Quelle: kurier.at

Das Digitalfunknetz im Burgenland wäre auch bei großem Stromausfall weiter nutzbar: Feuerwehrhäuser werden Notfallzentren.

66 Sender des Digitalfunknetzes BOS-Austria gibt es im Burgenland, von Nord bis Süd verteilt. Sie stehen den „Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ (BOS) zur flächendeckenden Kommunikation im Ernstfall zur Verfügung.

Ab sofort ist der Einsatz auch im Fall eines großflächigen Stromausfalls („Blackout“) möglich. Das Funknetz dient zur Kommunikation zwischen den Einsatzkräften und der Leitstelle der LSZ ebenso wie zur Auslösung der Funksirenen der Feuerwehren sowie der Sturmwarnanlage am Neusiedler See.

Sichergestellt wird das durch die Anschaffung von insgesamt 45 Notstromaggregaten, die den örtlichen Freiwilligen Feuerwehren zur Verfügung gestellt werden. Rund 1.800 Euro kostet eines dieser Geräte, rund 80.000 Euro werden in diese Maßnahme investiert.

Darin inkludiert ist auch eine Schulung der Feuerwehrmitglieder, die im Fall eines Blackouts das Notstromaggregat bei der jeweiligen Funkstation in Betrieb nehmen sollen. Die Feuerwehren werden einen entsprechenden Spritvorrat anlegen, um das Aggregat zumindest eine Woche betreiben zu können.

Das Burgenland ist somit das erste Bundesland, wo im Ernstfall die Funkversorgung flächendeckend mittels Notstromaggregaten aufrechterhalten werden kann.

Bei der heutigen Präsentation der Pläne wurde von „Feuerwehrhäusern als Notfallzentren“ gesprochen, die im Ernstfall laut Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz „erste Anlaufstelle“ für die Bürger sein sollen. Zum Beispiel dann, wenn es einen längeren Stromausfall gibt.

Im Feuerwehrgebäude halte sich dann auch der Bürgermeister auf, dem ein Notfallhandbuch für verschiedene Szenarien zur Verfügung stehe. Für die Bevölkerung soll es an Ort und Stelle eine medizinische Versorgung geben, Nahrungsmittel sollen bereitgehalten werden, sagte Tschürtz.

Die konkreten Pläne für ein Blackout-Szenario und Pilotprojekte betreffend die Feuerwehrhäuser als Notfallzentren sollen in ein bis zwei Monaten vorgestellt werden.

Kommentar

Es ist sehr erfreulich, dass hier konkrete Maßnahmen gesetzt werden, um die technische Kommunikation der Einsatzorganisationen auch im Fall eines Blackouts länger aufrechtzuerhalten. Die damit verbundene Sicherheitskommunikation hat aber noch Verbesserungspotenzial:

  • Hier bekommt die Feuerwehr keine Notstromaggregate für die eigene Versorgung, sondern um das durch ein Firmenkonsortium errichtete Funknetz aufrecht zu erhalten. Sie bekommt damit eine nicht unwesentliche Zusatzaufgabe: a) Das auf dem Bild dargestellte Stromerzeuger Honda EU 30i (Dauerleistung:2,4 kW/2,6 kVA) muss je nach Leistungsaufnahme alle 4-7 Stunden (!) nachbetankt werden. Zudem muss die Feuerwehr nun pro Aggregat rund 250 Liter Benzin einlagern und umwälzen (5,9 Liter pro 4 Stunden * 6 * 7). Die Gesamtleistung aller 45 Notstromaggregate beträgt etwa 110 kW. (siehe dazu etwa die Aktivitäten in Salzburg, wo wirklich Notstromaggregate für die Feuerwehr angeschafft wurden: „Wir haben über 130 Notstromgeneratoren in verschiedenen Größen beschafft“, sagt Winter. Je nach Größe haben die Generatoren 14, 44 oder 88 kVA.) 
  • Die „Feuerwehrhäuser als Notfallzentren“ entspricht dem Selbsthilfe-Basis-Konzept. Aus dem Beitrag geht jedoch nicht hervor, ob diese Notfallzentralen nun auch notstromversorgt sind, oder nur die Funkmasten.
  • Ein Notfallhandbuch ist eine gute Unterstützung, wenn man sich mit der Bevölkerung vorher gut vorbereitet hat. Wenn nicht, wird auch das Notfallhandbuch nicht viel helfen.
  • Spannend wird, wie bei allen Feuerwehrhäusern die medizinische Versorgung sichergestellt wird. Punktuell wird das sicher möglich sein und ist auch zwingend notwendig, aber im generellen wird es vor allem eine erweiterte Erste Hilfe oder sanitätsdienstliche Versorgung sein, die hoffentlich auf die Beine gestellt werden kann. 
  • Noch spannender wird, wie man die Nahrungsmittel bereit stellen will. Solche Ankündigungen sind eher kontraproduktiv, da man damit wieder vermittelt, es wird eh vorgesorgt und ich brauche mich um nichts kümmern.

Die wesentliche Aufforderung, dass trotz der getroffenen und zu treffenden Maßnahmen auch die Bevölkerung eine unverzichtbare Vorsorge treffen muss, fehlt leider wieder. Damit beschäftigen wir uns weiterhin mit der Optimierung von Einzelelementen. Wir brauchen aber eine Gesamtsicht und vor allem vorbereitete Bevölkerung. Ansonsten werden die anderen Maßnahmen auch nicht greifen.