Was ist wirklich während des Stromausfalls auf der Iberischen Halbinsel in diesem Frühjahr passiert? Und wie sollen wir die widersprüchlichen Berichte einordnen?
Um Licht ins Dunkel zu bringen, begrüßen Gerard und Laurent den globalen Energieexperten Steve Berberich, der von 2011 bis 2020 als Präsident und CEO des California Independent System Operator (CAISO) tätig war. Steve führte CAISO durch den Stromausfall im August 2020 in Kalifornien und ist heute Präsident und CEO von Onward Energy.
Wir beginnen damit, den Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel in einen größeren Zusammenhang zu stellen und ihn mit den großen Netzausfällen der letzten Jahre zu vergleichen und gegenüberzustellen: Südaustralien 2016, Kalifornien 2020, Texas Uri 2021, Irland 2024, Louisiana 2025 und natürlich Iberien 2025.
Wir untersuchen sowohl die langfristigen systemischen Schwächen als auch die kurzfristigen auslösenden Ereignisse hinter jedem Fall und identifizieren Muster, Abweichungen und die Reformen, die in deren Folge durchgeführt wurden. Dann richten wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf Spanien. Im Gegensatz zu den anderen Stromausfällen war der Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel nicht auf extreme Wetterbedingungen zurückzuführen. Stattdessen befasst sich Steve – zusammen mit Gerard und Laurent – eingehend mit den zugrunde liegenden strukturellen Schwachstellen des spanischen Stromnetzes.
Von regulatorischen Lücken und Konstruktionsfehlern bis hin zu Betriebsfehlern untersuchen wir das gesamte System und kommen zu einer Reihe klarer, evidenzbasierter Schlussfolgerungen.
Zusammenfassung
Blackouts und die Energiewende: Was wir aus Kalifornien und Spanien lernen können
Der Podcast „Redefining Energy“ hat kürzlich eine tiefgreifende Diskussion über das sensible Thema Blackouts und die Stabilität unserer Stromnetze geführt, insbesondere im Kontext der zunehmenden Integration erneuerbarer Energien. Ein zentraler Gast war Steve Berberich, ehemaliger Leiter des Systembetreibers in Kalifornien, der persönlich Blackouts erlebt hat.
Die Ursachen von Blackouts: Mehr als nur extremes Wetter
Während Blackouts oft mit extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen oder Stürmen in Verbindung gebracht werden, wurde in der Diskussion deutlich, dass die Ursachen komplexer sind und oft auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen sind.
Kalifornien 2020
Im August 2020 erlebte Kalifornien Blackouts, weil das System in einer sehr schwierigen Zeit nicht genügend Leistung hatte. Die Hauptgründe waren:
- Ein grundlegendes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage
- Mangelnde Planung
- Kaliforniens hohes Solar-Portfolio führte zu Problemen in den Abendstunden, da die Solarenergie dann abfällt, aber der Bedarf hoch bleibt. Dies wird oft als „Duck Curve“ bezeichnet, die visualisiert, wie die Netto-Last im Laufe des Tages fällt und abends stark ansteigt, was schnelle Hochfahrrampen von anderen Ressourcen erfordert.
Verfügbarkeit von Ressourcen: Nicht nur fehlende erneuerbare Energien, sondern auch das Ausscheiden traditioneller Kraftwerke und der Wettbewerb um Strom aus anderen westlichen Staaten verschärften die Situation.
Es kam zu einer erheblichen Abregelung (Curtailment) von Erneuerbaren, wenn zu viel Strom produziert wurde, was in Kalifornien über die Jahre dramatisch zugenommen hat.
Spanien 2025
Auch in Spanien gab es Probleme, die auf Oszillationen im System und das Abschalten großer Solaranlagen zurückgeführt wurden. Dies geschah, weil die Wechselrichter nicht richtig programmiert waren, um Störungen zu überstehen, und es an ausreichend Backup-Strom mangelte.
Schlüssel zur Netzstabilität: Technologie, Planung und Zusammenarbeit
Die Experten betonten, dass Blackouts oft eine Folge von unzureichender Planung und einem Mangel an Sicherungskapazitäten sind. Um zukünftige Ausfälle zu verhindern, sind mehrere Lösungsansätze entscheidend:
- Batteriespeicher als Game Changer: Batterien sind eine kritische Technologie für die großtechnische Integration erneuerbarer Energien. In Kalifornien wurden bereits über 10.000 Megawattstunden Speicherkapazität installiert. Sie ermöglichen es, überschüssigen Solarstrom am Tag zu speichern und ihn in den Abendstunden abzugeben, was die Herausforderung der „Duck Curve“ hervorragend adressiert.
- Intelligente Wechselrichter: Die Programmierung von Wechselrichtern ist entscheidend. „Grid-forming“ Wechselrichter können im Gegensatz zu „Grid-following“ Wechselrichtern aktiv zur Netzstabilität beitragen, indem sie schnell auf Spannungs- und Frequenzschwankungen reagieren und die notwendige reaktive Leistung und Frequenzunterstützung bereitstellen, ähnlich wie rotierende Massen in traditionellen Kraftwerken. Sie müssen fähig sein, Störungen „durchzustehen“ und nicht sofort abzuschalten.
- Ressourcenplanung und -management: Es ist unerlässlich, über ausreichende Backup-Ressourcen zu verfügen, die schnell hochfahren können, wenn erneuerbare Energien nicht verfügbar sind. Dies erfordert eine vorausschauende Planung und die ständige Bewertung des Systems.
- Regionale Zusammenarbeit und Interkonnektivität: Für Perioden mit geringer Wind- und Solarenergie (sogenannte „Dunkelflaute“) ist die regionale Zusammenarbeit entscheidend. Europa wird hier als Vorbild genannt, da die Länder besser vernetzt sind, um regionale Schwankungen auszugleichen – wenn in einem Land kein Wind weht oder die Sonne scheint, kann ein anderes Land aushelfen.
- Es wird angemerkt, dass die Diskussion um die Energiewende und Netzstabilität oft zu politisch wird, wodurch die notwendige Planung und technische Umsetzung in den Hintergrund treten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderungen der Energiewende beherrschbar sind, wenn die Systemplanung die Eigenschaften erneuerbarer Energien berücksichtigt und in Speicherlösungen, intelligente Technologie und eine starke regionale Vernetzung investiert wird. Es geht nicht darum, ob Erneuerbare gut oder schlecht sind, sondern wie wir unser System um ihre Betriebseigenschaften herum entwerfen.