Quelle: Kleine Zeitung

Erster Teil unserer neuen Serie zur Landtagswahl: Blackout-Experte Herbert Saurugg ortet Nachholbedarf in der Krisen vorsorge. Ein größerer Ausfall sei wahrscheinlich. Die Feuerwehr werde immer wichtiger.

Wovor wir uns am meisten fürchten müssten, nehmen wir am wenigsten wahr: Unsere starke Abhängigkeit von der Infrastruktur“, sagt Herbert Saurugg. Er beschäftigt sich seit 2011 mit Blackoutszenarien und Krisenvorsorge. Seiner Einschätzung nach „werden wir in den nächsten fünf Jahren einen großflächigen Ausfall erleben, auf den wir überhaupt nicht vorbereitet sind. Wir beschäftigen uns mit Kleinigkeiten, haben aber das Große nicht im Blickfeld.“

Ein Blackout sei nicht nur die Bedrohung mit der aktuell größten Wahrscheinlichkeit, sie sei auch in ihren Auswirkungen verheerend: Saurugg sieht darin sogar das Potenzial für die „größte Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg“. Spätestens am Ende der ersten Woche mit einem Totalausfall der Systeme stehe die Gesellschaft vor nicht mehr lösbaren Problemen.

Krisenvorsorge ist in erster Linie staatliche Aufgabe, Ländern und Gemeinden kommt dabei aber eine tragende Rolle zu. Die Politik müsse die Problematik noch offener ansprechen und entsprechende Vorkehrungen treffen, mahnt Saurugg. „Die Folgewirkungen des Primärereignisses Stromausfall sind nirgends bewusst, auch nicht bei den Einsatzorganisationen.“ Der Teufelskreis beginne schon im engsten Umfeld. „Wenn die Familie selbst betroffen ist, werde ich zunächst nicht in den Einsatz oder in das Unternehmen gehen, um zu helfen“, veranschaulicht Saurugg. Je mehr Menschen es schaffen, über einen Zeitraum von zwei Wochen sich selbst mit dem Notwendigsten zu versorgen, desto eher sei eine solche Krise zu meistern. Diesen Puffer sieht Saurugg als Basis für jede Krisenvorsorge. Gemeinden müssen die Grundversorgung mit Trinkwasser und Treibstoff sicherstellen, denn nur dann sind auch die Einsatzorganisationen mobil und handlungsfähig. Schwachpunkte sieht der Experte in der medizinischen Notversorgung und im Pflegebereich. Eine der wichtigsten Aufgaben des Landes sei es, dafür zu sorgen, dass im Krisenfall eine geordnete Abgabe von Lebensmitteln stattfindet, die Ressourcen seien regional meist vorhanden. In der Steiermark ist es vor allem der Zivilschutzverband, der wichtige Vorarbeit in der Blackout-Vorsorge leistet, auch wenn das nicht überall auf Resonanz stößt. Schwächen wurden von der Landespolitik erkannt und erste Schritte unternommen. Mit dem Vorsorgeplan bekommen die Gemeinden nun ein Instrument in die Hand, mit dem sie ihre Verwundbarkeit abschätzen und lindern können.