Letzte Aktualisierung am 20. Januar 2015.

Vollständiger Bericht

1           Krisenvorbereitung

  • Die Einbindung der Bevölkerung ist elementar und unerlässlich. Vor allem sollten vorhandene Organisationen (Vereine etc.) zur Selbstorganisation mobilisiert werden (siehe Konzept Notversorgungsstellender Bezirkshauptmannschaft Tulln).
  • Die Notbevorratung ist ein wichtiges Element der Krisenbevorratung und sollte noch weiter beworben und gefördert werden.
  • Das Konzept der Katastrophen-Leuchttürme gewinnt zunehmend an Bedeutung. In ländlichen Regionen bietet sich die Errichtung eines „Leuchtturms“ im Bereich des Feuerwehrhauses an. Im urbanen Raum gibt es eine Vielzahl von in Frage kommenden Gebäuden.
  • Es ist überlegenswert, auch mobile „Leuchttürme“ für weniger dicht besiedelte Gebiete vorzubereiten und einzusetzen.
  • Üben, üben, üben. Die Schweizer Sicherheitsverbundsübung 2014 bringt bereits in der Vorbereitung einen hohen Mehrwert, da sich unterschiedliche Stellen mit dem Thema auseinandersetzen und Überprüfungen statt finden. Vor allem lernt man dadurch wichtige Ansprechpartner in anderen Organisationen kennen. Es werden dabei keine neuen Strukturen geschaffen, sondern die Vernetzung und Kommunikation zwischen den etablierten Einrichtungen hergestellt oder verbessert.
  • Bei der österreichischen Notfunkübung am 01. Mai 2014 konnten durch Funkamateure alle Bezirke eingebunden und erreicht werden.
  • Die Liste aller österreichischen Funkamateure mit jeweiligem Standort ist über das BMVIT Dadurch kann und soll bereits vor einer möglichen Krise eine Vernetzung hergestellt werden.
  • Durch den zunehmenden Einsatz von Digitalfunk gehen wichtige Notfunkschnittstellen verloren.
  • In Schulen sollten Sensibilisierungskampagnen gestartet werden. In Kinderbetreuungseinrichtungen sollte generell im Rahmen von Elternabenden das Thema angesprochen werden. Damit wird im Anlassfall der Stresslevel für die Angehörigen reduziert.
  • Nachdem mittlerweile auch Behörden und die Energiewirtschaft selbst das Thema „Blackout“ immer häufiger in der Öffentlichkeit ansprechen, stellt sich die Frage, ob eine Nicht-Vorbereitung eine grobe Fahrlässigkeit darstellt und Unternehmen und Organisationen für mögliche Schäden haftbar gemacht werden können.
  • Es macht Sinn, etwas Bargeld (in kleinen Stückelungen) zuhause vorzuhalten, um bei einem Blackout zumindest das Notwendigste kaufen zu können.
  • Unternehmen sollten dazu angehalten werden, ihre Mitarbeiter auf dieses Szenario vorzubereiten und zu sensibilisieren, damit diese im Anlassfall auch für das Unternehmen zur Verfügung stehen.
  • „Lichtinseln“ – Einrichtungen, die über eine Notstromversorgung verfügen, müssen sich Gedanken machen, wie sie mit Hilfesuchenden umgehen werden.
  • Die medizinische Versorgung wird nur nach katastrophenmedizinischen Grundsätzen durchführbar sein.
  • Gerade in urbanen Räumen stellt eine Grätzelbildung eine unverzichtbare Resilienz-Maßnahme dar, die es zu fördern gilt.
  • In vielen Bereichen hängt die Funktionsfähigkeit bzw. Störungsbehebung vom Know-how einzelner Mitarbeiter ab. Hier ergibt sich ein gefährliches Spannungsfeld mit der voranschreitenden Automatisierung und betriebswirtschaftlichen Optimierung.
  • Wir brauchen in vielen Bereichen ein „Sowohl-als-auch-Denken“. So ist auf der einen Seite klassisches Krisenmanagement erforderlich, das jedoch durch die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten und durch den Umfang der Selbst-Betroffenheit nur beschränkt wirksam werden kann. Daher sind die Selbstorganisation und Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung unverzichtbar. Diese müssen aber bereits vor einem Ereignis mobilisiert werden.
  • Wenn es keine Vorbereitung auf ein solches Szenario gegeben hat, ist der Stresslevel bei allen Betroffenen deutlich höher als notwendig. Eine aktive Auseinandersetzung im Vorfeld mit dem Thema „Blackout“ erhöht die Selbstwirksamkeit / Handlungsfähigkeit / Selbstverantwortung. Aus den Betroffenen werden Beteiligte. Kommunikation ist dabei der Motor und Angelpunkt.
  • Es gibt nicht DIE EINE Lösung, sondern immer viele verschiedene, die an das jeweilige Umfeld angepasst werden müssen.

2           Krisenbewältigung

  • Die Dauer einer europäischen Großstörung „Blackout“ ist nicht abschätzbar. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es sogar mehrere Tage dauern könnte, bis das europäische Stromnetz wieder aufgebaut ist. Nach etwa 6 Stunden können Bergbaugebiete (Braunkohle) bereits „absaufen“ – bei einer längeren Dauer könnte die Förderung komplett verloren gehen, womit auch Langfristfolgen für den Kraftwerksbetrieb zu erwarten sind. Die „Golden Hour“ – die wichtige erste Stunde – ist daher für die Krisenbewältigung ganz entscheidend. Denn in dieser Zeit kann noch ev. auf Ressourcen zurückgegriffen werden, die dann sukzessive ausfallen. Daher möglichst frühzeitig alle erforderlichen Ressourcen mobilisieren und Maßnahmen für einen längeren Ausfall in die Wege leiten.
  • Eine Studie geht davon aus, dass es in Berlin bereits nach 6 Stunden die ersten Todesfälle aus medizinischen Gründen als unmittelbare Folge des Blackouts geben wird.
  • In Berlin werden nach 12 Stunden Stromausfall massive Probleme bei der Wasserversorgung Es droht eine teilweise Zerstörung der Infrastruktur (Rohrüberlastungen) bzw. eine Verkeimung. Viele Gebiete können nur bis zum 3.Stock notversorgt werden.
  • In der Schweiz wird derzeit durchgedacht, wie bei einer Strommangellage das sonst im Krisenmanagement übliche Subsidiaritätsprinzip durch eine umfassende nationale Koordinierung der Krisenreaktionsmaßnahmen ersetzt wird.
  • Führung unter Stress -> es gelten andere Gesetzmäßigkeiten. Es müssen daher sowohl bei Führungskräften als auch generell einen höhere Anzahl von psychisch bedingten Ausfälle erwartet werden.