Quelle: www.risknet.de

Barry Eichengreen, Professor für Ökonomie und Politologie an der University of California in Berkeley, liefert mit seinem Buch „Die großen Crashs 1929 und 2008 – Im Spiegelsaal der Geschichte“ eine fundierte Analyse der beiden größten ökonomischen Katastrophen in den letzten 100 Jahren – die Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren und die Finanzkrise seit 2008. Das Buch ist nun in der zweiten Auflage erschienen. Der renommierte Ökonom zeigt auf, dass beide Krisen einander wie ein Ei dem anderen gleichen. Beide entstanden infolge eines krassen Kreditbooms, dubioser Bankpraktiken sowie eines fragilen Finanzsystems. Und doch beriefen sich die Entscheidungsträger auf die falschen Lektionen, sodass die Krise nach mehr als sechs Jahren noch immer nicht ausgestanden ist.

Doch was hat die Politik und Ökonomie aus der Geschichte gelernt? Leider nicht besonders viel. Der Kern des „Dieses Mal ist alles anders“-Syndroms ist einfach. Er besteht in der festen Überzeugung, dass Finanzkrisen nur anderen Menschen in anderen Ländern und zu anderen Zeiten passieren. Jetzt, hier und bei uns kann es keine Krise geben. Wir machen alles besser, wir sind klüger, wir haben die besten Methoden und wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. So die Theorie. Die Praxis zeigt ein anderes Bild.

In den 1930er-Jahren unterlagen die Regierungen der Verführung des Protektionismus. Sie ließen sich von einem veralteten ökonomischen Dogma leiten, kürzten ihre öffentlichen Ausgaben zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt und versuchten, ihre Budgets ins Gleichgewicht zu bringen, als stimulierende Investitionen notwendig gewesen wären.

„Wir können Risiken erkennen, aber wir können Krisen nicht exakt vorhersagen“

Wäre das Buch bereits vor dem Jahr 2008 erschienen, so hätten viele Leser eine Antwort auf die Frage von Königin Elisabeth II. anlässlich eines Besuchs der London School of Economics gehabt. „Warum hat das niemand kommen sehen?“, fragte sie die versammelten Experten. Sechs Monate später schickte eine Gruppe prominenter Wirtschaftswissenschaftler der Königin einen Brief und entschuldigte sich für „den Mangel an kollektiver Fantasie“. Dabei hätte ein Blick in die Geschichte auch eine Antwort geliefert.

Kommentar

Leider sehen wir in vielen Berechen, dass wir nicht wirklich aus der Vergangenheit lernen. Zum anderen immer wieder die Erwartung, man müsse ein Risiko/eine Gefahr ganz genau vorhersagen können, um darauf zu reagieren. Wie etwas aktuell beim Szenario eines möglichen europaweiten Strom- und Infrastrukturausfalls („Blackout“). Man hat es kommen sehen, aber nicht sehen wollen. Auch hier wird sich die Geschichte wiederholen.