Quelle: Die Presse

Ein empfehlenswertes Interview mit der Ökonomin Deirdre McCloskey

McCloskey gilt als eine der führenden Ökonominnen der USA – sie unterrichtet an der University of Illinois in Chicago und hat mehr als 20 Bücher geschrieben bzw. herausgegeben.

Müssen wir uns also zwischen Konkurrenz und Kooperation entscheiden?

Nein, nein. Jeder Ökonom, der auch nur das geringste von der Welt mitbekommt, wird wissen, dass sowohl Konkurrenz als auch Kooperation von unheimlicher Bedeutung sind.

Also braucht man auf der Makroebene Konkurrenz – und in der Microebene Kooperation?

So ist es gut beschrieben, ja. Kooperation im großen Stil kann manchmal als Monopol oder Verschwörung enden. Aber die alltägliche Kooperation mit Kollegen im Büro, die ist sehr wichtig.

Was ich gerne sehen würde, ist ein Grundeinkommen. Kein Mindestlohn, wie sie ihn in Deutschland einführen wollen. Das wird nur mehr Arbeitslosigkeit kreieren – eine schreckliche Idee.

Wie viel soll der Staat den Bügern zahlen?

Eine geringe Summe. Man kann nicht per Gesetz alle reich machen. Das ist der grundlegende Fehler bei Mindestlöhnen und vielen anderen Interventionen. Die Annahme, dass ein paar Gesetze ausreichen, und dann werden alle Leute auf mysteriöse Art und Weise reich. Wenn das stimmen würde, ich würde es unterstützen.

Aber wie heben wir das Lebensniveau für alle wirklich?

Durch Freiheit. Lasst die Leute in Ruhe ihre Arbeit tun, lasst sie handeln und Verträge schließen. Und kommt es zu Gewalt oder Betrug, muss natürlich eingeschritten werden. Wenn ein solches System zugelassen wird, sind die Erfolge atemberaubend. Sehen Sie sich Hongkong an. 1948 waren die Menschen dort genauso arm wie im übrigen China. Hongkong hatte Rikschas, heute gibt es nur noch Taxis. Wir sollten die Qualität einer Gesellschaft danach beurteilen, wie gut es den Ärmsten geht.

Deswegen wird es auch nichts lösen, wenn wir von den Reichen nehmen und den Armen geben – das geht nur einmal gut. Das ist kein guter Plan.

Was wäre ein guter Plan?

Lasst den Markt arbeiten. Dann kommt es zum „bürgerlichen Deal“. Die Unternehmer sagen: „Lasst mich an Innovationen arbeiten und neue Ideen am Markt austesten und lasst mich dabei in Ruhe – dann mach ich euch alle reich.“ Das ist, was schon in den vergangenen zwei Jahrhunderten passiert ist. Das verbessert das Leben für alle. So bekommt man bessere Straßen, bessere Medizin und bessere Bildung.

Das würde aber heißen, dass wir wieder weniger Regulierung und Steuern brauchen.

Ja. Manche Österreicherinnen und Österreicher werden mir zustimmen, wenn ich sage: Viele Regulierungen, die aus Brüssel kommen, sind verrückt. Aber vielleicht sind dann auch die Regulierungen, die aus Wien kommen, verrückt, dumm oder korrupt.

Siehe auch Ein funktionierendes Stromversorgungssystem/-netz der Zukunft – 1