Letzte Aktualisierung am 27. Januar 2016.

Quelle: orf.at

Modelle sind in der Wissenschaft unverzichtbar: Die Wirklichkeit erweist sich aber oft als bockig und richtet sich nicht immer nach ihnen – etwa wenn Menschen in der Ökonomie gar nicht so rational handeln, wie es das Modell vorsieht. Problematisch wird das dann, wenn sich die Politik zu sehr auf die Modelle verlässt.

Denn dann besteht die Gefahr, den Bezug zur Realität zu verlieren, sagt die deutsche Philosophin Nicole Karafyllis. Damit stiehlt sie sich auch aus der Verantwortung, denn Modelle sind keine Abbilder der Realität, sondern Idealisierungen. Die Politik müsste sich eigentlich am Bürger orientieren, aber der entscheidet sich oftmals ganz anders, als Modelle das vorsehen. Besonders extrem ist das bei wirtschaftlichen Modellen. Die haben ja schon häufiger nicht zugetroffen, was Marktverhalten und Aktienkurse angeht. Wenn man aber danach entscheidet und nicht mehr nach dem Wohl der Bürger, dann ist das nicht der politische Auftrag, den Politiker innehaben. Die müssten sich für das Gemeinwohl einsetzen anstatt Zukünfte zu prognostizieren.

Das heißt, sie müssen mit dem Unsicherheitsfaktor Mensch rechnen. – Der „Homo oeconomicus“ ist ein weitgehend rational handelnder Mensch – den es in der Realität nicht gibt. Menschen neigen dazu unvernünftig zu handeln, was ihre eigene Nutzenmaximierung betrifft. Nehmen wir etwa Hilfsbereitschaft. Durch altruistisches Verhalten schadet man sich kurzzeitig selber, hat aber einen spirituellen Mehrwert, weil man ein guter Mensch ist. So etwas ist mit ökonomischen Modellen relativ schlecht abzubilden, weil die Ökonomie von Nutzenmaximierung ausgehen muss.

Kommentar

Daher ist es einmal mehr wichtiger, sich bei systemischen Risiken mit den möglichen Konsequenzen anstatt mit Wahrscheinlichkeiten auseinanderzusetzen. Durch Schwarmdummheit neigen leider Entscheidungsträger dazu, sich auf Modelle oder auf andere auszureden und Entscheidungen und Verantwortung von sich zu schieben, wie etwa folgendes Beispiel zeigt:

Im Falle eines Blackouts obliegt unter anderen Themen auch die Organisation der Gesundheits(erst)versorgung der Bezirkshauptmannschaft bzw. der Landesregierung – die braucht uns momentan nicht, da sie scheinbar andere Lösungen dafür haben (Bundesheer, Rotes Kreuz, etc.). Wir haben von denen nicht einmal eine brauchbare Information bekommen, wie lange wir die Häuser am Leben halten sollen – die haben nur gemeint sie berücksichtigen eine Evakuierung unserer Häuser in ihren Planungen, d.h. sollte eine regionale Katastrophe (Erdbeben, Überflutungen, dgl.) eintreten sollen Patienten entlassen bzw. verlegt werden. Somit haben wir uns selber maximal 3 Tage (bis dahin sollte auch der letzte Intensivpatient verlegt sein) vorgegeben. Das tritt auch ein, wenn ein Stromausfall länger als drei Tage erwartet wird.