Letzte Aktualisierung am 20. Januar 2016.

Quelle: Masterarbeit „Treibstoffversorgung der Einsatzkräfte im Katastrophenfall – Ausfallsicherheit der österreichischen Einsatzorganisationen nach einem nationalen Blackout“ Donau-Universität Krems, 2013

Der Großteil der Tanklager kann bei einem Stromausfall nicht mit gewohnter Leistung ausliefern, d.h. es wird in den meisten Fällen von einer Beladung mit natürlichem Tankdruck ausgegangen, was nicht den täglichen Normalbedarf abdecken könnte (sonst würde eine jede jetzt mit Pumpen durchgeführte Befüllung reine Energieverschwendung sein). Es sind auch keine Maßnahmenpläne oder Notfallpläne vorhanden, wie eine Versorgung durchgeführt werden kann. Denn eine Notfalltreibstoffversorgung bei einem Blackout, wurde bisher noch nicht als Thema behandelt, ist daher auch nicht durchgeplant, und wird so auch nicht beübt. Als großer Vorteil erweist sich aber, dass im Gegensatz zu den anderen Raffinerien in Europa, die Raffinerie in Schwechat ein eigenes Kraftwerk betreibt, welches sich und das Tanklager Lobau völlig unabhängig versorgen kann. Somit kann zumindest Wien mit Treibstoffen versorgt werden.

Bei den Einsatzorganisationen, oder generell bei kritischen Infrastrukturen, wurde in gewissen Bereichen (Leitstellen,…) darauf Bedacht genommen, dass Notstromaggregate zur Verfügung stehen. Es wurde aber nicht darauf Bedacht genommen, dass diese Geräte über längere Zeiträume im Volllastprobebetrieb laufen sollten.

Täglicher Verbrauch für die Fahrzeuge der betrachteten oberösterreichischen Einsatzorganisationen für einen normalen Betrieb (ohne Betrachtung Verkehrsstau, Betrieb Notstrom, etc.): Rotes Kreuz 6000l, Polizei 3000l und Feuerwehr 8000l. Diese Mengen können nicht von den Tankstellen bereitgestellt werden. Aber auch von den Tanklagern ist keine Versorgung oder Verteilung am ersten Tag des Blackouts zu erwarten, d.h. die von den Einsatzorganisationen vorgehaltenen Reserven werden zu Beginn eines Stromausfalles aufgebraucht werden und machen eine externe Versorgung notwendig.

Die Schätzungen in diesem Kapital sind mehr als optimistisch, sie sollen aber nur vor Augen führen, dass der aktuelle Notbetrieb der Kraftstoffversorgung (es gibt lt. Auskunft FVMI keine Tankstellen mit Notstromversorgung) nicht ausreicht, um einen Notbetrieb der Einsatzorganisationen aufrecht zu erhalten. Ein Zusammenbruch der Dienstleistungen von Einsatzkräften ist deshalb als wahrscheinlich anzunehmen. Nebenbei erwähnt: Auch Krankenhäuser müssen nach einer gewissen Zeit mit Kraftstoff versorgt werden. Vorab kann gesagt werden, dass die Einsatzorganisationen bei einem Stromausfall einen hohen Mehrverbrauch verursachen, welcher von den Infrastrukturbetreibern spätestens nach 4 Stunden getragen werden muss, wenn erwartet wird, dass es sich um länger andauernden großflächigen Stromausfall handelt.

Nach ca. einem Tag kann man auch nach optimistischen Schätzungen sicher davon ausgehen, dass die Eigenversorgung zu Ende ist.

Generell ist also bei den Feuerwehren mit einem sehr hohen Treibstoffbedarf zu rechnen, welcher in keiner Weise von eigenen Reserven abgedeckt werden kann, da im nichturbanen Bereich ausschließlich bei öffentlichen Tankstellen getankt wird.

Jeder Einsatz der aber über 2 Stunden hinausgeht, ist für die Feuerwehren problematisch, wenn kein Nachschub erfolgt.

Der Mehrverbrauch an Treibstoff wird, zumindest bei den meisten Aggregaten, spätestens nach vier Stunden (nach der zweiten Betankung) ein unaufschiebbares Problem werden.

Bei der Berechnung des Verbrauches an Treibstoffen, konnte ein Mindestverbrauch für den Betrieb der Feuerwehr-Notstromaggregate von rund 16000 Liter in Niederösterreich und 18000 Liter im Bereich Oberösterreich pro Stunde festgestellt werden, der zusätzlich zum Normalverbrauch entstehen wird. Nimmt man an, dass im Tanklager St. Valentin für die geodätische Befüllung eines TKW (max. 32000l) ca. 1 Stunde benötigt wird, wird offensichtlich, dass die Notversorgung, wie sie derzeit geplant ist (oder nicht geplant ist), nicht einmal theoretisch ausreicht um den Verbauch der Feuerwehraggregate zu decken.

Schlussendlich muss noch darauf hingewiesen werden, dass bei vielen die Überraschung groß sein wird, wie schnell die Stromgeneratoren leer sind (d.h. ein unbekannter Füllstand). 

Das heißt die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen „Gewerken“ wird umso wichtiger, je mehr diese zusammenhängen. Hier hat ein Umdenkprozess zu starten, denn wir verlassen uns zu sehr auf die Anderen. Bei Gesprächen und Anfragen wurde immer wieder auf „die Anderen“ verwiesen: „Das Bundeskanzleramt hat Pläne für einen Stromausfall“, „die Feuerwehr das notwendige Equipment.“ Das waren die typischen Aussagen die bei Gesprächen getätigt wurden. Doch gilt die Kritik dieser Masterthesis besonders den politischen Entscheidungsträgern. Hierzu Vester: „Unter dem Druck kurzfristiger Entscheidungen ist bei unseren politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern wenig davon zu spüren, vernetzte Zusammenhänge zur Kenntnis zu nehmen oder gar in ihr Planen und Handeln einzubeziehen. Meist mangelt es dabei weniger am guten Willen als schlicht und einfach am nötigen Wissen, so dass man oft den Ast absägt, auf dem man sitzt.“

Und so sollte bei einem großflächigen Blackout die Einberufung des Katastrophenstabes, egal auf welcher Ebene, sehr frühzeitig erfolgen, da dem Stab die notwendige Zeit für eine Orientierung zugesprochen werden muss. Auch für zukünftige „neue“ Katastrophen wird hierbei die organisationsübergreifende Arbeit geprobt und geübt.

Das Einsatzaufkommen steigt, somit auch der Treibstoffverbrauch. Nach zwei Stunden Betrieb werden die ersten mobilen Stromgeneratoren nachgetankt, spätestens dann stellt sich die Frage einer Versorgung. Die Einsatzdauer eines durschnittlichen Stromgenerators beträgt zwei Stunden. Daher sollten je nach Bedrohungsbild, bei einem großflächigen Stromausfall nach spätestens zwei Stunden, die Krisen- und Katastrophenstäbe einberufen werden.

Derzeit ist die Situation eher besorgniserregend als sicher einzustufen. Vielfach sind die Risiken und Abhängigkeiten nicht bekannt. Tanklager verfügen über keine ausreichende Notstromversorgung, Tankstellen ebenfalls nicht. Auch die Einsatzorganisation und Behörden sind nicht ausreichend für einen Stromausfall ausgerüstet.

Die wachsende Abhängigkeit der Bevölkerung, als auch der Einsatzorganisationen, welche durch die jahrelange fast unterbrechungsfreie Strom- und Treibstoffversorgung entstanden ist, macht es unumgänglich sich mit diesem Thema intensiver auseinander zu setzen. Die vorliegende Arbeit kann daher auch nur als Anregung für weitere Schritte in Bezug auf kritische Infrastruktur gesehen werden. Denn, wenn das Risiko besteht, dass Einsatzkräfte bei Stromausfällen in schwerwiegende Probleme kommen, dann kann schon gar nicht von der normalen Bürgerin, vom durchschnittlichen Bürger, erwartet werden, dass diese/dieser mit einer derartigen Ausnahmesituation fertig wird oder gar Eigenbevorratung betreibt.

Viele Maßnahmen sind notwendig um für einen Blackout gerüstet zu sein. Die wichtigste Maßnahme ist aber, die Risiken eines Stromausfalles erst einmal zu kennen, und dann dort wo Mängel bestehen diese aufzeigen, bewerten und zu beseitigen. Mehr Mut zur Transparenz! Die Sucht der Sicherheitsexperten immer gläserne Menschen zu haben, sollte auf die von Menschen geschaffenen Strukturen und nicht auf den Menschen selbst angewandt werden.

Kommentar

Siehe auch Neue Erkenntnisse zur Lagerfähigkeit von Brennstoffen für Netzersatzanlagen