Letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2015.

Quelle: http://orf.at

Zu lange gewartet, zu wenig finanzielle Hilfe, personelle Fehler: Dass sich die Ebola-Epidemie so stark ausbreiten konnte, ist auch auf Pannen und Fehleinschätzungen vieler Regierungen und Organisationen zurückzuführen. Viele dieser Fehltritte sind in einem internen Dokument der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgelistet, das der Nachrichtenagentur AP zugespielt wurde.

Im April hätte demzufolge die Organisation Ärzte ohne Grenzen gewarnt, dass der Ausbruch der Krankheit außer Kontrolle sei. Dem hätte der WHO-Sprecher widersprochen.

Bei einem öffentlichen Begräbnis eines Heilers in Sierra Leone im Mai steckten sich Hunderte weitere Menschen an.

„Wir dachten, wir tun, was wir gewöhnlich tun, um den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen. Aber das war hier nicht der Fall“, analysiert Irwin Redlener, Direktor des National Center for Disaster Preparedness an der Columbia University in den USA.

„Wir alle haben Ebola unterschätzt. Heute wissen wir, dass wir mit jedem Tag, der ohne konsequentes Handeln vergeht, Gefahr laufen, den Kampf gegen Ebola zu verlieren“

Kreuzfahrtschiff irrt durch Karibik

An Bord des Schiffes befindet sich eine Mitarbeiterin jenes Krankenhauses in Texas, das den mittlerweile verstorbenen Ebola-Patienten behandelte. Die Frau zeigt jedoch keine Symptome. Zwei Krankenschwestern aus der texanischen Klinik hatten sich mit dem gefährlichen Virus infiziert.

Wirtschaftliche Folgen

Die Weltbank hatte zuletzt geschätzt, dass die Epidemie die afrikanische Wirtschaft mehr als 30 Milliarden Dollar (knapp 25 Mrd. Euro) kosten könnte.

Infektion nur durch direkten Kontakt

Zuerst eine Pflegerin in Spanien, nun eine Krankenschwester in Texas: Dass sich nun bereits zum zweiten Mal Fachpersonal in einer medizinischen Einrichtung mit strengen Hygienevorschriften angesteckt hat, verleiht der Frage, was falsch gelaufen ist, unangenehme Dringlichkeit.

Hinsichtlich der Ansteckungswege zeigt sich etwa der Virologe Franz X. Heinz von der MedUni Wien nach wie vor überzeugt: „Nach derzeitigem Stand der Forschung muss man mit Körperflüssigkeiten erkrankter Personen direkt in Kontakt kommen.“ Eine besonders hohe Virenbelastung weisen Fäkalien, Erbrochenes und Blut auf. Außerdem wurde der Virus in Muttermilch, Sperma sowie in Speichel und Tränen gefunden. Die Infektion erfolgt dann, wenn ein Mensch mit diesen Flüssigkeiten in Kontakt kommt und die Viren über die Schleimhäute etwa in Mund und Augen in den Körper eindringen. „Bei Ebola-Viren gibt es keine Tröpfcheninfektionen wie bei Influenza beispielsweise durch Niesen oder Husten“. Fachleute vermuten, dass die Ansteckung im Fall der US-amerikanischen Krankenschwester über die Augen bzw. das Gesicht passiert ist.

Es ist die Aggressivität dieses Virus, die Angst macht. Dennoch betonen Virologen immer wieder, dass eine Ausbreitung der Epidemie in die industrialisierte Welt ausgeschlossen sei. Denn hierzulande sei ebenso wie in den USA das Gesundheitssystem auf einem ganz anderen Niveau als in den am meisten betroffenen Staaten Afrikas.

Weiterführende Informationen und Analysen