Quelle: www.tagesspiegel.de

Ohne sichere Strom- und Gasversorgung bricht das öffentliche Leben zusammen. Mit strengen Maßnahmen wappnen sich die deutschen Versorger deshalb gegen das Virus.

In schlimmsten Krisenfällen kann sich das Personal regelrecht einbunkern. Sowohl die Mitarbeiter in der Leitwarte als in anderen systemrelevanten technischen Bereichen könnten „im Notfall über Wochen autark und weitgehend abgeschottet von der Umwelt den Netzbetrieb sicherstellen“, sagt der 50Hertz-Sprecher. „Dafür stehen sowohl Personal als auch Aufenthalts- und Schlafraum als auch Bevorratung zur Verfügung.“ Davon unabhängig seien auch technische Ressourcen vorrätig, zum Beispiel Ersatzteile für den Betrieb der Umspannwerke oder Leitungen.

Tennet, Amprion und TransnetBW gehen ähnlich vor. „Wir sind in enger Abstimmung mit den drei weiteren ÜNB und bis auf kleine Unterschiede befolgen wir gemeinsam diese Risikovorsorge“, heißt es von 50Hertz. 

40.000 Kilometer ist das deutsche Gas-Fernleitungsnetz lang – und gerade im Winter hoch belastet und besonders wichtig, es ist die Arterie der Gasversorgung. Technisch bewerkstelligen die Betreiber das mit Verdichterstationen, die den Energieträger durch die Röhren drücken. Rund 30 dieser Anlagen betreibt allein der größte Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE), er steuert sie von seiner Leitwarte in Essen aus. Wie steht es dort um die Vorkehrungen?

OGE hat wegen des Coronavirus‘ zusätzliche Vorkehrungen getroffen, um sicherzustellen, dass das Gas auch fließt, falls die Epidemie eskaliert: Eine Task Force analysiere laufend die Gefährdungslage, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. OGE hat eine Meldekette für den Fall von Infektionsverdachtsfällen im Unternehmen etabliert und seine Hygienemaßnahmen in Betriebs- und Verwaltungsstätten verschärft.

Im Normalfall läuft ein Fernleitungsnetz fast vollständig automatisiert, doch es bedarf geschulten Personals, um die Abläufe zu überwachen und im Notfall manuell zu steuern. Das gilt nicht nur für die Leitwarten, sondern auch für die Verdichterstationen in der Fläche. Jederzeit müssen Fachleute in kürzester Zeit dorthin gelangen können, um sie bei Bedarf im Handbetrieb zu steuern.

Auch in den Atomkraftwerken – bereits im Normalbetrieb gehören sie zu den bestgeschützten Einrichtungen in Deutschland – werden wegen Corona noch einmal besondere Vorkehrungen getroffen.

Kommentar

In der Schweizer Sicherheitsverbundübung 2014 wurde eine Pandemie als Ausgangslage angenommen, wo es in Folge auch zu einem Blackout und einer länger anhaltenden Strommangellage kam. In der derzeitigen Entwicklungsstufe sind wir wohl noch weit von einer solchen Verkettung entfernt. Unproblematisch ist die Situation dennoch nicht.