Quelle: www.focus.de

Jeder Deutsche hat im Schnitt nur 103 Euro Bargeld einstecken, schreibt der Autor Harald Seiz in seinem neuen Buch. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir überall und jederzeit auf unser Konto zugreifen können. Aber was wäre, wenn ein Stromausfall die Geldversorgung tagelang lahmlegt?

Im Ernstfall, wenn also die Infrastruktur der Banken mehrere Ta­ge lang ausfällt, ist eine adäquate Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld nicht mehr möglich. Das ist das Kernergebnis einer wis­senschaftlichen Studie »Alternative Zahlungsmittel im Falle eines IT-Blackouts« des Berlin Institute of Finance, Innovation and Digi­talization, das sich auf die Untersuchung der Digitalisierung von Wirtschaftsprozessen spezialisiert hat. Der Vertrauensverlust in die Währung, die wir in anderen Kapiteln bislang eher allgemein erwähnt haben, verursacht zudem – unter bestimmten Vorzeichen – eine haltlose Inflation, heißt es in der Untersuchung zu »Alterna­tiven Zahlungsmitteln im Falle eines IT-Blackouts«.

Nicht zu unterschätzen, obgleich nicht Bestandteil der Studie, ist dabei die bereits mehrfach beschriebene Eigendynamik und die allzu menschlichen Reaktionen auf Krisenszenarien: Es gibt einen Run auf Supermärkte, die Menschen hamstern, Nachschub wird kaum noch geliefert – da schließlich die Zahlungssysteme zusam­mengebrochen sind. Die Waren werden knapp, und in der Folge steigen die Preise.

Wir erleben damit eine klassische Inflation, verursacht durch ei­ne hohe Nachfrage, knappes Angebot und einen Vertrauensverlust in die Währung. Ein Fazit, das die Autoren daraus ziehen, lautet daher: „Edelmetalle schützen vor dem Wertverlust im Ernstfall.“

Die Wissenschaftler des Instituts, das zur Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) gehört, haben Tausende Szenarien  dahingehend durchgespielt, was passieren kann, wenn das ge­samte Bankensystem zum Erliegen kommt. (Gut möglich ist, dass dies durch einen großflächigen Stromausfall verursacht wird – ein „Schadensereignis“, das wiederum eine eigenständige und äußerst umfassende Studie des Deutschen Bundestags ergründet hat.

In unserer Zivilisation haben wir uns daran gewöhnt, über alle grundsätzlichen Annehmlichkeiten ständig zu verfügen. Das ist für uns selbstverständlich, also denken wir gar nicht mehr daran, dass dahinter komplexe Systeme und logistische Meisterleistungen ste­hen. All dies sind Errungenschaften, die wir uns erarbeitet haben und auf die wir stolz sein können. Wir nutzen sie und führen ein modernes Leben, denken aber nicht daran, was passiert, wenn Tei­le dieser vermeintlichen Selbstverständlichkeiten ausfallen – und es dann zu einem Dominoeffekt kommt.

Obwohl die Anzahl der Banken im System riesig ist, sich Risiken also vermeintlich verteilen, ist die Risikominimierung faktisch eingeschränkt, wie wir es schon bei SWIFT gesehen haben. Die Bedrohung in einer Krise liegt aber nicht unbedingt in einem völ­ligen Zusammenbruch aller Systeme, sagen die BIFID-Wissen­schaftler. Vielmehr ist unter diesem Risiko auch der unerwartete Ausfall einzelner, jedoch wichtiger Bestandteile des Bankdienst­leistungs- und Datenverkehrssystems zu verstehen.

Kommentar

Dieser Beitrag unterstreicht einmal mehr die unterschätzten Kettenreaktionen in Folge eines Blackouts! Vor allem auch den erwartbaren mehrtägigen Telekommunikationsausfall in Folge des Stromausfalls.