Masterarbeit „Digitale und multimediale Aufbereitung von Informationen in der präventiven Risikokommunikation am Beispiel „Plötzlich Blackout!““ von Katharina Liedl, www.katharina.liedl.at

Frau Liedl hat sich dankenswerter Weise in ihrer Masterarbeit mit dem Thema „Sicherheitskommunikation & Blackout“ beschäftigt und dabei eine jugendliche Zielgruppe ansprochen.

Kurzfassung

Dass zunehmend unerwartete Stromausfälle stattfinden, wird von der Bevölkerung kaum bis gar nicht wahrgenommen. Auch wenn diese bisher keine verheerenden Schäden nach sich gezogen haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blackout eintritt. Ein Blackout ist ein plötzlicher, überregionaler und länger andauernder Stromausfall, der auch Schäden und einen damit verbundenen Wegfall wichtiger Infrastruktur verursachen kann. Eine Wiederherstellung der Stromversorgung kann in einem solchen Fall aufgrund der starken Vernetzung der betroffenen Bereiche viel Zeit in Anspruch nehmen.

Obwohl die Folgen eines Blackouts verheerend sein können, wird das Risiko von VerantwortungsträgerInnen und der Bevölkerung unterschätzt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich deshalb damit, junge, medienaffine Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen und sie für ein mögliches Blackout zu sensibilisieren. Das Ergebnis der Arbeit ist eine One-Page-Website, auf der entsprechende Informationen zielgruppengerecht aufbereitet sind.

Daher beschäftigt sich diese Arbeit neben Risikokommunikation auch mit digitalen Darstellungsformen. Im Bereich der Risikokommunikation wird insbesondere auf systemische Risiken, zu denen Blackouts zählen, eingegangen. Weiters wird die Risikowahrnehmung und Risikobewertung von ExpertInnen und LaiInnen behandelt. Der umfassende Blick auf digitale Darstellungsformen macht es möglich, adäquate Darstellungsformen für den Zweck und die Zielgruppe auszuwählen. Dazu werden diese anhand von Merkmalen und Typologien vorgestellt.

Um eine optimale Informationsvermittlung auf der One-Page-Website zu bieten, wurden zwei Prototypen mit unterschiedlichen Ansätzen erstellt. Der narrative Ansatz setzt auf Storytelling-Elemente und persönliche Sprache während der faktenbasierte Ansatz konkrete Daten und Fakten vermittelt.

Um herauszufinden, welcher Ansatz besser dazu geeignet ist, die Zielgruppe für das Thema zu sensibilisieren, wurde eine Kombination mehrerer empirischer Methoden verwendet. Wie eine schriftliche Befragung, Lautes Denken und Eyetracking eingesetzt wurden, um entsprechende qualitative Erkenntnisse zu gewinnen, beschreibt die vorliegende Arbeit weiter.

Den Abschluss bildet eine zusammenfassende Beantwortung der Forschungsfrage, eine Reflexion der verwendeten Methodik sowie ein Ausblick auf mögliche weiterführende Schritte.

Zusammenfassung

Im Folgenden wird anhand der vier Subfragestellungen zusammenfassend die der Arbeit zugrunde liegende Forschungsfrage beantwortet.

Wie müssen die vorhandenen Informationen zum Thema Blackout unter Berücksichtigung der Grundsätze guter Risikokommunikation aufbereitet werden, um das Thema adäquat an die Zielgruppe zu vermitteln?

Kapitel 2 vermittelt die Grundlagen, die notwendig sind, um die Grundsätze von Risikokommunikation zu verstehen. Wichtig dabei ist es, die Art des Risikos zu kennen, dessen mögliche Gefahren und Ausprägungen präventiv vermittelt werden sollen. Es ist dabei essentiell, die Merkmale dieser Risiko-Art zu kennen. Bei einem Blackout handelt es sich um ein systemisches Risiko, das auf engen Vernetzungen, keinem linearen Ablauf und keiner regionalen Eingrenzung basiert. Die eigene und ExpertInnen zufolge nicht wissenschaftlich logische Einschätzung von Risiken durch LaiInnen ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor bei dieser Art des Risikos.

Das Ziel des Ergebnisses ist eine Veränderung der Risikowahrnehmung. Die vermittelten Informationen dürfen demnach in ausreichender Menge, jedoch nicht persuasiv vermittelt werden. Basierend darauf und auf den im entsprechenden Kapitel erwähnten Entscheidungsfaktoren wurde die Information, welche mit den beiden Prototypen vermittelt wurde, ausgewählt. Ersichtlich ist diese auch in den Storyboards im Anhang dieser Arbeit.

Welche typischen Aspekte der beiden Ansätze (narrativ und faktenbasiert) müssen bei der Formulierung, Gestaltung und Umsetzung jeweils berücksichtigt werden, um das Thema adäquat an die Zielgruppe zu vermitteln?

Kpitel 3 beschreibt mögliche bekannte digitale Darstellungsformen. Aus diesen wurde, wie Kapitel 4 die Prototypen beschreibt, jeweils zum narrativen und faktenbasierten Ansatz passende ausgewählt und in den Prototypen vermittelt.

Welcher der beiden Prototypen ist besser dazu geeignet, das Thema Blackout an die Zielgruppe zu vermitteln?

Ergebnisse der empirischen Erhebung in Kapitel 6 sowohl beim narrativen als auch beim faktenbasierten Prototyp eher positive als auch eher negative Aspekte ergeben haben. Da keiner der beiden Prototypen eindeutig besser für die Vermittlung der Inhalte geeignet ist, werden aus beiden Prototypen die am positivsten bewerteten Aspekte zu einem Endergebnis zusammengeführt. Diese gehen aus allen drei verwendeten Methoden hervor.

Kann die Zielgruppe mithilfe der One-PageWebsite für die Thematik Blackout sensibilisiert werden und kann ihre subjektive Einschätzung der Wichtigkeit von Vorbereitungen auf ein mögliches Blackout erhöht werden?

Die Beantwortung dieser Forschungsfrage ist ebenfalls in Kapitel 6 zu finden, da sie durch die Untersuchungsergebnisse erfolgt. Konkret liegt die Konzentration dabei auf folgenden vier Aussagen, welche von den ProbandInnen jeweils auf einer fünfstufigen Skala bewertet wurden:

  • „Die Website ist dafür geeignet, Menschen auf ein mögliches Blackout aufmerksam zu machen.“
  • „So bedrohlich schätze ich nach Betrachten der Website ein Blackout ein.“
  • „So stark ist mein Interesse am Thema Blackout nach Betrachten der Website.“
  • „Ich habe vor, Vorkehrungen für ein mögliches Blackout zu treffen.“

Beinahe alle ProbandInnen gaben an, dass aus ihrer Sicht die Website gut geeignet sei, Menschen auf ein mögliches Blackout aufmerksam zu machen. Auch die Einschätzung der Bedrohlichkeit eines Blackouts hat sich im Durchschnitt der qualitativen Ergebnisse gering verändert, sodass sie ein Blackout nach Betrachten eines der Prototypen bedrohlicher als zuvor einschätzten. Auch das Interesse am Thema wurde in ähnlicher Form gesteigert. Alle diese Aspekte sprechen dafür, dass eine Sensibilisierung für das Eintreten eines Blackouts gelungen sein kann. Dass die ProbandInnen großteils nicht vorhaben, Vorkehrungen diesbezüglich zu treffen, spricht als einziger der vier Aspekte nicht für, sondern gegen eine gelungene Sensibilisierung.

Kommentar

Der letzte Satz bestätigt eindeutig, dass eine einmalige Information nicht ausreicht, um die Menschen abzuholen bzw. Handlungsänderungen herbeizuführen, was sich wiederum mit den eigenen Erfahrungen und Beobachtungen deckt. In der Regel startet erst nach einer mehrfachen Konfrontation mit dem Thema ein nachhaltiger Nachdenkprozess, der dann auch in konkreten Handlungen, etwa bei der Erhöhung der unverzichtbaren Eigenbevorratung, mündet. Die Vorbereitung auf ein mögliches Blackout ist daher weiterhin eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die eine umfassende Sicherheitskommunikation erfordert. Das bedeutet, eine Einmalinformation/Broschürenverteilung reicht bei weitem nicht aus. Vielmehr ist eine fortlaufende aber unterschwellige Sensibilisierungsarbeit und integrierte Sicherheitskommunikation, die derzeit so gut wie nicht vorhanden ist, erforderlich. Dabei ist einmal mehr festzuhalten, dass es nicht nur um das Thema „Blackout“, sondern um die generelle Erhöhung der gesamtgesellschaftlichen Resilienz gegenüber jeglichen (Groß-)Störungen geht. Unser derzeitiger Lebensstil ist massiv verwundbar, ohne das wir uns dessen wirklich bewusst sind, noch das wir auf entsprechende Rückfallebenen zurückgreifen könnten. Das ist leichtsinnig und unverantwortlich.

Konkret bestätigt die Arbeit damit auch, dass eine breite Sensibilisierung der Öffentlichkeit erst nach einer Top-Down Risikokommunikation (Bundesebene/Politik) möglich sein wird, sprich, wenn das Thema breit diskutiert und wahrgenommen wird und die Menschen sich dafür zu interessieren beginnen. Im Wesentlichen würde dafür folgende Message ausreichen:

  • Ein solches Szenario ist möglich.
  • Welche Auswirkungen sind dadurch zu erwarten?
  • Wo sind die Grenzen der organisierten Hilfe (falsche Erwartungen müssen reduziert werden!)
  • Was muss jeder Einzelne, jede Organisation, jede Gemeinde, jedes Unternehmen sich überlegen bzw. tun, um die Schäden zu minimieren.