Quelle: https://www.risknet.de/themen/risknews/krisenszenarien-werden-zu-wenig-geprobt/b71e6019c48a945b8b5ed78f5f69d4da/

Dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch wird das Zitat zugeschrieben, dass Krisen ein produktiver Zustand sind. Man müsse ihnen nur den Beigeschmack der Katastrophenehmen. Soweit so gut – sinnvoller wäre es, Krisen rechtzeitig zu erkennen und sich auf Krisen entsprechend vorzubereiten. Eine aktuelle Studie von Deloitte, die unter der Überschrift „Stronger, fitter, better: Crisis Management for the resilient Enterprise“ veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass für die Mehrzahl der Unternehmen potenzielle Krisenszenarien an Relevanz zugekommen haben. 60 Prozent der befragten Unternehmen sind hiervon überzeugt. Das Spektrum der potenziellen Bedrohungen und Risiken ist breit gefächert und kann für die Unternehmen sowohl finanzielle Folgen als auch negative Auswirkungen auf die Reputation, das Markenimage oder das Mitarbeiterengagement haben.

„Krisen lassen sich nicht immer vermeiden – kein Unternehmen und keine Branche ist per se davor geschützt. Dafür sorgt schon allein der rasante Wandel der Geschäftswelt, wobei Faktoren wie die Digitalisierung genauso eine Rolle spielen können wie die geopolitische Lage in der Welt oder das Handeln einzelner Mitarbeiter. Entscheidend ist die Schnelligkeit und Qualität der Reaktion – und diese hängt sehr stark von der Vorbereitung und Erprobung des erarbeiteten Krisenmanagements ab. Wichtig ist es, die eigenen theoretischen Widerstandskräfte für den Fall einer Krise nicht zu überschätzen. Auf die Praxiserfahrung kommt es an – den Ernstfall zu proben ist essentiell“, erklärt Michael Müller, Partner im Bereich Risk Advisory bei Deloitte.

In einer konkreten Krisensituation zählt vor allem auch die Führungskultur. Das heißt, die aktive Einbindung der Geschäftsleitung ist maßgeblich, auch wenn gerade diese Ebene oft nur wenig Zeit für Prävention und Praxisübungen hat. Schnelle und angemessene Entscheidungen sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Krisenmanagement, findet ein knappes Viertel der Studienteilnehmer. Die Aufgaben in einer Krise müssen entsprechend verteilt und Entscheidungsträger schnell verfügbar sein.

Kommentar

Leider gilt das Gesagte nicht nur für Großunternehmen, sondern für alle Organisationen, wenn auch mit unterschiedlichen Aspekten und Anforderungen. Wobei die Übung der krönende Abschluss und nicht der Beginn der Auseinandersetzung sein sollte. Denn sonst droht ein rascher Frust durch Überforderung und damit erst recht keine Auseinandersetzung. Zum anderen zeigt der Beitrag, dass es nicht nur um Verhinderung geht, wie wir das heute häufig erleben, sondern auch um die Vorbereitung auf nicht Verhinderbares bzw. Unsicherheit und Ungewissheit. Eine wesentliche Fähigkeit, um Resilienz zu erreichen.