Letzte Aktualisierung am 26. Juli 2023.

„Österreich schlecht auf Lebensmittelkrisen vorbereitet – Notfallpläne für Krisenszenarien fehlen“ so eine Schlagzeile zum aktuellen Rechnungshofbericht „Lebensmittel – Versorgungssicherheit“. Der Rechnungshof empfiehlt dringend Maßnahmen zur Vorbereitung auf Krisenfälle, wie etwa einem Blackout. Und das zu Recht. Denn die Folgen eines überregionalen und länger andauernden Stromausfalls würden sofort alle Produktions- und Logistikbereiche betreffen und langwierige Wiederanlaufprobleme verursachen, was leider noch häufig unterschätzt wird. Die Grundversorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen wäre in besonderem Maße betroffen. Hier einige Erfahrungen aus der Blackout-Vorsorgearbeit mit der Lebensmittelwirtschaft.

Blackout-Vorsorge Lebensmittelwirtschaft

Wie wird die Versorgung sichergestellt?

Die österreichische Lebensmittelwirtschaft beschäftigt sich mittlerweile intensiv mit den möglichen Folgen eines überregionalen und länger andauernden Stromausfalls („Blackout“) bzw. einer möglichen Strommangellage, was sich noch nicht im aktuellen Rechnungshofbericht widerspiegelt. Viele Unternehmen sehen sich mittlerweile recht gut aufgestellt, um die erwartbaren Schäden zumindest zu verringern und den Betrieb sicher herunterfahren zu können. Klar ist aber auch, dass es erhebliche Schwierigkeiten geben wird, die gesamte Produktion und Logistik wieder zeitnah hochzufahren, was noch nicht bei allen Kunden, Lieferanten, Logistikpartnern oder Behörden angekommen zu sein scheint.

Blackout-Vorsorgekonzepte

Um eine zügige Bearbeitung und Fertigstellung entsprechender Blackout-Vorsorgekonzepte zu gewährleisten, bedarf es insbesondere der Unterstützung durch die Unternehmensleitung und der Priorisierung eines Umsetzungsprojektes. Ebenso sind engagierte Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie die notwendigen zeitlichen Ressourcen unabdingbar. Aber auch die aktive Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darf nicht vergessen werden, damit eine wirkliche Handlungsfähigkeit hergestellt wird. Die Prozesse und Abläufe müssen dabei einfach gehalten werden und in den Köpfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter präsent sein. Ziel sollte es sein, nach der Bestätigung eines großflächigen Stromausfalls den Betrieb möglichst schnell und geordnet herunterzufahren und zu beenden, da ein Weiterbetrieb nirgendwo möglich ist.

Vorbereitung wirkt

Ein häufiger Tenor von Projektverantwortlichen: „Vor ein paar Monaten hätte uns das noch kalt erwischt. Jetzt sind wir organisatorisch gut aufgestellt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, was zu tun ist. In einigen Monaten werden wir auch die notwendige technische Ausstattung haben, um ein solches Ereignis noch besser bewältigen zu können“. Aber auch: „Wir sind froh, dass wir diese Pläne jetzt haben. Wir hoffen aber, dass wir sie nie anwenden müssen.“ Überdies hat sich die Blackout-Vorsorge in einzelnen Unternehmen bereits mehrfach bei lokalen Stromausfällen bewährt.

In den vorbereiteten Betrieben weiß man nun, wie man Schäden vermeidet und wie man im Krisenfall sicher herunterfährt bzw. mit welchen Schwierigkeiten beim Wiederhochfahren zu rechnen ist. Eine vorbereitete Notreinigung reduziert Qualitäts- und Hygieneprobleme und ermöglicht so einen schnelleren Wiederanlauf.

Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass man bei den eigenen Vorbereitungen auch immer wieder auf Unverständnis bei Kunden, Lieferanten, Logistikpartnern oder auch Behörden stößt. Bis hin zu behördlichen Genehmigungsverweigerungen für den Einbau von Notstromaggregaten. Hier haben noch nicht alle den Ernst der Lage erkannt.

Behörden müssen Klarheit schaffen

Ein großes Problem ist nach wie vor die Unsicherheit, wie lange es dauern könnte, bis ein großflächiger Stromausfall von offizieller Seite bestätigt und der Öffentlichkeit mitgeteilt wird. Dabei zählt jede Minute, um unnötige Schäden abwenden zu können. Es ist daher dringend erforderlich, dass auch vonseiten der Katastrophenschutzbehörden Klarheit geschaffen wird und eine zeitnahe Information der Öffentlichkeit erfolgt. Unnötige Verzögerungen und damit Schäden würden sich in jedem Fall negativ auf die Wiederanlaufzeiten bei der Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern (Lebensmittel, Getränke, Medikamente) auswirken.

Auch die Frage, wie ein schneller und geordneter Wiederanlauf gelingen kann, wenn in der Krise erst einmal alles koordiniert werden muss, beschäftigt viele. Denn der zu erwartende hohe Kommunikations- und Koordinationsaufwand wird nach einem solchen Ereignis ohne entsprechende Vorbereitungen und Abstimmungen kaum in angemessener Zeit zu bewältigen sein. Umso wichtiger sind jetzt Abstimmungen und möglichst einfache Ablaufpläne. Denn in einer solchen schweren Krise zählt nur das Einfache.

Kühlketten

Ein besonderes und schnelles Problem werden die gesamten Kühlketten darstellen, wo beispielsweise im Lebensmittelhandel erhebliche technische Störungen erwartet werden und was dazu führen wird, dass in den ersten Tagen und Wochen nach dem Stromausfall gekühlte Waren eine ungeordnete Rolle spielen werden. Das betrifft natürlich die gesamte Wertschöpfungskette. Umso wichtiger ist es, entsprechende Vorbereitungen zu treffen, um diese Ausfälle zu bewältigen und im Bedarfsfall trotzdem möglichst schnell wieder anfahren zu können. Dabei dürfen auch die Primärproduzenten in der Landwirtschaft nicht vergessen werden, in die Blackout-Vorsorgemaßnahmen eingebunden zu werden.

Notverfahren Lebensmitteleinzelhandel

Der Lebensmitteleinzelhandel hat sich bereits auf ein Notverfahren zur Abgabe verderblicher Lebensmittel geeinigt und dies auch öffentlich kommuniziert. Aber wie so oft liegt der Hund im Detail begraben. Es sind noch umfangreiche Vorbereitungen und Abstimmungen auf lokaler Ebene notwendig.

Die viel gravierendere Versorgungskrise beginnt aber erst, wenn der Strom bereits wieder fließt. Hier fehlt es oft noch an konkreten Überlegungen, die von allen Seiten – Wirtschaft und Behörden – angestellt werden müssen. Aussagen wie „Die Lebensmittelversorgung ist auch während eines Blackouts gesichert“ sind daher irreführend und fahrlässig und können im Ernstfall schnell zum Bumerang werden. Wie generell gilt auch hier: Lieber etwas pessimistischere Annahmen kommunizieren und dann schneller sein als umgekehrt. Vertrauen aufzubauen, braucht Zeit. Vertrauen zu zerstören, geht sehr schnell, was in einer solchen Krise noch dramatischer wäre.

Entsorgung

Gleichzeitig entsteht ein enormes Entsorgungsproblem. Je nach Jahreszeit ist mit enormen Mengen an verdorbenen oder nicht mehr verwertbaren Lebensmitteln aus Haushalten, Supermärkten, Großküchen, Produktionsbetrieben, Kühllagern, Gastronomie usw. zu rechnen, die zu einer ernsten Gesundheitskrise führen können. Ganz zu schweigen davon, dass eine erneute Produktion oder ein Verkauf oft nicht möglich ist, wenn nicht zuvor die Beseitigung und Wiederherstellung der hygienischen Bedingungen sichergestellt werden kann.

In der Lebensmittelproduktion geht es auch darum, Lebensmittelreste, Abfälle oder Halbfertigprodukte, die bei der ungeplanten Produktionsunterbrechung anfallen, für eine gewisse Zeit zwischenlagern zu können oder besser noch, möglichst viel davon den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch mit nach Hause zu geben oder – wenn möglich – eine öffentliche Verteilung zu unterstützen. Hier sollte möglichst wenig entsorgt werden müssen. In einzelnen Betrieben mag es sich um überschaubare Abfallmengen handeln. In der Summe kann das aber eine ganz andere Dimension annehmen.

Notproduktion und Notversorgung

Viele Betriebe haben inzwischen einen Notproduktionsplan erstellt, um mit den vor Ort verfügbaren Ressourcen möglichst rasch nach dem Stromausfall eine Notproduktion wieder aufnehmen zu können. Dabei geht es um einfache Produkte, um so rasch wie möglich zur Notversorgung der Bevölkerung bzw. der Kunden beitragen zu können. Diese kann jedoch nicht die individuelle Eigenvorsorge ersetzen.

Viele Betriebe halten Rohstoffe und das für die Produktion notwendige Verpackungsmaterial für mehrere Tage oder sogar länger vorrätig, um eine Notproduktion sicherstellen zu können. Was passiert aber, wenn die Nachlieferung, wie zu erwarten, nicht schnell genug oder nicht im erforderlichen Umfang erfolgen kann, insbesondere wenn die Rohstoffe und das Verpackungsmaterial nicht aus der Region stammen? Dann wird es nach dem ersten Wiederanlauf der Versorgung wahrscheinlich zu weiteren gravierenden Versorgungslücken kommen. Umso wichtiger wäre es, dass die Behörden in Zusammenarbeit mit der Lebensmittelwirtschaft bereits jetzt entsprechende Rationierungsmaßnahmen vorbereiten, um im Bedarfsfall rasch handeln zu können. Zwar gibt es das Lebensmittelbewirtschaftungsgesetz, das eine solche Lenkung in einer Krise ermöglichen soll, die konkrete Umsetzung erfordert, aber auch entsprechende Vorbereitungen vor Ort, die jetzt gemeinsam mit den betroffenen Unternehmen entlang der Versorgungs- und Wertschöpfungsketten getroffen werden müssen.

Es werden auch nicht immer alle standardmäßig vorgesehenen Zutaten verfügbar sein. Dies sollte aber kein Hinderungsgrund sein, solange ein genießbares Produkt hergestellt werden kann. Hier muss den Kunden und speziell der Bevölkerung noch vermittelt werden, dass eine Normalisierung beim besten Willen nicht von heute auf morgen gelingen wird, da es zu viele Abhängigkeiten und Unsicherheiten entlang der Versorgungs- und Wertschöpfungsketten gibt.

Eine besondere Herausforderung dürfte auch die Versorgung jener Menschen werden, die mehr oder weniger auf die Versorgung durch den Lebensmittelgroßhandel bzw. die Systemgastronomie angewiesen sind. Diese versorgen täglich mehr als eine Million Menschen in Österreich. Zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten, Internaten, aber auch in Einsatzorganisationen. Ohne entsprechende Vorsorge und Rationierungskonzepte können hier rasch unvorstellbare Probleme entstehen. Deshalb muss hier immer die gesamte Kette zu Ende gedacht werden. Eine entsprechende Sensibilisierung der Kunden und Klarheit über die zu erwartenden Wiederanfahrprobleme ist daher unabdingbar.

Falsche Erwartungen müssen unbedingt abgebaut werden. Aber auch die Illusion, man könne mit entsprechenden Verträgen während und nach einem Blackout Unmögliches von den Erzeugern, Produzenten und Händlern verlangen, muss manchen Kunden und Abnehmern genommen werden.

Zahlungssysteme

Ein weiteres gravierendes Problem könnte bei den Zahlungssystemen auftreten, wo es nicht nur um den Zahlungsverkehr direkt mit den Kunden an der Kasse geht.

Die Bereinigung der finanziellen Lasten und Abrechnungen wird enorme Herausforderungen mit sich bringen, ist aber nicht so zeitkritisch wie die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Auch hier sind pragmatische Lösungen gefragt. Je besser hier mit politischer Unterstützung vorgedacht und geplant wird, desto besser wird es gelingen. Unvorbereitet wird das Chaos ganz bestimmt noch größer.

Logistik

Zentrales Bindeglied zwischen allen Bereichen ist die Logistik und damit oft externe Dienstleister. Auch hier tauchen schnell vielschichtige Probleme und Fragen auf: Welche Informationen und Anweisungen haben die Lkw-Fahrer? Wie sollen sie sich bei einem Stromausfall verhalten? Können die Lebensmittel und Getränke noch beim Kunden angenommen werden? Wie kommen die Fahrer nach Hause zu ihren Familien? Haben sie genügend Treibstoff im Tank? Vielleicht auch, um die Kühlung von Rohstoffen oder Fertigprodukten aufrechtzuerhalten? Was passiert mit Fahrern, die z.B. aus Nachbarländern kommen und nicht mehr zurückfahren können? Können diese versorgt werden?

Können diese Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet werden, droht schnell ein zusätzliches Chaos, das den Wiederanlauf erheblich verzögern wird. Leider ist dieser Bereich aufgrund der vielfältigen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten immer noch schwer zu durchschauen und anzugehen. Aber ohne Logistik wird ein schneller Wiederanlauf nicht gelingen. Und dazu gehört auch die Treibstoffversorgung, die nach dem Stromausfall absehbar rationiert werden muss, bis die Treibstofflogistik wieder ausreichend funktioniert.

Auch hier lassen sich bei einer fundierten Blackout-Vorsorge oft Synergien mit anderen Unternehmen finden und nicht jeder muss das Rad neu erfinden. Wichtig wäre, dass beladene Kühlfahrzeuge möglichst lange kühlen können, damit die Rohstoffe und die für die Versorgung wichtigen Fertigprodukte nicht verderben. Kühlhäuser und -lager werden in der Regel sofort verschlossen, um die Kälte möglichst lange „konservieren“ zu können.

Die Versorgung der Kühlfahrzeuge mit Treibstoff ist daher ein wichtiger Punkt, auch wenn er nicht in der direkten Verantwortung des zu Beliefernden liegt. Denn bei der Blackout-Vorsorge geht es nicht nur um die Vermeidung eigener Schäden, sondern auch um die Vermeidung übergeordneter gesellschaftlicher Schäden.

Koordinationsaufwand

Der Wiederanlauf wird durch den enormen Koordinationsaufwand erschwert: Wie lange dauert es nach einem Stromausfall, bis die Telekommunikation wieder funktioniert? Welche Schäden gibt es in der Produktion, an Produkten etc. Welche Probleme haben die Kundinnen und Kunden? Welche Lebensmittel und Getränke können sie überhaupt erhalten? Welche werden von der Bevölkerung dringend nachgefragt? Welche Probleme sind in der (überregionalen) Logistik zu erwarten? Welche Substitutionsmaßnahmen sind möglich? Welche Lagerkapazitäten und wofür stehen zur Verfügung? Wer muss zuerst beginnen, damit die gesamte Versorgungskette wieder synchronisiert werden kann? Wie kann die Verrechnung und Abrechnung erfolgen? Und vieles mehr.

Ein großes Thema sind auch kühlpflichtige Rohstoffe und Fertigprodukte. Was passiert, wenn die üblichen Kühlketten mit sehr hohen Qualitäts- und Hygieneanforderungen nicht eingehalten werden können? Wo ist die Grenze zwischen einer leichtfertigen Entsorgung bei gleichzeitig zu erwartenden massiven Engpässen und wo riskiert man eine viel gefährlichere Gesundheitskrise?

Auch hier gibt es kaum allgemeingültige Antworten. Umso wichtiger ist es, entsprechende Krisennormen vorzubereiten und festzulegen, um beiden Anforderungen bestmöglich gerecht zu werden. In der Krise bleibt dafür kaum Zeit, ganz zu schweigen von der schwierigen Kommunikation und Koordination. Je klarer dies im Vorfeld definiert werden kann, desto schneller können entsprechende Rationierungen und Priorisierungen vorgenommen und wichtige Zeit gewonnen werden. Einen gewissen Anhaltspunkt bietet der Erlass GZ 2023-0.273.265 vom 05.05.2023 des Gesundheitsministeriums über eine „Leitlinie für die Abgabe von Lebensmitteln aus dem Einzelhandel im Falle eines Blackouts im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit“ (https://www.saurugg.net/erlassBMG).

Sicherheitslage

Auch die Sicherheitslage spielt eine große Rolle, die sich mit jedem Tag des Stillstands während eines Blackouts verschärfen wird. Insbesondere dann, wenn keine Strukturen erkennbar oder funktionsfähig sind, was ohne Vorbereitung kaum zu erwarten ist. Verschärft wird dies durch den allgemein schlechten Vorbereitungsstand der Bevölkerung, sodass auch mit Übergriffen auf Einrichtungen wie Supermärkte zu rechnen ist. Sind Verkaufseinrichtungen erst einmal zerstört, wird die Wiederaufnahme der Versorgung noch länger dauern, was die Sicherheitslage weiter verschärft. All dies wäre nicht notwendig, wenn wir uns intensiver mit dem Thema „Krisenvorsorge“ beschäftigen würden.

Je besser die Krisenvorsorge funktioniert und je besser die Strukturen und Notfallmaßnahmen vorbereitet sind, desto länger können solche Verwerfungen hinausgezögert werden. Es ist naiv und blauäugig, sich darauf zu verlassen, dass es dann schon jemand machen und die Krise im Griff haben wird. Hier sind vor allem die Kommunen gefordert. Denn solche Vorbereitungen können nur auf kommunaler Ebene gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren getroffen werden.

Unterschätzte Wiederanlaufschwierigkeiten

Wie die bisherigen Auseinandersetzungen in der Lebensmittelwirtschaft zum Thema Blackout-Vorsorge gezeigt haben, wurden hier – wie in allen anderen Bereichen auch – die erwartbaren Wiederanlaufschwierigkeiten massiv unterschätzt. Vor allem ist mit einem enormen Koordinationsaufwand zwischen den unterschiedlichsten Akteuren zu rechnen, der nur durch entsprechende Vorsorge, geplante Rationierungsmaßnahmen und ein koordiniertes und abgestimmtes Vorgehen reduziert werden kann. Dies erfordert auch eine klare Sicherheitskommunikation in Richtung Öffentlichkeit, um die vielen falschen Erwartungen auszuräumen und die Gesellschaft zu einer Eigenvorsorge zu bewegen. Während bei der Coronapandemie noch viele Ad-hoc-Verfahren möglich waren, wird dies bei einem möglichen Blackout ohne bzw. mit nur sehr eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten nicht der Fall sein, bzw. schnell zu Überlastungen führen.

Ein flächendeckender Wiederanlauf der Versorgung auch nach einem nur mehrstündigen überregionalen Stromausfall oder auch bloß im Zuge einer möglichen Strommangellage wird daher zu einer enormen und massiv unterschätzten Herausforderung.

Eigenversorgung der Bevölkerung

Daraus lässt sich ableiten, dass eine schwere Versorgungskrise wie nach einem Blackout oder im Zuge einer Strommangellage nur durch eine entsprechend vorbereitete Bevölkerung bewältigt werden kann. Dieser Puffer ist durch nichts zu ersetzen und beginnt bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn sich diese nicht ausreichend selbst versorgen können, werden sie nicht zur Arbeit kommen. Damit ist der beste Unternehmensplan hinfällig und ein Teufelskreis beginnt, der nur schwer zu durchbrechen sein wird.

Eine 14-tägige Selbstversorgungsfähigkeit möglichst vieler Menschen in Österreich ist daher die zentrale Voraussetzung, um Produktions- und Logistikprozesse überhaupt schnell genug wieder hochfahren zu können und eine katastrophale Versorgungskrise wie nach einem möglichen Blackout zu bewältigen. Damit steht eine relativ einfache und kostengünstige Vorsorgemöglichkeit zur Verfügung, die jedoch bisher zu wenig ernst genommen wurde. Andererseits drohen katastrophale Schäden, die man sich kaum ausmalen möchte.

Die Frage ist, ob wir jetzt rechtzeitig aktiv werden oder ob wir das Problem weiterhin auf die lange Bank schieben wollen. Hier ist noch viel Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit erforderlich, denn eine (Versorgungs- und Wertschöpfungs)kette ist bekanntlich nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Beim Thema Blackout-Vorsorge geht es daher nicht darum, ob Einzelne gut aufgestellt und vorbereitet sind, sondern ob die breite Masse einen Beitrag leisten kann. Der Empfehlung des Rechnungshofes ist daher nicht viel hinzuzufügen. Jetzt ist gemeinsames Handeln gefragt.