotz ist es essenziell, dass auch einzelne Unternehmen und Haushalte bestmöglich auf die Möglichkeit eines Ausfalls der Stromversorgung vorbereitet sind. Denn nur dann können Einsatzkräfte, Hilfskräfte, Dienstleister und staatliche Organe ihren Kernaufgaben nachkommen.

Aufklärungsarbeit ist daher das Um und Auf, um eine Gesellschaft für das Szenario eines Blackouts zu wappnen. Regionalpolitiker können dazu einen effektiven Beitrag leisten, indem sie dafür sorgen, dass die Blackout-Krisenpläne innerhalb eines Bezirks aufeinander abgestimmt und die Maßnahmen zum Katastrophenschutz bei praktischen Übungen einem Praxistest unterzogen werden.

Zusätzlich gilt es die Bevölkerung konstruktiv und angstfrei über die bestehenden Möglichkeiten aufzuklären, sich für einen länger andauernden Stromausfall zu wappnen. Denn nur auf Basis der persönlichen Vorsorge möglichst vieler Menschen können alle weiteren, darauf aufbauenden Maßnahmen zur Wiederherstellung der Energieversorgung schnellstmöglich ihre volle Wirkung entfalten.