Letzte Aktualisierung am 10. August 2019.

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Auch Herbert Saurugg war einmal ein ›Rostbrauner‹. Der Berufsoffizier hat sich auf Blackout-Beratung spezialisiert und beschäftigt sich intensiv mit der Frage, was passiert, wenn die Netze ausfallen und wie man sich da­rauf vorbereiten kann. ›Katastrophenschutz ist Ländersache. Es gibt neun unterschiedliche Landeskatastrophenschutzgesetze, neun verschiedene Herangehensweisen. Die Koordination übernimmt in dem Fall das Einsatz- und Krisenkoordinierungscenter im Innenministerium. Aber oft ist nicht klar, welche Ebene genau angesprochen wird‹, sagt Saurugg. Ein Blackout kann unvermittelt kommen, das Telekommunikationsnetz bei Überlastungen schnell zusammenbrechen. Funkamateure sind in diesem Fall eine wichtige Rückfallebene, weil sie vor Einsatzorganisationen und Bundesheer vor Ort sein können. ›Aus militärischer Sicht ist das Berufsheer effizienter. Aber Funkamateure sind gut ausgebildete Menschen, die den Staat nichts kosten. Es ist besser, ein funktionierendes System vor Ort zu haben als gar keines‹, meint Saurugg pragmatisch. Das einzige Problem: Unter Funkamateuren gibt es keine Hierarchie wie beim Militär. Wie also kann man 6.000 Individualisten organisieren, wenn das Blackout kommt? Um das zu testen, setzt Oberst Treiblmeier am 1. Mai 2018 einen österreichweiten Notruf ab. Ausgangslage: Ein Cyberangriff auf die Steuerung der landesweiten Stromversorgung. Blackout. Die Kommunikationsinfrastruktur liegt lahm. Über die Notruffrequenz will er wissen: Wo ist der Standort des Funkamateurs? Ist er mobil? Hat er eine Stromversorgung, die vom öffentlichen Netz unabhängig ist? Aus 60 Prozent der Bezirke melden sich Funkamateure zurück, geben Bescheid, über welche Akkus und Antennen sie verfügen, ob sie die Bezirkshauptmannschaft erreichen können, um dort eine Funkverbindung aufzubauen. ›Durch den Anruf waren alle hoch diszipliniert. Das sind sie normalerweise nicht gewöhnt. Die Gefahr besteht immer, dass sie zu quatschen beginnen‹, sagt Treiblmeier. Weil der Anruf unvorbereitet kam, war er von der Professionalität überrascht. Und weil, das ist die Achillesferse der Funkamateure, die Menschen auf der anderen Seite des Funkgerätes schon aufgrund ihres Alters keine klassischen Leistungsträger mehr sind. ›Sie müssen sich vorstellen‹, erklärt Horst Treiblmeier, ›das sind siebzig-, achtzigjährige Menschen.‹