Quelle: insiders

Unternehmen tun sich unglaublich schwer mit den Herausforderungen der Digitalen Transformation. Was habe ich die letzten Jahre gekämpft um Entscheidungsträger davon zu überzeugen, in digitale Initiativen zu investieren, neue Wege zu gehen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, versuchen besser zu werden. Die Bilanz ist ernüchternd.

Ich denke die Digitale Transformation wird in den meisten grösseren Unternehmen komplett verpeilt. Zwar wird immer mehr digitales gemacht, und von dem profitieren wir in der Digitalindustrie in großem Mass, vieles an Projekten ist aber schlicht und einfach lauwarmer Kaffee.

Diese Leute haben meist keinen Schimmer von was sie sprechen. Sie mixen einfach alles; neue Technologie, den ganzen Silicon Valley Hype und ihr kümmerliches digitales Geschäft miteinander.

Wenn es aber darum geht, im eigenen Unternehmen wirklich Voraussetzungen zu schaffen um in die Zukunft zu gehen, fallen dabei dann meist nur noch «Me-too» Projekte raus. Wir müssen jetzt mal eine App haben, einen Online Shop. Unsere Umsätze sind bereits bei 15% online. Unsere Digital Maturity ist im Konkurrenzvergleich bei 80%.

Die dritte Komponente ist das Risiko. Wirklich durchschlagende Geschäftsmodelle auf den Boden zu bringen ist immer mit viel Risiko verbunden. Und da ist es halt so, dass es für bestehende Player wesentlich schwieriger ist, hohes Risiko einzugehen. Zu groß sind die Verlustängste. So groß, dass bisweilen vergessen wird, dass man ohne ein «Sich-Selbst-Neu-Erfinden» auf mittelfristige Sicht auch tot ist.

Wenn ich das alles aus einer etwas weiteren Perspektive ansehe, ist es doch überhaupt nicht so, dass jedes sich jedes Unternehmen digitalisieren muss. Unternehmen sind Mittel zum Zweck. Nur jene welche sich an den Wandel gut anpassen können, überleben auch.

Denn indem wir alte Strukturen und Unternehmen erhalten, eben solche welche sich nicht anpassen, erhöhen wir die soziale Fallhöhe der Leute beträchtlich. Es gibt diesbezüglich nichts Schlimmeres als Struktursubventionen. Diese kommen alle immer früher oder später zu Fall.

So gesehen bin ich mir gar nicht mir so sicher, ob alle Unternehmen diese Digitale Transformation «meistern» müssen. Vielleicht ist es besser ein erheblicher Teil davon geht unter. Und aus ihrer Asche entsteht Neues.

Kommentar

Eine sehr interessante und bestätigende Betrachtung. Wir sehen leider derzeit in vielen Bereichen die Zunahme von Vorstellungen und Kommunikation, die realitätsfremd und naiv sind. Gerade beim Thema „Digitalisierung“ (Smart …, Industrie 4.0., Internet der Dinge, etc.) scheint zudem jeglicher Hausverstand verloren gegangen zu sein. Wir wissen zwar nicht, wohin wir wollen, das dafür aber umso schneller. Risikoüberlegungen haben dabei kaum Platz. Dafür wird umso mehr Energie für eine rasche Erhöhung der technischen Vernetzung aufgewendet, die, wie nur wenige wirklich wissen, die Komplexität und damit auch die „Nicht-Steuerbarkeit“ erhöhen. Alles Voraussetzungen für wirklich disruptive – negative – Entwicklungen.