Stromversorgung bei Dunkelflaute
Im Winter benötigen wir dagegen Wind, aber der weht eben nicht täglich, sondern in einem gewissen Rhythmus: fünf oder sechs Tage stark, dann vier oder fünf Tage kaum. Diese Lücken sind so lang, dass wir sie nicht mit Batteriespeichern und Pumpspeicherkraftwerken überbrücken können. Dafür benötigen wir konventionelle Kraftwerke. Die werden heute noch mit Kohle und Erdgas betrieben. Wenn wir aus der Kohle ausgestiegen sind, nutzen wir nur noch Gaskraftwerke. Die sollen später von Erdgas auf erneuerbaren Wasserstoff umgestellt werden.
Noch haben wir genügend Kraftwerkskapazitäten, aber es werden immer mehr Kraftwerke abgeschaltet. Das ist ein Problem, davon bin ich kein Freund. Für eine gesicherte Stromversorgung sollten wir zuerst Erneuerbare zubauen, bevor wir fossile Kraftwerke abschalten. Das war ein Problem der Bundesregierungen unter Angela Merkel: Die haben Pläne für die Abschaltung der Kernkraftwerke bis 2022 und für den Kohleausstieg bis 2038 gemacht, aber keinen für den Einstieg in die erneuerbaren Energien. Deswegen hängen wir den Ausbauzielen hinterher.
Das große Defizit gibt es aber bei Batteriespeichern. Die hätten wir viel früher ausbauen sollen. Wir benötigen große Batteriespeicher im Netz. Die werden erst jetzt gebaut, obwohl es schon vor Jahren eine EU-Direktive gab, dass Batteriespeicher nicht mit doppelten Netzentgelten belegt werden dürfen.
Ein schmaler Grat, falls es eine längere Dunkelflaute geben sollte? Es darf nicht mehr viel schiefgehen, vor allem bei tiefen Temperaturen. Im europäischen Stromverbund könnte uns eigentlich das Ausland helfen. Aber Frankreich hat im Winter einen doppelt so hohen Stromverbrauch wie im Sommer. Mit jedem Grad unter null, was es kälter wird, benötigt Frankreich 2,5 Gigawatt mehr Strom. Das schaffen die französischen Kernkraftwerke nicht. Deshalb kam es in kalten Wintern schon öfter vor, dass Frankreich zum Stromsparen aufruft und wir fossilen Strom für Frankreich produzieren.
Nach unseren Berechnungen benötigen wir mehr oder weniger eine Parallelstruktur für den Notfall. In unserer neuesten Ausgabe kommen wir in Summe für 2045 auf eine Kapazität von 110 Gigawatt an Gaskraftwerken. Aber meiner Meinung nach ist der aktuell geplante Zubau (13 GW) eher das Minimum dessen, was wir benötigen.
Wir müssen noch viel mehr Gaskraftwerke bauen? Nach unseren Berechnungen ja. Ich bin Ingenieur für Elektrotechnik. Versorgungssicherheit ist für mich das höchste Gut. Die muss gewahrt bleiben. Deshalb sollten wir ein fossiles Kraftwerk lieber zu spät abschalten als zu früh. Und wenn es nur wenige Stunden pro Jahr läuft, sind die Emissionen gering und tun uns nicht weh.
Unser Stromverbrauch wird sich in den kommenden Jahren unter anderem durch E-Mobilität und das elektrische Heizen von 550 auf 1600 Terawattstunden pro Jahr (TWh) verdreifachen.