Quelle: www.dnn.de

Dresden ist gut beraten, sich auf einen flächendeckenden Stromausfall vorzubereiten. Das sagt der Dresdner Wissenschaftler Professor Peter Schegner, Inhaber des Lehrstuhls für Elektroenergieerzeugung. Das Transportnetz halte dem Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht stand.

Der Katastrophenschutz der Landeshauptstadt Dresden bereitet sich intensiv auf einen flächendeckenden Stromausfall vor. Das erklärte jüngst Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) gegenüber DNN, und von der Wissenschaft erhält er Zustimmung. „Man muss solche Szenarien üben und investieren, damit man für so einen Fall gerüstet ist“, sagt Professor Peter Schegner, Inhaber der Professur für Elektroenergieversorgung an der Technischen Universität und Direktor des Instituts für Elektrische Energieversorgung und Hochspannungstechnik.

Seitdem Deutschland verstärkt auf Erneuerbare Energien setzt, sei das Risiko eines flächendeckenden Stromausfalls, eines sogenannten Blackouts, deutlich gestiegen. Ursache dafür sei der Zustand der Stromnetze. „Der Netzausbau hält nicht mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien Schritt. Die Schere geht immer weiter auseinander.“ Die meisten Windkraftanlagen würden im Norden Strom erzeugen. Die großen Verbraucher dagegen im Süden angesiedelt sein. Der „saubere“ Strom muss von Nord nach Süd transportiert werden.

Der Transport würde über wenige Hauptleitungen erfolgen, so der Wissenschaftler. Diese würden nach dem Prinzip „n minus 1“ betrieben. Sollte eine Leitung ausfallen, könnten die anderen vorübergehend mit mehr als 100 Prozent gefahren werden. „Jetzt wird diskutiert, diese Betriebsweise zu verlassen.“ Man gehe auf „n minus 0“ über. Die Leitungen werden bis an die Grenze ausgelastet.

Vorteil der Betriebsweise: Die Windkraft muss nicht mehr so stark abgeregelt werden, wenn mehr Strom erzeugt wird, als nach Süden transportiert werden kann. Im Süden müssen die Gaskraftwerke seltener hochgefahren werden, um den zusätzlich benötigten Strom zu erzeugen. Der Verbraucher wird nicht über Gebühr belastet. Nachteil: Die Gefahr von netzbedingten Stromausfällen steigt.

Eigentlich, so Schegner, müssten weitere Nord-Süd-Versorgungstrassen errichtet werden. „Diese Transportleitungen sind zwar geplant, aber sie finden keine Akzeptanz. Der Netzausbau kommt nicht voran.“ Beispielsweise würden Anwohner ihr Veto gegen den Trassenverlauf einlegen.

Die Wirkung eines flächendeckenden Stromausfalls wäre verheerend.

„Maßnahmen nach einem Stromausfall sollten regelmäßig geübt werden, weil sich die technischen Systeme ständig ändern“, empfiehlt der Professor. Neben einem großflächigen Netzausfall bestünde auch das Risiko einer Cyber-Attacke, eines Angriffs auf die Steuerung der Netze aus dem Internet. „Das halte ich für weniger realistisch, weil die Netzbetreiber auf diesem Gebiet sehr, sehr restriktiv sind“, so Schegner.

Die Dresdner Stadtwerke (Drewag) befassen sich mit mehreren Szenarien, bestätigte Geschäftsführer Reinhard Richter auf Anfrage der DNN. So sei der Aufbau einer Insellösung über das Kraftwerk Nossener Brücke ein Thema. „Das funktioniert aber nur, wenn die Gasleitungen nicht gekappt werden.“ Wenn Gas anliege, könnten die Drewag, zumindest teilweise, einen technischen Blackout ausgleichen, indem das Kraftwerk zur Stromerzeugung genutzt und das Netz sukzessive aufgebaut werde.