Letzte Aktualisierung am 09. April 2015.

Quelle: Sicherheits-Berater.de

„Geben Sie mir 10.000 Euro und ich lege Ihr Rechenzentrum lahm!“ Als Referent und Drohnentüfftler warnt er vor dem Gefahrenpotenzial durch „autonome Systeme“.

rk: Spielzeuge von heute, auch Smartphones, sind vollgestopft mit Sensorik, wie sie auch in der Militär- und Waffentechnik Verwendung findet. Denken Sie nur einmal an die Nintendo-Spielekonsole Wii. Das Ding enthält in seinen Controllern unter anderem hochleistungsfähige Gyrosensoren, die Positionen im dreidimensionalen Raum ebenso berechnen können wie Beschleunigungen. Diese Technik findet zum Beispiel in den aktuellen Steuerungssystemen Verwendung und ist für kleines Geld zu erwerben. Heute bekommen Sie hocheffiziente Steuerungssysteme zum Taschengeldpreis mit der Leistung eines bekannten Einplatinencomputers , der Ihnen hochflexible Erweiterungsmöglichkeiten bietet, um Ihre Drohne präzise zu steuern und zu stabilisieren. Eine Drohne ist ja nichts anderes als eine Schwebeplattform. Als herkömmliche Spielzeugdrohne stürzt die Ihnen vielleicht schon bei Windstärke 4 ab. Eine Drohne, an die jemand mit technischem Know-how Hand anlegt, lässt sich dagegen auch bis Windstärke 12 – da fliegt kein Hubschrauber, oder was immer von Menschen gesteuert wird, mehr – noch stabilisieren und einsatzfähig halten.

bz: Dann steht sie unbeeindruckt vom Wetter und unbeweglich in der Luft. Was ist daran so gefährlich?

rk: Erst wenn sie stabil in der Luft steht, kann sie zum Beispiel gestochen scharfe Fotos schießen. Mit einer Wärmebildkamera kann sie problemlos feststellen, wo kalte Luft ins Rechenzentrum hineingeht und wo warme wieder herauskommt. Damit lassen sich die Ansaugpropeller der Klimaanlage, also Öffnungen ins Rechenzentrum, lokalisieren. Und auch das Schießen im wörtlichen Sinne wird überhaupt erst einer stabilen Schwebeplattform gelingen. Damit könnten Sie dann klassische oder auch ABC-Kampfstoffe abfeuern oder auch einen Brand entfachen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Mich wundert schon lange, dass da noch nichts Schlimmes passiert ist. Für 900 Euro bekommen Sie beim MediaMarkt um die Ecke eine Videodrohne mit Skycontroller. Die können Sie ganz präzise zwischen Bäume im Wald navigieren: Schauen Sie sich nur einmal das Werbevideo an:

https://www.youtube.com/watch?v=WUpmPUcnuBY

Und die Komponenten zur Herstellung von Sprengstoffpaketen zum Drunterklemmen kennt jeder Mittelstufenschüler – ganz gewiss aber ein Chemiestudent. Diese Stoffe bekommen sie ja in jedem Baumarkt oder in jeder Apotheke – auf jeden Fall im Internethandel mit kostenloser Zustellung.

rk: Na ja, das ist ja kein Geheimnis, dass Bastler heute aus frei erhältlichen Bauteilen Dinge konstruieren können, die schier Unglaubliches anstellen können. Schlagen Sie auf Wikipedia nur einmal das Stichwort „F3B“ (Anm. d. Redaktion: eine Modellflug-Wettbewerbsklasse) nach, schauen Sie sich auf Youtube die Experimente mit Robotern an, geben Sie nur das Stichwort „autonomous“ oder „robotic“ ein und Sie kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

rk: Geben Sie mir 10.000 Euro und ein paar freie Tage und ich baue Ihnen einen Marschflugkörper ähnlich dem legendären Tomahawk, der Ihr Rechenzentrum mit ein paar Kilo hochbrisantem Sprengstoff attackiert. Eine Drohne, die einem Rechenzentrum ohne entsprechende Planung und Vorkehrungen richtig Stress bereitet, bekomme ich auch schon für die Hälfte hin. So lautet jedenfalls mein fiktives Angebot an meine Zuhörer zum Zwecke der Sensibilisierung.

bz: Haben Sie denn auch Gegenstrategien anzubieten?

rk: Wenn autonome, mit Sprengstoffen bestückte Drohnen oder Roboter Ihr Rechenzentrum in einem terroristischen Akt massiv beschädigen wollen, haben Sie nur wenig Chancen.

Kommentar

Es empfiehlt sich, den ganzen Beitrag zu lesen! Da warten noch einige Überraschungen auf uns. Technische Entwicklungen haben auch immer eine zweite Seite, die wir nur allzuoft vergessen – die Schattenseiten. Siehe dazu auch Frankreich – Drohnen lassen Sorge um AKW-Sicherheit wachsen.