Letzte Aktualisierung am 09. April 2015.

Wir packen an

www.wirpackenan.at

Wir packen an! – Konzept für eine Webplattform zur Selbstorganisation von freiwilligen Helfern in Österreich

Dieses Konzept diskutiert die Errichtung einer Webplattform zur Selbstorganisation von freiwilligen Helfern und Hilfsbedarf in Österreich nach Hochwasserereignissen, Stürmen oder sonstigen Naturkatastrophen sowie nach großflächigen Stromausfällen (Blackout).

Einführung

Vollständiges Konzept „Wir packen an!“  als PDF.

Schutz- und Resilienzsteigerungsmaßnahmen vor Naturkatastrophen werden in den nächsten Jahren weltweit an Bedeutung gewinnen. Global gesehen haben sich seit den 1970 die durch Naturkatastrophen verursachten Schäden verfünfzehnfacht. Durch den globalen Klimawandel bedingt, scheint eine Frequenzsteigerung von bisher hundertjährlichen Hochwassern auf 10 bis 50 Jahre möglich. Die Österreichische Perspektive zeigt, dass die bevölkerungsreichsten Bundesländer am stärksten von Naturkatastrophen betroffen sind und oftmals Schäden, die durch solche Ereignisse entstehen, nicht entschädigt werden (so wurde beispielsweise nach dem Hochwasser 2002 72 Prozent der Schäden nicht entschädigt). Zusätzlich zu Extremwetterereignissen existiert in Mitteleuropa eine hohe Vulnerabilität gegenüber großflächigen und länger andauernden Stromausfällen („Blackout“).Aber auch andere strategische Schockereignisse, wie großflächige Infrastrukturausfälle, Pandemien oder schwere Erdbeben sind denkbar und würden rasch die organisierte Hilfe überfordern.

Wenngleich der Katastrophenschutz in Österreich durch vielerlei Behörden auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene, sowie durch ein hervorragendes Freiwilligensystem im Bereich der Blaulichtorganisationen, die hauptsächlich mit ehrenamtlichen Personal arbeiten, in Österreich sehr gut aufgestellt ist, gibt es zunehmend einen Bedarf für die Organisation von freiwilligen Helfern („ungebundene Helfer“), die sich meist zur spontanen Hilfeleistung entschließen. Wie etwa die Hochwässerer im Jahr 2013 in der Stadt Salzburg oder Passau (Initiative „Passau räumt auf“) gezeigt haben, organisieren sich viel Helfer heute über Soziale Medien wie Facebook oder Twitter. Die Koordination zwischen Hilfesuchende und Helfern verläuft dabei durchaus noch chaotisch.

Ushahidi

International hat sich in den letzten Jahren die Organisation von freiwilligen Helfern mittels der frei verfügbaren Webplattform Ushahidi bewährt. Ursprünglich entwickelt zur Dokumentation von gewalttätigen übergriffen im Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten in Kenia, hat sich Ushahidi über die letzten Jahre zu einem Standard Tool zur Selbstorganisation von freiwilligen Helfern bei vielerlei Katastrophen entwickelt, und wurde beispielsweise für die Aufräumarbeiten nach dem Hurrican Sandy an der Ostküste der USA, eingesetzt. In letzter Zeit wir Ushahidi weltweit für den Aufbau von Resilienznetzwerken verwendet.

Konzept

Das Konzept ist denkbar einfach: eine Ushaidi Plattform wird auf einer Website eingerichtet und Hilfesuchende können mittels Formular auf der Website, SMS, Smartphone App oder E-Mail einen konkreten Hilfebedarf in Verbindung mit den geographischen Koordinaten melden. Dieser Hilfsbedarfsmeldung wird dann auf der Ushahidi Plattform auf einer Karte dargestellt und Benutzer der Website (potentielle freiwillige Helfer) habe die Möglichkeit, diese Bedarfsmeldungen zu filtern und gezielt Hilfe anzubieten.

Mit einer Österreichischen Plattform soll ein Beitrag zur Erhöhung der gesamtgesellschaftlichen Resilienz geschaffen über genannten Katastrophenfällen geleistet und eine lokale/regionale Selbstorganisation unterstützt werden. Kleinere, lokal auftretende Ereignisse sollen dabei als Testfall dienen und die Bevölkerung mit der Verwendung der Ushahidi Plattform vertraut machen bzw. zu einem Erfahrungsgewinn beitragen.

Diese Plattform ist als Ergänzung zu den bestehenden Strukturen zu verstehen und stellt keine Konkurrenz zu diesen dar. Sie soll einen aktiven Beitrag zur Selbstwirksamkeit der Bevölkerung und zur spontanen Selbstorganisation leisten, da bei gewissen Ereignissen, wie etwa nach einem großflächigen Stromausfall die Kapazitäten der organisierten Hilfe bei weitem nicht ausreichen werden, um allen Hilfsbedürftigen zu helfen.

Die Plattform im Detail

Wie die Plattform im Detail verwendet werden soll, wird anhand von einem Fragenkatalog, welcher auf der Ushahidi Website zu finden ist, beantwortet.

Wer sind wir?

Wir sind eine ehrenamtlich und zivilgesellschaftlich organisierte Gruppe von Bürgern, die von der Notwendigkeit und dem Potential einer online Freiwilligenorganisationsplattform überzeugt sind, diese ehrenamtlich aufbauen und mit Hilfe weitere Freiwilligen betreiben möchten und dabei unabhängig von Parteien, existierenden Katastrophenhilfsorganisation, Blaulichtorganisationen und NGOs agiert.

Was wollen wir mit der Plattform erreichen?

Kurzfristig: Förderung einer spontanen Selbstorganisation von Freiwilligenhilfsangeboten und -nachfragen im Katastrophenfall; Mobilisierung von freiwilligen Helfern, die bisher nicht in der Katastrophenbewältigung eingebunden waren.

Langfristig: Erhöhung der Resilienz der Österreichischen Gesellschaft gegenüber Katastrophenereignissen.

Welche Informationen wollen wir sammeln?

Informationen über Hilfsbedarf/angebot bezüglich benÖtigtem/verfügbarem Material und/oder Arbeitskräfte für Präventions-, Unterstützungs- und Aufräumarbeiten. Zu erledigende/angebotene Tätigkeiten, Anzahl und die Art der benÖtigten Personen, Materialien, Standort, Zeitbedarf/angebot, Kontaktdaten (E-Mail-Adresse, Telefonnummer) Adresse, Name.

Nicht sammeln: medizinischer Hilfsbedarf

Wer wird die Informationen übermitteln?

Hilfsbedarf: Betroffene oder deren AngehÖrige die Zugang zu den unten genannten Technologien haben.

Hilfsangebot: Einzelne oder Gruppen von freiwilligen Helfern, die sich in Örtlicher Nähe des Hilfsbedarfs befinden.

Wie erfolgt die Übermittlung?

Die Übermittlung der Daten erfolgt mittels Formular auf der Website, E-Mail, Smartphone App.

Wer wird die Plattform überwachen bzw. die aus den übermittelten Daten generierten Reports freigeben?

Eine Gruppe von freiwilligen Administratoren wird die Überwachung und Reportfreigabe erledigen. Diese werden im Umgang mit der Plattform geschult und deren Arbeitsleistung kann im Katastrophenfall abgerufen werden.

Wie erfolgt das Verifizieren von Reports?

Die Plausibilität der übermittelten Reports wird durch die Administratoren überprüft.

Wer wird die Informationen verwenden?

Hilfsangebot -> Hilfsbedarf: Freiwillige Helfer übermittelt Daten über verfügbare Hilfeleistungen, Personen mit Hilfsbedarf in geographischer Nähe könne darauf reagieren und mittels Plattform den/die freiwilligen Helfer direkt kontaktieren und die Hilfe abrufen.
Hilfsbedarf ->Hilfsangebot: Hilfsbedarf wird auf genannten Wegen übermittelt, Freiwillige Helfer können sich dann bei der hilfesuchenden Person via Plattform melden.

Gibt es Sicherheitsbedenken bezüglich der Sammlung von Daten und deren Darstellung auf der Website?

Wie von Ushahidi empfohlen werden persönliche Daten, wie Name und Telefonnummer nicht Öffentlich auf der Webseite dargestellt. Alle Daten werden in einer MySQL Datenbank gespeichert, die sich auf den Server des Web-Hosting Providers befindet. Zugriff haben die Administratoren der Webseite, das Löschen aller Daten erfolgt 30 Tage nach dem Abschluss der freiwilligen Hilfstätigkeit.

Wie werden die Daten verwendet um das in 2. genannte Ziel zu erreichen?

Bisherige spontane, freiwillige bzw. potentielle Hilfsangebote werden aufgrund von Informationsmangel über Art, Umfang und Ort der benötigen Hilfeleistung selten ausgeschöpft. Damit werden wichtige und kostenlose Ressourcen zu wenig genutzt. Diese Plattform soll helfen, diese Lücke zu schließen bzw. einen Beitrag zur Vernetzung zwischen Angebot und Nachfrage leisten.

Offene Fragen/Kommentare

SMS: Einrichtung eines SMS Servers notwendig, wünschenswert?

Was können wir von anderen lernen?

Z.B.: INKA, Freiwilligenorganisation Hochwasser Passau, andere Ushahidi Beispiele

Fragen und Anmerkungen bitte an

Gesuchte Positionen

Administratoren (im Katastrophenfall)

Administrieren die Website im Falle eins Katastrophenereignisses.

Social Media Aktivisten (im Katastrophenfall)

Sollten während eines Katastrophenfalls mittels Twitter und Facebook auf die Plattform hinweisen und deren Verwendung empfehlen.

Webdesigner (einmalig)

Für die Erstellung eines Logos, White-labeling der Smartphone Apps, etc,

Links

Die Plattform: www.wirpackenan.at
Twitter: @wirpackenan
E-Mail:

Die Initiatoren

Christian Els, MSc, arbeitet und forscht im humanitären Bereich zur Zeit in Amman, Jordanien. Er ist unter anderem für die Initiative „Local to Global Protection“ tätig, welche lokale, community-basierte Strategien zur Bewältigung von Naturkatastrophen und komplexen humanitären Notsituationen dokumentiert und fördert.

Herbert Saurugg, MSc, Initiator der zivilgesellschaftlichen Initiative „Plötzlich Blackout!“ – Vorbereitung auf einen europaweiten Stromausfall – versucht seit Jahren auf die steigende Gefahr eines europaweiten Stromausfalls, sowie den damit verbundenen Folgen aufmerksam zu machen. Er hat sich im Rahmen seiner Masterarbeit „Die Netzwerkgesellschaft und Krisenmanagement 2.0“ etwa auch mit dem Thema „Crisis Mapping“ auseinandergesetzt und sieht dieses Instrument als wichtigen Baustein für eine resiliente Gesellschaft und zur Bewältigung von Strategischen Schockereignissen.