Quelle: science.orf.at

Länder wie Deutschland oder Österreich haben die Coronavirus-Krise gesundheitlich bisher vergleichsweise gut überstanden. Der Unmut über die Gegenmaßnahmen wächst – „Präventionsparadox“ nennt das der deutsche Virologe Christian Drosten.

Die Menschen sähen, dass die Krankenhäuser die Lage bewältigen können und hätten daher kein Verständnis für die Geschäftsschließungen, sagt der Leiter der Virologie in der Berliner Charité. Der Blick auf die Lage in stark von Sars-CoV-2 betroffene Regionen wie New York oder Spanien fehle. Aus Sicht Drostens sind es gerade die frühzeitig getroffenen Maßnahmen, die Schlimmeres verhindert haben. Er warnte zuletzt vor Rückschlägen im Kampf gegen das neue Virus bei einem zu sorglosen Umgang mit dem Erreger: Es drohe eine zweite, schlimmere Infektionswelle.

Aufregung über kolportierte Angststrategie

Quelle: orf.at

Ein Sitzungsprotokoll der Coronavirus-Taskforce von März, das nahelegt, dass die Regierung die Angst der Bevölkerung vor einer Infektion mit dem Coronavirus bewusst bestärkt haben könnte, schlägt hohe Wellen. Die Opposition zeigte sich empört über „eine Politik der Angst“.

Kurz hatte dem Protokoll zufolge Bedenken, dass er noch keine wirkliche Sorge der Bevölkerung verspüre, woraufhin der Tropenmediziner Herwig Kollaritsch meinte, man müsse der Bevölkerung klarmachen, dass es sich um eine potenziell tödliche Krankheit handle und nicht um eine einfache Grippe.

Kurz verdeutlicht, dass die Menschen vor einer Ansteckung Angst haben sollen bzw. Angst davor, dass Eltern/Großeltern sterben. Hingegen sei die Angst vor der Lebensmittelknappheit, Stromausfälle etc. der Bevölkerung zu nehmen.

Kommentar

Hier könnte eine fehlende transparente Sicherheitskommunikation zum Bumerang werden. Die grundsätzliche Ambivalenz zwischen Überreaktion und Unterreaktion lässt sich kaum auflösen. Siehe dazu auch die Ausführungen in COVID-19: Die Wendezeit hat begonnen. Hier spiegelt sich auch die fehlende Risikokompetenz und ein lineares Denken vieler Menschen aber auch Entscheidungsträger wider. Wir laufen daher Gefahr in Zukunft wieder Säumiger mit potenziellen Gefahren umzugehen. Nachdenklich macht mich der Satz „Hingegen sei die Angst vor der Lebensmittelknappheit, Stromausfälle etc. der Bevölkerung zu nehmen.“. Offensichtlich hat hier die Wirtschaft klar die Botschaft übernommen. Daher auch die zahlreichen Werbeschaltungen dazu. Auf der einen Seite gut, weil es ist ja nichts passiert. Auf der anderen Seite wird damit einmal mehr Scheinsicherheit produziert. Warum soll man vorsorgen, wenn eh immer alles funktioniert? Im Fall eines Blackouts wird das Ganze aber nicht mehr zu kaschieren sein und zu einem brutalen Aufwachen führen.