Letzte Aktualisierung am 09. April 2015.

Quelle: http://direkt.sicherheits-berater.de

Das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit hat jetzt die „Ergebnisse interdisziplinäre Risiko- und Sicherheitsforschung“ vorgelegt. Das 173-seitige Werk wurde von Sicherheits-Berater direkt zusammengefasst.

Zukunftsthemen/-szenarien:

  • die steigende Abhängigkeit von Informations- und Kommunikationstechnologien,
  • die steigende Vulnerabilität von Kritischen Infrastrukturen,
  • den Anstieg der globalen Mobilität und des globalen Handels,
  • die wachsende Schere zwischen Arm und Reich
  • den Anstieg der Migration nach Deutschland

Der Orkan Xaver über Berlin

Der Beitrag untersucht, ob die Warnungen vor dem Orkan Xaver im Dezember 2013 (z. B. der Berliner Tagesspiegel „Berlin droht stärkster Sturm seit Jahren“) der Panikmache der Medien zuzuordnen war oder ob die Vorabaufklärung in den Medien die Folgen des Orkans mindern konnte. Die Frage nach der Panikmache ist insofern interessant, als dass Falschalarme die Bevölkerung desensibilisieren könnten.

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass sowohl für die Feuerwehr als auch für Teile der Berliner Bevölkerung festgestellt werden kann, dass die Warnung zu einer erhöhten Wachsamkeit und schließlich zur Durchführung von Vorbereitungs- und Sicherungsmaßnahmen geführt hat. Dazu hatten sie u. a. Feuerwehreinsatz- und Leitstellendaten analysiert und die Berliner Bevölkerung befragen lassen. Rund ein Viertel der Befragten gab an, auf Grund der Warnung besondere Sicherungsmaßnahmen getroffen zu haben. Darüber hinaus hatten die Warnungen dazu geführt, dass Nachrichten und Wetterberichte aufmerksam verfolgt worden seien. Verglichen mit der Situation bei anderen prominenten Stürmen kommen die Forscher allerdings auch zu dem Ergebnis: „Aus meteorologischer Sicht ist die Windwarnung vor Xaver in Berlin um eine Stufe zu hoch ausgefallen. Zudem wurde das Ereignis für Berlin medial gehypt.“

Die Rolle der Bevölkerung in der Ernährungsnotfallvorsorge

Konzepte zur Ernährungsnotfallvorsorge (ENV) versuchen darzustellen, wie Bund, Länder und Kommunen im Fall einer Versorgungskrise agieren können oder sollen, um die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Das Forschungsforum untersucht im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojektes „Neue Strategien der Ernährungsnotfallvorsorge (NeuENV)“, welche Rolle die privaten Haushalte in einer reformierten Ernährungsnotfallvorsorge übernehmen können. Dabei stellte sich heraus, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht, wie derzeit vorgesehen, Vorräte für 14 Tage anlegt. Demnach würden rund 78 Prozent aller Befragten nur bis zu 2 Tage ohne eine zusätzliche externe Lebensmittelversorgung auskommen. Bis zu einer Woche lang würden nach eigener Angabe allerdings nur 29,1% aller Befragten aushalten. Die von den Behörden angestrebten 14 Tage können dann nur noch 12,3% aller teilnehmenden Personen leisten. Im Vergleich dazu sind die Befragten beim Ausfall der Strom- und Wasserversorgung pessimistischer: Nur 28,3% geben an, dass sie bzw. ihr Haushalt bis zu zwei Tage ohne Wasser auskommen könnten. Ohne Stromversorgung würde etwas mehr als ein Drittel (38,8%) bis zu zwei Tagen aushalten, ohne sich große Sorgen machen zu müssen. Die Forscher empfehlen daher, das bestehende ENV-Konzept zu überarbeiten. Dieses sollte dann ein verbraucherorientiertes Kommunikationskonzept zur optimalen Bevorratung privater Haushalte beinhalten – wobei auch die Unternehmen der Ernährungswirtschaft einzubinden wären.

Kommentar

Die beiden hier angeführten Aspekte haben auch eine wesentliche Relevanz für das Thema „Blackout“. Auf der einen Seite wird einmal mehr der „Mythos Panik“ bestätigt – man kann der Bevölkerung die Wahrheit zutrauen, nein, man muss es sogar, um sie vor unnötigen Schaden zu schützen. Die Medien spielen dabei eine wesentliche Rolle, ob etwa Warnungen ernst genommen werden, oder Sachverhalte als Panikmache abklassifiziert werden. Hier wäre ein aktiver Austausch und die Sensibilisierung der Medienvertreter schon vor möglichen strategischen Schockereignissen notwendig.

Der zweite Aspekt – die Eigenversorgungsfähigkeit der Bevölkerung – ist bei einem Blackout katastrophal! Nach einem europäischen Blackout wird es Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern, bis wieder annähernd eine Normalisierung der Versorgung möglich sein wird. Einerseits müssen die hochsynchronisierten Logistikprozesse erst wieder hochgefahren werden und zum anderen ist mit, je nach Dauer des Stromausfalls, erheblichen Ausfällen in der Primärproduktion (Tierhaltung, Glashäuser) aber auch bei der Verarbeitung bzw. bei den Kühlketten zu rechnen. Ganz abgesehen von den nicht abschätzbaren Schäden in der IT.