Letzte Aktualisierung am 22. Januar 2016.

Quelle: Die Presse 1, Die Presse 2

Mit dem Krieg in der Ukraine steigt die Gefahr, dass es zu Lieferausfällen bei russischem Gas für Europa kommt. In weiser Voraussicht hat die EU ihre Mitgliedstaaten Stresstests durchführen lassen. Mancherorts ist die Lage brisant.  Österreich könne mehrere Wochen oder sogar Monate ohne ernsthafte Versorgungsprobleme durchkommen, so E-Control-Vorstand Walter Boltz.

Kommentar

Die Meldung klingt erfreulich, nur wäre es leider nicht das erste Mal, dass einige systemische Zusammenhänge übersehen worden wären, wie etwa im Februar 2012, wo das europäische Stromnetz knapp am Kollaps vorbeigeschrammt ist, etwa aufgrund der damaligen Gaskrise. Dieser Fehler sollte heute nicht mehr passieren, aber niemand weiß, was sonst noch schief gehen kann. Unsere Energieversorgungsinfrastruktur ist Verwundbar und Dominoeffekte sind über Systemgrenzen hinweg möglich.

Kein Grund um in Panik zu geraten, aber es macht Sinn, auch das Undenkbare zu denken. Denn wir sprechen weder von einer nationalen Gas- noch Stromversorgungssystem. Isolierte Betrachtungen sind daher gefährlich. So sollten etwa auch die Entwicklungen in Belgien oder die aktuellen Cyber-Angriffe mitberücksichtigt werden. Ganz zu schweigen von einer möglichen Eskalation im Osten.

Februar 2012

Im Februar 2012 traten während einer Kältewelle zwei potenziell kritische Rahmenbedingungen gleichzeitig auf. Zum einen konnten aufgrund von Engpässen im Gasnetz nicht alle deutschen Gaskraftwerke ausreichend mit Gas versorgt werden, zum anderen trat zeitweise eine erhebliche Unterspeisung der Bilanzkreise auf. Die Unterspeisung der Bilanzkreise führte in einigen Stunden zur vollständigen Ausschöpfung der Regelenergiereserven und überschritt sogar zeitweilig die vorgehaltene Kapazität deutlich. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, mussten die Übertragungsnetzbetreiber die Reservekraftwerke zur Ergänzung der Regelenergie heranziehen und zusätzlich Energie im Intraday-Markt in Deutschland und  im benachbarten Ausland beschaffen. Der Ausfall eines weiteren größeren Kraftwerks hätte in dieser Situation nur schwer kompensiert werden können. Aufgrund der insbesondere im Süden Deutschlands ausgefallenen Gaskraftwerke, sowie einer hohen Netzlast und erheblichen Exporten nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz, war das Netz hoch ausgelastet, was die sog. (n-1)-Sicherheit in wenigen Stunden gefährdete.

Quelle: Monitoring-Bericht 2012 der deutschen Bundesnetzagentur