Quelle: Querspur Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC, Ausgabe 07/2015: EINFACH ≠ EINFACH

Ein Blackout ist heute mehr denn je ein realistisches Szenario: Strom ist in Europa keine nation ale Angelegenheit, sondern durch ein eng vernetztes europäisches Verbundsystem geregelt. Neben der Sicherheit, dass der Ausfall eines Kraftwerkes durch die anderen im System aufgefangen werden kann, birgt das das Risiko, dass eine Großstörung Auswirkungen auf das Gesamtnetz hat. Daher wäre es durchaus möglich, dass ein Blackout nicht in Österreich ausgelöst wird, Österreich aber massiv davon betroffen wäre. Zur Instabilität tragen auch erneuerbare Energie träger bei, die je nach Wetterlage Energie produzieren: „Je höher der Anteil an schwankender Strome inspeisung aus Windkraft am gesamten Stromaufkommen wird, desto robuster muss das Stromnetz sein, welches diese Schwankungen abfangen kann“, sagt Markus Pederiva von der Austrian Power Grid AG (APG), die für das hochrangige Stromnetz in Österreich verantwortlich ist. Soll heißen: Nicht nur zu wenig Strom kann gefährlich sein, sondern auch zu viel. Eine Überdosis kann die Leitungen überlasten und zu einem Zusammenbruch des Systems führen. Die genaue Wahrscheinlichkeit eines Blackouts lässt sich laut Experten nicht abschätzen, weil eine Vielzahl an Parametern dazu beiträgt. Fest stehe, dass der Ausfall innerhalb weniger Sekunden und vor allem ohne Vorwarnung passiere. Deshalb ginge es vor allem darum, Vorsorgemaßnahmen direkt in der Bevölkerung zu treffen, so Herbert Saurugg, Initiator der zivilgesellschaftlichen Initiative Plötzlich Blackout. Denn ist der Strom einmal weg, sind Retter gleichzeitig Opfer-, und Standardverfahren also obsolet. www.ploetzlichblackout.at

STROM – IM NOTFALL AUS DEM AUTO

Notstromaggregate, die aus Diesel-Verbrennungsmotoren zur Erzeugung von Energie bestehen, sind vor allem in Krankenhäusern, Feuerwehren oder Rechenzentren elementar, um die Stromversorgung jederzeit aufrecht zu erhalten. Experten bezweifeln jedoch, dass bei einem größeren Ausfall tatsächlich eine ausreichende Dieselversorgung für die Notstromaggregate gewährleistet ist; auch deshalb, weil Tankstellen ohne Strom nicht funktionieren und nur wenige selbst über ein Notstromaggregat verfügen. Künftig könnten aber Autos vermehrt in die Stromversorgung einbezogen werden. Japanische Autohersteller sind für diese Idee Vorreiter. Weil Japans Stromnetz als veraltet gilt und es immer wieder zu Ausfällen kommt, wurden Autos entwickelt, die als fahrende Notstromaggregate konzipiert sind. So liefert etwa ein voll getankter (!) Mitsubishi Geländewagen über zwei separate Anschlüsse im Heck mit laufendem Motor zehn Tage Strom für einen Haushalt. Daihatsu hat dieses Prinzip als Wasserstoff-Auto umgesetzt: In Brennstoffzellen reagiert gasförmiger Wasserstoff mit Sauerstoff und erzeugt Energie, die wiederum die Batterie des Elektromotors speist. Der Strom kann im Haus verbraucht werden. Ebenso kann die Batterie des Autos als Zwischenspeicher für die in der hauseigenen Solaranlage gewonnene Energie dienen.