Letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2015.

Quelle: Der Standard, Studie From Hiroshima and Nagasaki to Fukushima

Mentale Erkrankungen von Evakuierten müssen laut Studienautoren besser beobachtet und behandelt werden.

Atomkatastrophen wie in Tschernobyl oder Fukushima haben einer Studie zufolge für die Opfer gravierende, oft übersehene psychische Folgen.

So sei die Rate an Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen noch 20 Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl hoch. Ähnliche Probleme gebe es nach dem Gau in Fukushima. Demnach leiden 14,6 Prozent der erwachsenen Evakuierten von Fukushima an psychischen Problemen, das sind fast fünf Mal mehr als in der allgemeinen Bevölkerung (3 Prozent). Dies führen die Autoren auch darauf zurück, dass die Evakuierungen recht chaotisch abliefen und die Betroffenen nur unzureichend über Gesundheitsgefahren informiert wurden.

Verlässliche Kommunikation

„Obwohl die Strahlenbelastung für die Menschen nach Fukushima relativ niedrig war und keine erkennbaren körperlichen Gesundheitsschäden erwartet werden, hatten psychische und soziale Probleme einen verheerenden Einfluss auf das Leben der Menschen.“

„Eine der wichtigsten Aufgaben der Gesundheitsdienste sei, „verlässlich zu kommunizieren, dass bei den meisten Atomunfällen nur sehr wenige Menschen einer lebensbedrohlichen Dosis von Radioaktivität ausgesetzt sind.“

Man müsse den Bewohnern helfen, die Gesundheitsrisiken zu verstehen. Zudem müssten mentale Erkrankungen von Bewohnern, die ihre Häuser verlassen mussten, beobachtet und behandelt werden. Nach dem Gau in Fukushima am 11. März 2011 waren 170.000 Bewohner im Umkreis von 30 Kilometern der Atomruine evakuiert worden. Bei einem Drittel der weltweit insgesamt 437 Atomkraftwerke lebten teils deutlich mehr Menschen innerhalb eines solches Radius. Bei 21 AKW seien es mehr als eine Million.

Kommentar

Einmal mehr der Hinweis darauf, wie wichtig eine integrierte Sicherheitskommunikation wäre, auch um die Furcht vor falschen Risiken zu minimieren (siehe Die Menschen fürchten sich vor den falschen Dingen). Die psychologischen Folgen eines Blackouts lassen sich nur schwer abschätzen. Aufgrund der erwartbaren Unsicherheiten und durch den Überraschungsmoment sind jedoch erhebliche Auswirkungen zu erwarten. Weniger in relativen als in absoluten Zahlen, da die potenzielle Opferzahl um ein vielfaches höher sein wird, als nach einem SuperGAU – der bei einem Blackout jedoch auch nicht ausgeschlossen ist.