Das Buch „Exnovation und Innovation: Synergie von Ende und Anfang in Veränderungen (Systemisches Management)“ Das Buch „Exnovation und Innovation: Synergie von Ende und Anfang in Veränderungen” aus der Reihe „Systemisches Management” von Sandra Bils und Gudrun L. Töpfer enthält wieder einige interessante Gedanken zu einem Begriff, der mir bis vor Kurzem nicht geläufig war, obwohl ich das grundsätzliche Konzept des Loslassens, um Ressourcen freizubekommen, bereits seit Jahren predige. Hier eine KI generierte Zusammenfassung meiner Markierungen.
Grundgedanke: Aufhören ist die neue Aufgabe
- Hauptthese: Der notwendige Wandel unserer Zeit erfordert nicht nur Innovation, sondern gezieltes Aufhören – das bewusste Beenden des Überholten.
- Exnovation bedeutet, den Status quo zu verlassen, Gewohntes loszulassen und Platz für Neues zu schaffen.
- Gesellschaft und Organisationen leiden unter einem tiefen Pro-Innovation-Bias, der Neuerung überhöht und das bewusste Beenden meidet.
- Verzicht und Loslassen werden zu strategischen Tugenden des 21. Jahrhunderts.
Psychologische und systemische Hürden
- Menschen besitzen starke Pfadabhängigkeiten, Status-quo-Bias und Verlustaversion. Sie halten lieber am Bekannten fest, auch wenn Veränderung rational sinnvoll wäre.
- Decision fatigue und die Überfülle an Optionen führen zur Entscheidungslähmung.
- Exnovation hat emotionale Dimensionen: Sie verlangt, den Schmerz des Abschieds (Trauer, Angst, Unsicherheit) auszuhalten und aktiv zu gestalten.
- Systeme zeigen Selbststabilisierung (Autopoiesis): Ihr Hauptzweck ist Selbsterhalt, was den Wandel weiter erschwert.
Forschungsperspektiven und theoretische Modelle
- Multi-Level-Perspektive (MLP) und Pfadabhängigkeitstheorie erklären, warum sowohl Innovationen als auch Exnovationen gegen starke Beharrungskräfte kämpfen.
- Systemwandel ist nicht linear, unvorhersehbar und chaotisch – Governance kann nur Impulse geben, nicht steuern.
- Exnovation ist notwendiger Teil zyklischer Prozesse des adaptiven Zyklus (Lazy Eight): Wachstum – Reife – Abbau – Erneuerung.
- Ambidextrie (Beidhändigkeit) beschreibt Organisationen, die gleichzeitig effizient (Exploit) und anpassungsfähig/innovativ (Explore) sind. Exnovation unterstützt das notwendige „Abschalten“ überforderter Strukturen.
Governance- und Praxisaspekte
- Exnovationsprozesse benötigen klare Kommunikation, Transparenz und Anerkennung des Gewesenen, um Akzeptanz zu erreichen.
- Es braucht Stoppregeln und bewusste Phasen des Weglassens, um Ressourcen zu konzentrieren.
- Governance sollte auf adaptive Steuerung setzen: iterative Anpassung statt Masterplan.
- Tools wie Ecocycle Planning, House of Change, TRIZ, Starfish-Methode, Appreciative Exnovation oder Exnovation Canvas strukturieren konkrete Exnovationsprozesse.
Sektorübergreifende Erkenntnisse
- Kirche: Erkenntnis vorhanden, Umsetzungsfähigkeit fehlt – alte Aufgaben müssen abgeschafft werden, um Freiraum fürs Neue zu schaffen.
- Wirtschaft: Exnovation wird selten benannt, obwohl Rückbau und Abschied zentrale Managementaufgaben sind. Überbordende Komplexität und additive Veränderung lähmen Unternehmen.
- Gesellschaft: Es fehlt ein gesellschaftlicher Mechanismus zum Stoppen – überall dominiert Wachstum und Maßlosigkeit („fehlende Stoppregeln“).
Kulturelle und emotionale Dimension
- Exnovation umfasst mehr als operative Entscheidungen – sie ist ein kulturelles Lernfeld:
- Anerkennung des Vergangenen.
- Gestaltung des emotionalen Übergangs.
- Stärkung der Selbstwirksamkeit im Loslassen.
- Negative Emotionen sind Teil des Lernprozesses und öffnen den Raum für echte Erneuerung.
Das „Exnovator’s Dilemma“
Fünf zentrale Spannungspaare:
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Dilemma |
Bedeutung |
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Tradition vs. Transformation |
Balance zwischen Wertschätzung des Alten und Notwendigkeit des Wandels. |
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Verlustaversion vs. Gewinnfreude |
Menschen meiden Abschiede stärker, als sie Chancen schätzen. |
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Nachhaltigkeit vs. kurzfristiger Erfolg |
Langfristige Stabilität braucht bewussten Rückbau kurzfristig rentabler, aber schädlicher Praktiken. |
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Komfortzone vs. Endlichkeit der Ressourcen |
Nur wer loslässt, schafft Raum für Zukunft. |
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Veränderungsdruck vs. Identitätswahrung |
Exnovation fordert neue Selbstdefinition – individuell wie organisatorisch. |
Kernaussage: Exnovation ist die notwendige Schwester der Innovation.
Nur wer aufhören kann, hat die Ressourcen, das Wesentliche zu gestalten. Exnovation ist kein Scheitern, sondern aktive Gestaltung von Endlichkeit – die Voraussetzung für Erneuerung und Resilienz in komplexen Systemen.
